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Zeitgenössische Chronik aus Glanzhall


Im Namen des Höchsten, in dessen Licht unser Land wandelt und dessen Hand die Waage der Ordnung hält, sei diese Chronik verfasst zur Ehre des Ewigen Reiches, das da heißt Glanzhall.

Nie ward je ein Ort solcher Reinheit geboren, wie er nun ruht in den göttlich behauenen Klippen der Sonnenschluchten. Eingefasst vom Gestein selbst, als ob der Schöpfer es mit eigenen Händen geformt, erhebt sich unsere Stadt im Glanz des Immerlichts. Kein Schatten wagt sich dauerhaft über ihre Mauern, denn der Himmel über Glanzhall ist rein, wie der Wille des Propheten.

Die Häuser, kunstvoll errichtet aus Fachwerk und massivem Stein, tragen ihre Ziegeldächer wie Kronen. Türmlein, Erker, weite Fensterbögen, verziert mit goldenen Lettern und Lehren – ein jedes spricht von Ordnung, Disziplin und Reinheit. Die Straßen sind gepflastert, breit und wohlgekehrt, selbst die Kiesel darin liegen nicht dem Zufall überlassen, sondern der allgegenwärtigen Ordnung.

Die Kinder, jene frischen Triebe unserer heiligen Saat, rufen fröhlich in den Gassen, ihre Stimmen gleich himmlischer Gesänge. In ihren Schulgewändern eilen sie zu den Hallen der Bildung, wo sie vom Worte des Propheten selbst durch seine erwählten Lehrer genährt werden. Ein jeder Junge, eine jede Magd weiß, was seine Hand zu tun, sein Herz zu fühlen, sein Geist zu denken hat.

Auf dem Marktplatz des Ewigen Tauschs preisen die Händler laut und heiter ihre Waren: Teppiche aus dem Süden, Rauchwerk aus den Glutlanden, Früchte aus den bewässerten Feldern der Unterküste. Alles, was dem Reich gehört, wird hier zu Gold, und der Wohlstand glänzt in den Augen der Käufer. Hier eilen Mägde mit Körben, Priester schreiten ehrfurchtsvoll vorüber, Soldaten halten Wacht mit ruhiger Miene.

Und über allem, stets sichtbar, stets wachend, stets segnend: die Statue des Propheten – fünfhundert Schritt hoch, aus hellem Stein gehauen, das Schwert des Zorns in der Rechten, den Mantel der Gnade um die Schultern. Sein Blick – weit, klar, unausweichlich – reicht über Dächer, Tempel und Türme hinweg, bis hinaus zu jenem flackernden Saum am Horizont.

Denn siehe, seit vier Tagen und Nächten leuchtet der Osten wieder in heller Glut – fern, wie ein gewaltiger Sturm aus Licht. Wir nennen es ehrfürchtig den Weltenbrand, das Zeichen, dass unser Wille sich wie ein Sturm erhebt. Ich sah ihn gestern in der Morgendämmerung: eine rote Linie, kaum mehr als ein Dunst, aber in ihm lag Kraft. Kein Geräusch, keine Schreie – nur Licht, wie ein zweites Morgenrot.

Manche murmeln vom Krieg, vom Sieg, vom Reinigen der Finsternis. Doch hier in Glanzhall… lebt man ruhig. Mit fester Haltung, geradem Blick, klarem Herzen. Denn wir wissen: Was jenseits unserer Mauern geschieht, geschieht, weil wir hier stehen. Und was das Licht des Propheten will, das wird geschehen.

Ich habe es nie anders gekannt. Ich will es nie anders kennen.
Denn Glanzhall ist der Mittelpunkt der Welt.
Der Prophet ist ihr Ursprung.
Und ich – bin sein getreuer Schreiber.
 
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