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Feedback jeder Art Vertikale Träume

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  • Friedrich
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Vertikale Träume


So sitzt du am Morgen; tippst, klickst, knirschst
Lageplan zeichnen, Meeting um zwölf
Die Partner warten

Was für ein Feiertag; wir zwei im Hotel
Mein halb leeres Bett schweigt
Und ich schweige zurück

Wenigstens der Ausblick gibt Trost
Hinter Panoramafenstern ragen zwei Türme
Der eine kantig türkis, der andere rotbraun und rund

Die beiden starteten sicher auch einmal
Mit Lageplänen und hektischen Klicks

Als Ausschreibungen mit
Abgabestress und Wettbewerbsangst
Voller Wettkampfeifer, Siegen wollen
Und Angst vor Verlust

Am Ende siegte jemand
Und alle anderen verloren

Das ist dein Beitrag zu unserer Welt
Dass Solitäre wie diese sie zieren
Und das jeder von ihnen
Der zeitloseste,
Die Orthodoxie konfrontierendste,
DIN-Normenkonformste
Und dabei Nutzflächenmaximierendste
Bau ist
Der an diesem Ort denkbar war

Vielleicht steht eines Tages auch dein
Wahrzeichen
In unserer Stadt

Dann gehen wir Hand in Hand daran vorbei
Und werden uns stolz anschauen

Vielleicht erzählen wir dann unseren Kindern
Wie du hier und heute geschwitzt hast
Wie spannend alles war

Das wäre schön

Doch heute
gehe ich allein
Durch diese Gassen
Und schaue mir allein
All diese Wunder an

Heute
fehlst du
Mir
Sehr
 
Hey @Friedrich

Ich liebe, wie der Text seine Schichten auffächert wie architektonische Pläne. Unten: der Alltag. Darüber: die Liebe. Darüber: das Versprechen. Darüber: die Einsamkeit, ganz oben wie ein leerer Rooftop-Pool, in dem keiner schwimmen will.

Der Titel ist Gold. Vertikale Träume, das klingt nach Hochhaus und Sehnsucht zugleich. Es ist dieses Bild von Aufstieg, Bau, Wollen – und gleichzeitig: Abstand, Distanz, das Untenbleiben-Müssen. Als würde sich die Liebe mitentwickeln, nach oben streben, aber irgendwann in einem anderen Stockwerk enden.

Formal funktioniert es wunderbar, weil es eben nicht auf Lyrik macht. Keine Reimkrücke, kein Pathos-Meter. Sondern ein rhythmisches Denken in Zeilen, das vom Büro bis zur leeren Hoteldecke alles mitnimmt. Ich lese das wie ein Brief, den man nie abgeschickt hat, und dann doch veröffentlicht. Als Entwurf für ein Leben zu zweit, das (noch?) nicht gebaut wurde.


Vertikale Träume
Doch heute
gehe ich allein
Durch diese Gassen
Und schaue mir allein
All diese Wunder an

Wenn man sich beim Wunder-Anschauen wünscht, selbst eins zu erleben, dann ist das der Moment, in dem aus Schönheit ein Spiegel wird. Und aus dem Blick nach außen ein Flüstern nach innen.

Gerne gelesen,
evermore
 
Hallo Friedrich,
das Träume meistens "hoch hinaus" wollen ist naheliegend.
In der Realität ist es oft schwierig hochfliegende Pläne umzusetzen bzw. Beruf und Beziehung unter ein Dach zu bekommen.
Mir gefällt hier besonders das Verweben zwischen Traum und Realität, auch wenn das LI am Ende allein durch die Welt architektonischer Wunder geht.
LG
Perry
 
Liebe @evermore,

vielen Dank für dein detailliertes Feedback! Es freut mich sehr, dass meine Zeilen verfangen haben und dass auch die (sehr freie) Form funktioniert hat. Deine beiden Schlusssätze sind selbst sehr poetisch und dabei absolut on point.

Die Liebe im Alltag ist manchmal nicht leicht, aber Hochhäuser werden auch nicht an einem Tag fertiggestellt 🙂 .

Vielen Dank und beste Grüße

Friedrich


Lieber @Perry,

es freut mich sehr, dass es dir auch gefallen hat! Ja, im Traum ist vieles einfacher, was dann in der Realität reichlich Kraft kostet. Und manchmal ist das Sprechen über (gemeinsame) Träume, der erste Schritt um diese zu verwirklichen. Danke fürs Reinspüren und Kommentieren!

Beste Grüße

Friedrich

Vielen Dank auch an @Arwen, @Lyzea, @Claudi, @Fiete686, @Manuelasworte, @Vogelflug für eure Likes!
 
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