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Blindheit und Liebe

Ich wünschte, du könntest dich Engel. Nun sehen.
Mit Augen, den meinen. Die scheinbar ich gab.
Wer kann schon zwei Herzen. Die schlugen, verstehen.
Denn graben zwei Menschen. Einander ihr Grab.
Ich wünschte, ich könnte dem Feuer entschweben.
Dem Feuer, das hab‘ ich im Herzen gelegt.
Was ist schon die Sehnsucht. Am Ende ein Leben.
Und hat mich bloß Kälte des Feuers geprägt.

Ich wünschte, du könntest dich Engel. Nun sehen.
Mit Augen, den meinen. Die jedoch ich schuf.
Was kann halt im Leben. – Für immer vergehen.
Ich denke, das Schlagen des Herzen. Der Ruf.
Ich wünschte, ich könnte dem Feuer entweichen.
Dem Feuer, dem scheinbar. Ich einfach verfiel.
So seh‘ ich die Nebel. Der Demut bloß schleichen.
Ich dachte, die Liebe. Sie bleibt halt ein Spiel.

Ich wünschte, du könntest dich Engel. Nun sehen.
Mit Augen, den meinen. Die wirkten halt blind.
Wer kann schon zwei Herzen. Die schlugen, verstehen.
Du bist halt der Engel. Ich sterbe als Kind.
Ich wünschte, du könntest dich Engel. Nun sehen.
Und während wir träumen. Das Sterben geht fremd.
Und mag mich der Winde. Am Ende verwehen.
So tropfen bloß Wässer der Rosen. Aufs Hemd.
Ich wünschte, du könntest dich Engel. Nun sehen.
Und fragt man ein Engel. Nach keinem Warum.
So schau‘ doch. Ich meine, du sollst dich verstehen.
Ich sah halt die Lügen. Doch blieb‘ ich bloß stumm.

02.05.2025
Berlin Biesdorf-Süd
 
Guten Abend @Marc Donis

Es gibt starke Bilder in diesem Text – besonders das wiederkehrende Motiv „Ich wünschte, du könntest dich Engel. Nun sehen.“ hat eine fast litaneiartige Kraft, ein Mantra der Entfremdung und Sehnsucht. Aber gerade dieses Potenzial wird, finde ich, durch die syntaktische Zerklüftung oft verschenkt. Die vielen Punkte innerhalb der Sätze („Was ist schon die Sehnsucht. Am Ende ein Leben.“) erzeugen eine abgehackte Rhythmik, die wahrscheinlich bewusst die Fragmentiertheit des lyrischen Ichs spiegeln soll – sie wirkt aber manchmal gewollt kryptisch.

Gleichzeitig entsteht durch diese Zäsuren eine gewisse Spannung: Zwischen Gefühl und Sprache, zwischen Form und Zerrissenheit. Trotzdem frage ich mich, ob der Effekt stärker wäre, wenn man gezielter mit Interpunktion arbeitet – zum Beispiel nur an Stellen, wo ein Bruch in der Emotion oder ein innerer Sturz spürbar sein soll.

Inhaltlich gefällt mir der Kontrast zwischen Feuer (als Symbol für Liebe, Zerstörung, vielleicht Schuld) und Kälte. Auch das Bild der „Wässer der Rosen“ ist schön ambivalent – zart und tot zugleich.

Ich hätte Lust, daraus eine neue Form zu bauen: Vielleicht als Pantun oder in einer Liedstrophe mit Refrain – da könnte der litaneiartige Charakter dieser Wiederholung besser zur Geltung kommen.

Was mich interessiert: Ist das lyrische Ich eher Opfer seiner Blindheit oder seiner Erkenntnis? Denn irgendwo zwischen „Ich dachte, die Liebe. Sie bleibt halt ein Spiel.“ und „Ich sah halt die Lügen. Doch blieb ich bloß stumm.“ liegt eine spannende Schuldfrage, die der Text andeutet, aber nicht ausformuliert. Das lässt Raum – aber vielleicht auch zu viel.

Einen angenehmen Abend,
evermore
 
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