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Feedback jeder Art Woran ist eigentlich der tote Winkel gestorben?

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Die bittersüße Moritat vom toten Winkel von Untergruppendings

Es war, man glaubt es kaum, im Jahre des Herrn 1785. In der Winkelgasse, einem unscheinbaren, aber berüchtigten Gässchen im malerischen Untergruppendings, da stand eine Eckkneipe. "Zum Winkel" nannte sie sich, und war bekannt für ihr Bier – das mancherorts auch als "flüssige Geradlinigkeit" bezeichnet wurde – und ihre bisweilen etwas zu ausgelassenen Gäste. Einer dieser Gäste war an besagtem Abend ein junger Winkel. Er hatte so viel "flüssige Geradlinigkeit" intus, dass er bereits auf gutbürgerlich angeheiterte Weise torkelte, die Welt drehte sich bereits fröhlich um ihn, ganz gegen die Prinzipien der euklidischen Geometrie.
Der Anlass für diesen feuchtfröhlichen Zustand? Nun, der Winkel hatte allen Grund zum Jubeln! Erst am Tag zuvor war er – man halte sich fest, denn so etwas geschah nicht alle Tage – von einem stumpfen Winkel zu einem waschechten, kerzengeraden rechten Winkel befördert worden. Eine steile Karriere in der strengen Welt der Vermessung und des Bauwesens, die mit seinen Winkelkumpeln – einem schüchternen Gleichschenkligen und einem etwas zu exzentrischen Tetraeder – ausgiebig gefeiert werden musste. Man hatte bis in die frühen Morgenstunden über die Schönheit des Satzes des Pythagoras philosophiert und dabei mehr als ein Fass geleert.
Doch das Schicksal, es ist ein hinterlistiger Gesell, der gern im rechten Moment eine unerwartete Kurve nimmt. Gerade als der junge Winkel mit hochgerecktem Kopf (und noch immer leicht schwankendem Schritt, der einer Sinuswelle ähnelte) die Welt erobern wollte, stolperte er über seine eigenen Füße. Es war kein einfacher Stolperer, nein, es war ein klassischer Fall von Übermut, mangelnder Koordination und einer gemeinen kleinen Bodenwelle, die wohl nur darauf gewartet hatte, sich zu rächen. Sein Schwung trug ihn, in einer eleganten, wenn auch unfreiwilligen Parabel, direkt hinter eine Kutsche. Dort landete er mit einem herzhaften Platschen in einer Pfütze. Keine gewöhnliche Pfütze, nein, eine besonders tückische, die sich wohl seit Wochen nicht entscheiden konnte, ob sie lieber See, Sumpf oder gar die Quelle des Nil sein wollte. Ihr Inhalt war eine mysteriöse Mischung aus Regenwasser, Pferdeäpfeln und den Träumen gescheiterter Winkel.
In dieser feuchten Grube erkrankte der arme Winkel jämmerlich. Eine Erkältung, so hartnäckig, dass sie selbst den geradesten Winkel in die Knie zwang und seine einst so makellose 90-Grad-Form in eine traurige, zittrige Schlangenlinie verwandelte. Seine letzten Worte sollen gewesen sein: "Ich sehe... ich sehe keine Senkrechte mehr..." Und so kam es, dass der junge Winkel, frisch befördert und voller Tatendrang, sein Leben aushauchte. Ein tragisches, wenn auch leicht feuchtes, Ende, das in den Annalen von Untergruppendings als "Das große Platsch" in die Geschichte einging.
Das Erbe des Winkels
Er hinterließ eine trauernde, spitzwinkliche Witwe, die fortan ihre Tage in kläglichen 45-Grad-Winkeln verbrachte und stets einen schwarzen Schleier trug, der ihren einst so scharfen Blick trübte. Sie weigerte sich fortan, auch nur einen stumpfen Gegenstand anzusehen. Und natürlich mehrere kleine Winkelchen, die nun ohne ihren Vater aufwachsen mussten und sich oft fragten, ob sie jemals so gerade werden könnten wie er.
Da war auch der kleine Timmy, ein ganz besonderer Fall. Ein 180-Grad-Winkel, der von allen gehänselt wurde, er sei doch gar kein echter Winkel, sondern nur ein Strich. "Ein Strich ohne Charakter!", riefen die anderen Winkelkinder auf dem Spielplatz. Eine Bürde, die der kleine Timmy sein Leben lang mit sich tragen sollte, stets bemüht, sich irgendwie zu krümmen, um doch noch als echter Winkel durchzugehen.
Und so ging der tote Winkel, nicht in Vergessenheit, aber doch als eine Lehre, wie schnell aus einer glänzenden Beförderung eine nasse Beerdigung werden kann – besonders wenn man nicht aufpasst, wo man hintritt, selbst wenn man die Welt aus einem rechten Winkel betrachtet. Die Geschichte wurde fortan in der Kneipe "Zum Winkel" bei jeder neuen Beförderung als mahnendes Beispiel erzählt, oft begleitet von einem Stoßgebet, dass der gerade beförderte Winkel trocken bleibt.
 
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