Hallo Perry,
ich meine, dir ist da ein fabelhaftes Gedicht gelungen.
Ich schildere dir meine Eindrücke, Gedanken, Assoziationen …
Die Überschrift 'trüb sinn'. Dein zerlegtes Wort zeichnet nicht nur eine düstere Stimmung, auch ein Bild: einen Menschen mit getrübtem Sinn. - Hier erweitert das Stückeln m.E. die Möglichkeiten des Lesens, regt meine Phantasie an, da es ja auch (meine ich) eine leichte Unschärfe erzeugt.
Die erste Strophe, erste Sahne.
Ein alter / alternder Mensch in Trauer.
Der Sommer, die Blüte des Lebens bedingt unausweichlich den Herbst, das Altern. Ein unumstößliches Naturgesetz. Ihm sind Mensch, Tier und Pflanzen unterworfen; ohne Wenn und Aber. Selbst für die unbelebte Natur gilt dieses Gesetz. Dauert nur ein wenig länger.
Die 'hitzige Hand des Sommers' finde ich großartig. Ein phantastisches, starkes Bild; das daraus resultierende 'verdorrte Land' – ein kongeniales Weiterzeichnen eben dieses Bildes.
Die zweite Strophe, erste Sahne.
Das Bild von der Eidechse.
Finde ich sehr passend gewählt. Ein wechselwarmes Geschöpf, das die Sonne – so scheint es bei kürzerer Betrachtung – nicht verdorrt. Im Gegenteil. Es scheint unseren Stern, und dessen Wärme in Mobilität zu verwandeln, um jetzt erst recht lebendig zu werden …
Und schließlich die pessimistische Frage. 'Ist das der Preis fürs frühe Glück?'
Die Frage, die eine Erklärung sucht, ein Logik, eine Stringenz, dort, wo keine zu finden ist.
Ein Gedicht über Traurigkeit, Alter/n und eine unbeantwortbare Frage. Ein bewegendes Gedicht. Ein Gedicht, das selbst den 'Trübsinn' in hellem Licht erstrahlen lässt. Beeindruckend.
LG
Berthold