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Nur Kommentar Sie kennen mich nicht, mein Sohn

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Sie kennen mich nicht, mein Sohn.

Oder kennst du mich, weil ich dich meine?
Vielleicht kennt er dich, weil du mich suchst.
Vielleicht kennt niemand – vielleicht kennen wir.
Doch, mein Sohn – ich kenne dich wohl.
Ich kenne dein Fragen, dein Suchen, dein Ringen.
Oder war es mein Fragen in deinem Mund?
Dein Suchen in seinem Schatten?
Mein Ringen durch deinem Herz. Schlag?
Trifft meine Fresse. Die Zähne fallen rein. Die Haare bluten. Du siehst mich.
Aber das, was du in mir zu erkennen meinst, bleibt dir verborgen,
bis du den Mund hast, nicht mehr nach mir,
nicht mehr nach dir,
nicht mehr nach ihm – sondern nach dem,
der dich fragt, wenn keiner spricht.

Sie kennen mich nicht, mein Sohn!!!

Und gerade darin liegt die Wahrheit, mein Sohn:
dass du glaubst, mein Erkennen sei dein Besitz,
dass dein Schatten schon sein Gesicht trägt,
dass er dich kennt, so wie du mich zu kennen meinst.
Doch wer den Menschen kennt, verliert den Sohn,
und wer den Sohn erkennt, verkennt sich selbst.
Mein Herz, dein Herz, sein Herz -
Voller Würmer, wie vergammelter Zuckersüß.
verhüllt, verhangen, verwandt,
bis die Stunde kommt, in der der Schleier euch – uns – ihn hebt.

Sie kennen mich nicht, mein Sohn?

Wenn du mich so fragst, mein Sohn, dann antworte mich:
Nein – nicht so, wie ich dich ersehe.
Und dein Augapfel stirb, mein Innen kleine Schnitzel gestellt
Denn Sehen ist nicht dein Erkennen,
und Hören nicht mein Begreifen.
Es ist dein Wandeln in meinem Dunkel,
sein Tasten durch unser Schweigen,
mein Verstummen in deinem Atem –
wenn die welke Blüte das Glasige weiß gebricht
bis das Licht
dich, mich, ihn – uns – zerreißt,
und keiner mehr weiß,
wer Sohn war,
wer Vater sein,
wer der Schatten geworfen
in die Steine.
 
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