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Zum besseren Verständnis von Mensch und Welt sollte man,so glaube ich,so weit wie möglich zurück gehen,an den Ort und an die Situation,an dem der ganz individuelle Mensch entstanden ist.Einmal versuchen, den Weg nach zu zeichnen, vom Anfang,bis zum Ende.
Den Weg,die Entwicklung,die man selbst durchlaufen hat.
Versuchen,die Welt zu beschreiben,an die man sich nicht erinnern kann,und auch keinen Anlass dazu sieht ,das zu tun,denn die vorgeburtlichen Entwicklungsstadien,befruchtete Eizelle,embryonale Entwicklung etc., sind eigentlich nur für die wissenschaftlichen Strukturen,Justiz,Natur-und Humanwissenschaften,von Interesse und Belang,
ein Fachgebiet unter anderen.
Für das Empfinden des Alltagsmenschen beginnt sein Leben,und das der Anderen,nicht mit der Empfängnis,sondern mit dem Ereignis,das die bloße Vorstellung “Mensch”konkret werden lässt,
und ihn anhand des Ortes und des Zeitpunkts
seines ersten Erscheinens,fassbar und erfassbar macht,dem Tag seiner Geburt.
Die Geburt ist der Zeitpunkt und Ort,an dem das Lebewesen Mensch zum ersten Mal vor menschliche Wahrnehmung tritt,die Sphäre der Vorstellung verlässt,nicht mehr nur fühlbar für seine Mutter,und sichtbar für bildgebende Verfahren der Apparatemedizin ist,sondern sich selbst zum ersten Mal zeigt.Sich von dem trennt,was ihm 9
Monate lang Raum,Schutz,Ruhe und Nahrung gab,um zu wachsen und zu werden.
Dem ging die Zeugung voraus,eine Vereinigung
zweier vollständig entwickelter Individuen,die,
jeder einen kleinen Teil von sich gebend,eine Möglichkeit schaffen,diese Möglichkeit wollend,in Kauf nehmend,oder einfach ausblendend.Ein rauschhafter,willenloser,unbewusster Akt des Kontrollverlustes ,um eines Zieles Willen,um einer Gesetzmäßigkeit genüge zu tun,die eine Entscheidung für oder wider,nicht vorsieht.
Der Moment,in dem Spermium und Eizelle verschmelzen,ist der Beginn jenes Prozesses,
der mit dem ersten Schrei beginnt,und mit dem letzten Atemzug endet.Im Moment der Geburt zerreißt die Verbindung an eine geheimnisvolle
Welt,unumkehrbar und für immer.
Was anfangs Möglichkeit war,wurde Gewissheit und Geschehen,aus dem Teil wird ein Eigenes,ein Ganzes.
Dieser Vorgang des Werdens ist darstellbar,ein Gegenstand der Wissenschaft,ein Thema,Objekt der Neugier und nicht mehr sicher vor Versuchen der Beeinflussung,der Negation oder der Nutzbarmachung.
Darunter leidet das Faktum,daß es sich um ein Wunder handelt.
In dieser dunklen,vorgeburtlichen Welt liegen die
wahren Wurzeln des Menschen.
Mit der Geburt wechselt er die Umgebung,taucht auf aus dem Fluidum des Fruchtwassers in den
Äther aus Luft,Licht,Geräusch,ihm nicht völlig unbekannt,vormals gedämmt durch den Körper der Mutter,aber nun mit voller Intensität.
Der Zustand völliger Zurückgezogenheit auf sich
selbst endet nun,und erst im Moment seines Todes wird sich diese Zurückgezogenheit wieder einstellen.
Die Akzentverschiebung auf die Geburt,geht einher mit einer Verschleierung der davor liegenden Geschehnisse.Der Mythos des Menschen bleibt im Mutterleib zurück,das
Sichtbare und Erfassbare des Menschen,das Wiedererkennbare,tritt in das Licht der Welt.
Das Kind wird erkannt,und wird bald selbst erkennen.Schon vor der Geburt ist das Kind Thema,wird als Möglichkeit gesehen,es existieren
Pläne,schon im Kreissaal wird es Staatsbürger.
Seine Gesundheit,seine Beschaffenheit ermöglicht Außenstehende,ihre Möglichkeiten auf das Kind anzuwenden.
Das Fluidum des Fruchtwassers wird ersetzt durch das Fluidum der kulturellen,sozialen,familiären Kontexte,die schon warten,denen es nicht entgehen wird.
Die Vernachlässigung der vorgeburtlichen Welt
durch die Akzentuierung auf den Moment der Geburt,verstellt dem Menschen den Blick in die Tiefe seines Ursprungs.
Der Subkontext dieser Betrachtungsweise lautet,
daß nur das,was wie ein Mensch aussieht,Vorrechte und Ansprüche hat,Schutz genießt.
Man könnte sagen,daß der Mensch sich mit der Geburt vor der Nachstellung durch seinesgleichen
in Sicherheit bringt, fürs erste zumindest.
 
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