Hallo Nesselröschen,
zunächst möchte Dichtung - abseits von der Selbstspiegelung des Dichters beim Verfassen des Gedichtes - beim Leser individuelle Bilder in den Gedanken erzeugen, die auf der persönlichen Ebene Freude erzeugen mögen. - Das beschreibt ganz unabhängig von der Intention des Verfassers die Vielfalt der Wahrnehmung eines Gedichtes, die niemals in einer Diskussion infrage gestellt werden sollte.
Mit Deiner Erlaubnis skizziere ich ein Bild meiner Intention:
Das Gedicht ist ein Appell und eine Mahnung dahingehend, das Geschenk des Lebens in
blühendem Glücke zu schätzen und zu ehren - wie die Azaleen sich hin zur Sonne hin öffnen,
bis sie sich dereinst neigen, dem Unabänderlichen entgegen. - So melancholisch all das
klingen mag, so vehement besingt das Gedicht das Glück des Lebens - das ist der tiefere Sinn.
Daß uns der Glaube (malen uns in schönsten Farben - ein prächtig neues Erblühen) einen
Ausweg aus der Sinnlosigkeit von Allem schenkt, findet sich in der Analogie des "kleinen Todes"
der Azaleen - klein deshalb, weil die Triebe neu ausblühen werden (die Auferstehung). - Der
Antipode dazu ist Gottfried Benn in seinem Gedicht "Es gibt nur zwei Dinge": "...es gibt nur zwei
Dinge: die Leere und das gezeichnete Ich."
"Das große Schweigen" meint die Ungewissheit nach dem Zustand der Seele nach dem Tode des Menschen
und aller Natur.
Das war, in aller Kürze, eine Erklärung des Werkes aus Sicht des Verfassers, das Empfinden des Lesers
kann gerne davon abweichen.
Herzlichst,
Holger