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Feedback jeder Art Das Buch - war es von Philip Larkin?

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  • Vogelflug
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Der Stasimann, der sich neben mich ins Auto gesetzt hatte, schaute interessiert auf das Buch, welches ich in der Hand hielt. Ich griff in solchen Situationen nach Möglichkeit immer schnell nach einem Buch, das mich ablenken und trösten konnte, falls es länger dauerte, was sie sich für mich ausgedacht hatten.
„Oh, Sie lesen englische Gedichte? Können Sie so gut Englisch?“ „Nein, überhaupt nicht. Ich weiß ungefähr, wie es klingen muss, also lese ich die Texte im Original. Ich verstehe wirklich kaum etwas, aber es funktioniert ein wenig wie Musik.“ Erst dachte ich, er wird sich vielleicht verarscht fühlen. Aber er nickte eher anerkennend, fast freundlich.


Ein Erinnerungsschnipsel. Alles lange her, und doch.
 
Grüß Dich Vogelflug, hier beschreibst Du eine schlimme Zeit der Kontrolle und Überwachung durch die Stasi. Es hat den Anschein, als würde sich der Stasimann nur für seine ihm übertragene Aufgabe interessieren. Durfte man denn überhaupt Bücher auf englisch lesen, und besonders solche? Ich kann mir ein beklemmendes Gefühl vorstellen, welches da aufkam und noch bis heute nachwirkt. Man wusste ja nie, ob sie einen im Visier hatten. Deine Zeilen mahnen die Zeit der Überwachung und Bespitzelung an und wie sie noch Jahre später in einem arbeitet.

Liebe Grüße Juls
 
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Ich weiß auch nicht, woran es liegt, liebe Juls. Hallo.

Von Zeit zu Zeit kämpft sich so eine kleine Erinnerung hoch, und will ans Tageslicht der Gegenwart. Was ich da geschrieben habe, hat bis heute alle Dramatik verloren. Es will erinnert sein , und damit ist es auch schon mehr oder weniger erledigt. Kurz nach der Wende hatte ich öfter Momente, in denen es in der Brust eng wurde. Das Begreifen, wie nah ich wohl so einer Dissidentenlaufbahn mit echten Einschränkungen meiner persönlichen Freiheit war, kam spät. Außer der Zuführung Anfang Oktober '89, als sie mich nach Halle in den Stasi-Knast brachten, empfand ich alles andere eher wie ein Gesellschaftsspiel, einen großen Gaudi, denn - ich musste nie etwas erleiden bei denen. Schutzengel hin oder her, ich fühlte mich immer im Innersten unantastbar.

Man durfte viel mehr lesen, als man heute vielleicht glauben mag. Das genannte Buch war als Lizenzausgabe auch in einem DDR-Verlag herausgebracht worden. Zweisprachig. Das gab es gar nicht so selten, leider aber bestimmt in recht kleinen Auflagen. Habe aber gestern beim Stöbern selbst gestaunt, was ich aus der Zeit alles stehen habe. Ich war eben ein Bücher-Nerd in den Zwanzigern, und gab fast mein ganzes Geld für Bücher und Schallplatten aus.
 
Grüß Dich Vogelflug, danke für Deine Schilderung und dass Du diese Erinnerung mit uns teilst. Für einige war der Kontakt mit der Stasi dramatisch und hat ihr Leben geprägt. Ich denke, wenn die Erinnerung ans Tageslicht wollte, musste sie Beachtung finden. Bücher sind Zeitzeugen. Vielleicht solltest Du auch einmal darüber nachdenken, eines zu verfassen.

Es grüßt Juls
 
Hallo!

Hast du deshalb Larkin "gewaehlt", weil er, so scheint es mir, der Dichter der Ausgrenzung ist: Er beobachtet, was andere tun koennen und was er in gewisser Weise nicht tun kann, weil er machtlos ist. Er ist auf der anderen Seite des Zauns, des Beobachtens und der Wahl eines individuellen Weges..
 
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Auch hallo!
Ich habe damals nichts über Larkin gewusst. Ich nahm damals alles mit, wovon ich erwarten konnte, dass es meinen Horizont etwas weiter macht. Und so war es bestimmt. Auch heute noch fühle ich mich eher reicher als ärmer werden, wenn ich mir etwas Unbekanntes aneignen kann.
Bei Larkin genieße ich wahrscheinlich die thematische Breite seiner Themen.
Aber das Büchlein von damals habe ich verschenkt - weil die Erinnerung daran mit einem Geburtstag zusammenfiel.
 
  • Vogelflug
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