Hey Susu,
ich denke, das Gedicht trägt emotional zu viel für zu wenig Form. Meine Meinung:
Mit Gewalt bin ich aufgewachsen und habe mir gewünscht ich wäre dabei drauf gegangen.
Zwischen „gewünscht“ und „ich“ fehlt ein Komma. „drauf gegangen“ sollte korrekt zu „draufgegangen“ zusammengezogen werden.
Als jedesmal jeden Tag geschlagen zu werden, der Tod soll mich holen ich kann es nicht mehr ertragen.
„Als“ am Satzanfang ergibt grammatisch keinen Sinn. Es fehlt ein Hauptsatz oder es müsste in „Es war schlimmer als“ o.Ä. eingebettet sein.
„jedesmal“ sollte zu „jedes Mal“ getrennt werden.
Zwischen den Teilsätzen fehlen Kommas: Nach „jedesmal“ und nach „holen“.
„Als jedesmal jeden Tag“ ist ein unglücklicher Zungenbrecher ohne semantischen Mehrwert.
Immer wenn ich vor'm Spiegel stehe und meine Tränen gefüllten Augen sehe immer wenn ich mich an diesen Tag erinnere wo man meine liebsten einfach zertrümmerte.
„Tränen gefüllten“ ist kein korrekt zusammengesetztes Adjektiv. Gemeint ist vermutlich „tränengefüllten“.
Zwischen den beiden „immer wenn“-Konstruktionen fehlt ein Punkt oder wenigstens ein Gedankenstrich zur Abgrenzung.
„diesen Tag“ kann zu „den Tag“ korrigiert werden, da es sich um eine Erinnerung handelt.
Nach „erinnere“ fehlt ein Komma.
„liebsten“ muss großgeschrieben werden.
Du leitest zwei Nebensätze ohne Hauptsatz ein. Verwirrend, aber möglicherweise intendiert, möglicherweise als syntaktische Schnappatmung des LI's.
„wo“ wirkt hier deplatziert, „an dem“ passt besser.
Die Spiegelmetaphern sollen endlich mal in Kur gehen (bitte?).
„Zertrümmerte“ wirkt stark, aber komplett aus dem luftleeren Raum geworfen. Wer? Wie? Wann? Und warum klingt das wie ein Actionfilmzitat ohne Kontext?
Ich verstehe nicht warum Menschen heiraten müssen wenn sie sich nicht lieben und sich jeden Tag quälen was können sie schon dafür wenn sie grundlos verraten wurden und in tausend einzelne stücke gerissen wurden.
Mehrere Kommata fehlen: nach „verstehe nicht“, „heiraten müssen“, „quälen“.
„stücke“ muss großgeschrieben werden.
Der Satz ist syntaktisch überfrachtet.
Erneut: starke Wortwahl („in Stücke gerissen“), aber die emotionale Wirkung wird durch die unklare Subjektlage und das unsaubere Tempus-Geflacker gedämpft. Wer sind „sie“? Und was heißt „verraten“ – metaphorisch oder konkret?
Sie leben um zu lieben um freude am leben zu haben und nicht in schmerz und kummer zu geraten.
Es fehlen Kommas: nach „leben“ und „lieben
„freude“, „leben“, „schmerz“ und „kummer“ müssen großgeschrieben werden.
Das klingt schon wie ein Wandtattoo auf einem Lebenshilfepodcast (nicht böse gemeint, ich mag solche Podcasts Xd)
Menschen töten um ihren eigenen Willen wegen Hass und Wut und denken nicht dabei was andere fühlen.
Kommas fehlen: nach „Wut“ und „dabei“.
Tonlage einer Schülerzeitungsüberschrift.
Sie leben um zu töten um sich zu rächen um chaos zu verbreiten und vergessen völlig dabei wie schön das Leben eigentlich sein kann.
Wieder fehlen Kommas: nach „töten“, „rächen“, „verbreiten“ und „dabei“.
„chaos“ muss großgeschrieben werden.
Der Dreiklang „um zu töten, um sich zu rächen, um Chaos zu verbreiten“ hat eine gewisse Kraft, die dann im Schlussteil aber abgewürgt wird.
Der Text schreit, aber durcheinander. Als ich las, habe ich gefühlt, aber mit Kopfschmerzen und Gähnen als Begleiterscheinung. Ordne den Schmerz des LI's, nicht, weil Gefühle ordentlich sein müssen, sondern weil Sprache sonst nichts überträgt außer Lärm.
Gerne gelesen,
evermore