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Feedback jeder Art Abendspaziergang

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Er trug stets eine braune Schiebermütze und eine viel zu weite, lange Hose. Ein eng geschnallter Gürtel hielt sie in Falten um die Taille zusammen. Ein braunes Sakko fiel geöffnet über seinen schlanken Oberkörper. Er war nicht viel größer als ein Zwölfjähriger und hatte offensichtlich nirgendwo Fett am Leib. Sein Gesicht sah aus wie gegerbt. Er trug einen Oberlippenbart in einer Farbe zwischen schwarz, braun und grau. Seine Füße schlurften leicht. Sein Oberkörper war nach vorne geneigt. Seine Hände lagen mit den Handflächen nach außen oberhalb des Gesäßes auf dem Rücken. Er ging mit kleinen Schritten. Er war alt, wie alt konnte schwerlich abgeschätzt werden.

Ihm folgte im Abstand von etwa einem Meter eine Frau. Sie trug einen weiten, bunten, Rock, der bis zum Boden reichte, darüber eine langärmlige, schwarze Jacke, die sie über der Brust mit einer Hand zusammengefasst hielt. Sie war kleiner als er und sehr schmal. Um den Kopf hatte sie ein dunkles Tuch gebunden, das ihr Haar sowie einen Teil ihrer Stirn bedeckte und das im Nacken verknotet war. Im Gegensatz zu ihm ging sie aufrecht. Ihr Schritttempo war dem des Mannes angepasst. Ihr dunkelhäutiges Gesicht hielt sie zu Boden gerichtet. Es war nicht möglich, ihr in die Augen zu sehen.

Auf diese Weise gingen die beiden fast jeden Abend auf dem Bürgersteig unserem Haus gegenüber vorbei. Keiner sprach ein Wort zu dem anderen. Immer trugen sie dieselbe Kleidung. Niemand wusste, wer sie waren, wie sie zusammengehörten und wo sie wohnten.

Später einmal hörte ich, dass es sich bei den Spaziergängern um ein seit vielen Jahren miteinander verheiratetes Paar handelte.

© Jutta Gornik
 
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