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(nach anekdotischer Überlieferung)

Der Kaiser hat den Pegasus geritten.
Das Ross hat heftig unter ihm geschnauft,
doch schenkte es dem Reiter auf sein Bitten
ein Kindlein, "Sang an Ägir" notgetauft.

Auch zu Johannes Brahms gelangt die Kunde.
Er liest das Opus, das man ihm empfahl.
Nun schlendert er auf abendlicher Runde
zum "Roten Igel", seinem Stammlokal.

"Den 'Sang an Ägir' will ich gern probieren,
von dem an Rhein und Donau jeder spricht.
Er wird doch eure Speisekarte zieren?
Vielleicht erwähl ich ihn zum Leibgericht."

Der Ober schluckt und räuspert sich verlegen:
"Mein Herr, da bin ich leider überfragt.
Sie ließen sich eventuell bewegen ...
ob Ihnen leicht was Anderes behagt ...?"

"Sie sind", spricht Brahms, "schon lange im Berufe
und lassen mich gewiss nicht hungrig harr'n.
So schwingen Sie gefälligst Ihre Hufe
und bringens eben einen Kaiserschmarrn!"

*

Für Neugierige hier das erwähnte Gedicht:

Wilhelm II. (1859 - 1941)

Sang an Ägir

O Ägir, Herr der Fluten,
dem Nix und Neck sich beugt,
in Morgensonnengluten
die Heldenschar sich neigt.

In grimmer Fehd' wir fahren
hin an den fernen Strand,
durch Sturm, durch Fels und Klippe
führ' uns in Feindesland.

Will uns der Neck bedräuen,
versagt uns unser Schild,
so wehr' dein flammend' Auge
dem Ansturm noch so wild!

Wie Frithjof auf Ellida
getrost durchfuhr dein Meer,
so schirm' von diesem Drachen
uns, deiner Söhne Heer!

Wenn in dem wilden Horste
sich Brünn und Brünne drängt,
den Feind, vom Stahl getroffen,
die Schildesmaid umfängt,

dann töne hin zum Meere
mit Schwert und Schildesklang,
Dir, hoher Gott, zur Ehre,
wie Sturmwind unser Sang.

(Von Wilhelm II. selbst für Singstimme und Klavier vertont und 1894 im Verlag Bote & Bock veröffentlicht)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Cornelius,

das ist ja witzig, da hat der Herr Brahms den Titel des Gedichts "Sang an Agir" als Synonym für einen Kaiserschmarrn benutzt. Das Gedicht vom Kaiser war für Brahms also ein Schmarrn. 😂
Das hast du wieder sehr gekonnt umdichtet.

Mit Freude gelesen
LG Wilde Rose
 

Claudis Themen
Hallo Cornelius,

das ist ja wieder eine herrliche Delikatesse aus deiner Feder, die ich mir gerne auf der Zunge zergehen lasse!

(Gerne möchte ich hier das Gedicht "Sang an Ägir" von Wilhelm II. beifügen, bin aber nicht sicher, ob die Forenregeln dies erlauben.)

Ja, das Gedicht ist gemeinfrei und du kannst den Text gerne entsprechend kommentiert als Referenz zu deinem Werk mitgeben.

Wenn du einfach jemanden aus dem Moderationsteam per Profil-Tagging (wir nennen es auch Erwähnung) ansprichst - also z.B. so: @Claudi, kannst du sicherstellen, dass deine Frage uns erreicht. Ansonsten bleibt es dem Zufall überlassen, denn wir haben nicht die Zeit, jeden einzelnen Beitrag im Forum zu lesen.

LG Claudi
 

Joshua Coans Themen
Hallo Cornelius.

Hat etwas gedauert bis ich es verstanden habe, aber dann die aufklärende Pointe. Herrlich!
Dein Gedicht hier ist anders als der Titel, eher eine leckere Kost. Wie immer Top! Nix zu meckern.
Ich denke ich werde ab sofort nur noch vom Sang an Ägir sprechen, wenn ich Kaiserschmarrn meine.
Auch wenn es die Gefahr bringt, dass ich nie wieder welchen Essen werde.

LG JC



PS: Ja tagge uns an wenn du eine Frage hast! Da Claudi und ich an Stromkabeln hängen, die bei jedem Tagging, einen kurzen Stromschlag abgeben, bekommen wir das dann auch ganz sicher mit... nur... äh... bitte nicht so oft okay?
 
Hallo @Claudi und @Joshua Coan,

vielen Dank für eure Likes und Kommentare zu meinem Schmarrn und den Hinweis zum Tagging. Darauf hätte ich eigentlich selbst kommen können, euch mit meiner Frage direkt anzusprechen ... Jetzt will ich es mir aber merken. (Hoffentlich sind die Stromstöße in dieser Wortmeldung nicht zu schmerzhaft.)

Danke auch dir, liebe @Wilde Rose, für deine Zeilen, ebenso an @Driekes und @Lizzy !

Gruß
Cornelius
 
Hallo Cornelius!

Zugegeben - ich habe ein bisschen überlegen und dann suchen müssen. aber die Verblüffung über Deinen Einfall, Cornelius, war zu groß. Meisterlich!
MfG
Windo
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Cornelius,

ich kann mich da nur anschließen, das ist eine schön verreimte Anekdote von dir!

Ich verstehe zwar nicht, wie Brahms das kolossale Machwerk des lieben Kaisers so verhöhnen konnte. Ich würde mich aber auch wundern, wenn der in einem Anflug lyrischer Tiefsinnigkeit alleine und bei Kerzenschein gesessen hätte um seine Gedanken sich auf das Papier ergießen zu lassen. Ob es mir gefällt, weiß ich eigentlich gar nicht. Mehr als die ersten beiden Strophen habe ich - im Gegensatz zu deinem Gedicht - dann doch nicht gelesen.

Der Rote Igel war übrigens nicht nur das Stammlokal von Johannes Brahms, sondern auch das von meinem persönlichen Lieblingskomponisten Anton Bruckner. In dem Zusammenhang gäbe es sogar ein paar verdichtenswerte Anekdoten. 😀


An einem andren Tag geschah
im "Roten Igel", zufällig,
dass Brahms dort Anton Bruckner sah.
Man freute und umarmte sich.


Liebe Grüße an dich
Delf
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber Cornelius,
eine witzige Anekdote über Pegasus, Kaiser und Brahms. Sehr gern gelesen, dein in Gedanken und Worten sehr wendiges Werk.

Wilhelm II. hätte als Dichter mit seinen stolzen und verblendeten Höhenflügen ja weitaus geringeren Schaden verursacht denn als Staatsoberhaupt.

LG g
 
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  • gummibaum
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