Feedback jeder Art Bahnhof 01:48 (Notatlyrik)

[Driekes]

01:48.
Bahnhof. Kalt.
Neon flirrt;
die Tafel flackert,
Zeilen springen, bleiben leer.
Zug: fällt aus.

Regen prasselt gegen das Gleis,
Papierfetzen wehen umher,
getrieben von kaltem Wind,
der den Raum erfüllt.

Pappbecher, Kaffee lau.
Die Bank schimmert grau,
der Raum zieht still.

Lautsprecher verschluckt Wörter;
ein Restton hängt,
dann nichts.

Die Uhr über Gleis 4
stolpert und läuft weiter.
Ich lese Namen,
keiner sagt mich.
Schlüssel in der Tasche:
vergessen.

Der Wind probt die Halle.
Rollen klappern aus der Ferne,
hören auf.
Ein Schild wackelt,
die gelbe Kante schweigt.

Die Anzeige verspricht:
Weitere Information folgt.
Sie folgt nicht.

Ich bleibe stehen.
01:51.
Zug: unbestimmt.
Ich: auch.

Nur Restklang.

 

[Chilicat]

Hallo Driekes,

ein eindrückliches Bild.
Was gibt es trostloseres als eine düstere Bahnhofshalle, in der sich die Hoffnungslosigkeit auf die Köpfe der Wartenden legt. Über jedem die Sprechblase: Warten. Worauf?

Liebe Grüße
Chilicat

 

[Rudolf Fritz-Roessle]

Hallo Driekes
Ein sehr nostalgischer Ansatz
Für meine Tochter ist das wichtigste Kopfhörer und ein voller Akku. Sie fährt noch viel Bus und Zug
Wenn etwas überhaupt nicht klappt, dann ruft sie an beim Papa Mobil

 

[Cornelius]

Lieber Driekes,

das dystopische Ambiente hast du in dieser Momentaufnahme mit drei Minuten Neon-Belichtungszeit gut eingefangen.

Bahnhofshallen sind Un-Orte am Spülsaum des Lebensflusses. Niemand wird es der "stolpernden" Bahnhofsuhr verdenken, dass der Sekundenzeiger nach jeder Runde übers Ziffernblatt einen Augenblick innehält, bevor der Minutenzeiger weiterspringt. Das mag banale technische Gründe haben, aber es passt gespenstisch gut ins Gesamtbild, dass die Uhr erst abzuwarten scheint, ob die Zeit wirklich weiterläuft und sie selber überlegt, ob sie mitlaufen soll.

Sei ohne Zögern herzlich gegrüßt von
Cornelius