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Feedback jeder Art Der Ewigen Tochter VI

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Carl hat inzwischen allen auf dem Marktplatz vom Großen Blau erzählt und vom Verschwinden von Ron und Max, da entdeckt er in der Menge Prinzessin Tara. Er springt vom Wagen, läuft auf sie zu, nimmt sie in die Arme und wirbelt sie herum. „Tara, Tara, dass du da bist! Ich dachte, ich hätte dich an das Große Blau verloren!“ Tara lächelt ihn an und schiebt ihn sanft zurück, denn bis jetzt hatten sie geheim gehalten, was sie verbindet. Nun bedrängen auch die Anderen Tara mit ihren Fragen. „Ich weiß auch nichts genaues“, ruft Tara laut, um die Menge zu übertönen. „Ich war nicht in der Burg, als es passierte. Aber ich bin hier mit Müller Paul und seiner Frau Anna. Wir haben wichtige Informationen von Adele bekommen“, dabei weist sie auf die Drei, die immer noch auf der Treppe vor Adeles Haus stehen. Nun ergreift die alte Lehrerin das Wort und erinnert alle an die Legenden über die Geschichte ihres Reiches.... Als sie ihre Ausführungen beendet hat, ist es still auf dem Marktplatz. Da steht Prisca auf, stellt sich auf die Sitzbank des Fuhrwerks und sagt mit fester Stimme: „Lasst uns ins Gebirge steigen! Es weist alles daraufhin, dass von dort das Übel über uns gekommen ist. Außerdem sind meine beiden Söhne dort und brauchen unsere Hilfe!“ Sie bekommt eine Menge zustimmender Rufe, aber auch Angst und Zweifel machen sich breit. Über dieses Stimmengewirr hinweg ruft Paul: „Wartet, Freunde, nicht alle auf einmal, so kommen wir nie überein! Ich werde euch jetzt einen Vorschlag unterbreiten und dann einer nach dem anderen.“ Er hat beschwichtigend seine Arme erhoben und langsam kehrt Ruhe ein. „Heute schaffen wir es nicht mehr zu den Salzhöhlen, die Sonne geht bald unter. Ich werde mit Anna, Prinzessin Tara und Carl auf den Hof seines Vaters fahren. Dort packen wir etwas Proviant zusammen, um gleich bei Sonnenaufgang ins Gebirge aufzubrechen. Wer sich uns anschließen will, steigt auf den Wagen – jetzt!“ Paul schaut in die Runde, niemand bewegt sich, die meisten sehen ihn nicht einmal an. „Wenn das so ist und es auch keinen anderen Vorschlag gibt, dann lasst uns fahren!“ Er ergreift die Hand der alten Lehrerin: „Danke, Adele.“ Sie hält ihn fest. „Warte, Paul, ich gebe euch das Legendenbuch mit. Vielleicht findet Anna darin noch etwas, das euch gegen den Zauberer hilft.“ Zu Anna gewandt sagt sie: „Lese es aufmerksam, nur du wirst die wahre Bedeutung der richtigen Worte verstehen.“ Dann geht sie ins Haus und taucht wenig später mit dem Buch in den Händen wieder auf. „Passt gut darauf auf, denn es ist das Einzige seiner Art!“ Anna nickt ihr zu, steigt mit Paul auf den Wagen und setzt sich, das kostbare Buch fest an sich drückend, neben Prisca. Tara hat neben Carl Platz genommen, der lässt die Peitsche schnalzen und das Fuhrwerk setzt sich in Bewegung.

Inder großen Höhle hoch oben im Grenzgebirge tanzen zuckende Schatten im Schein der Fackeln über die Wände. Hin und wieder wird diese gespenstisch anmutende Szene unterbrochen vom hektischen Auf und Ab des Großen Zauberers Ödun. Er murmelt dabei, mal lauter, malleiser, düstere Flüche und ungestüme Verwünschungen. Als er wieder einmal am großen Bergkristall vorbeikommt, bleibt er erschrocken stehen. „Wo sind die denn alle hin?“ Er starrte auf den menschenleeren Marktplatz. Gerade eben war da noch ein Gewimmel, geprägt von Angst und Zweifel, so wunderbar verzagt und unfähig, etwas dagegen zu tun. „Zeige mir die Bewohner des Reiches“ ruft er laut und bestimmt dem Kristall zu. Da erscheinen Einblicke in die Häuser. Die meisten Menschen sitzen einfach nur so da, die Stilleist erdrückend. Er sieht viele verzweifelte Gesichter, und da fließen Tränen – wie schön! Ah, hier wird sich gestritten und da werden sich die Haare gerauft. Auf den Tischen steht das Abendbrot, aber kaum jemand isst etwas. Selbst den Kindern ist das Spielen und Lachen vergangen, sie gehen heute freiwillig ins Bett und einige weinen sich in den Schlaf. Auf dem Gesicht des großen Zauberers macht sich ein selbstgefälliges Grinsen breit. Er fühlt sich fantastisch, stützt die Hände in die Seiten und wiegt sich im Takt seiner Worte: „Ich bin der Größte! Ich bin der Größte!“ Dann breitet er die Arme aus und brüllt: „Ich bin der größte Zauberer aller Zeiten!“, und sein hämisches Lachen erfüllt die Höhle, wird von den Wänden zurückgeworfen und flieht durch den Eingang hinaus in die sich langsam über das Tal legende Dunkelheit.

Gemeinsam mit der Dämmerung kommt das Fuhrwerk auf dem Hof an. Carls Mutter kommt aufgeregt, hastig ein paar Tränen wegwischend, aus dem Haus gelaufen. „Junge, wo warst du solange? Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“ Erst jetzt bemerkt sie, dass Carl nicht allein ist. „Ach Mutter“, Carl nimmt sie in den Arm und drückt sie fest an sich. „Es ist so viel geschehen heute!“ Langsam, aber bestimmt löst er sich von ihr. „Es gibt eine Menge Neuigkeiten, aber wir müssen noch Einiges für morgen vorbereiten!“ Inzwischen sind auch die Anderen vom Wagen gestiegen. Prisca geht auf Carls Mutter zu: „Komm, Helene, ich werde dir alles erzählen. Gehen wir in deine Küche, dort können wir ungestört reden, außerdem müssen wir uns um die Reiseverpflegung kümmern.“ Noch mehr durcheinander als zuvor folgt Helene Prisca ins Haus. So hatten die Fünf es auf der Fahrt abgesprochen – jeder kannte seine Aufgabe.
Tara bringt frisches Futter in die Boxen, Carl spannt die Pferde aus und führt sie in den Stall. Schweigend beginnen sie die Tiere zu striegeln. Nach einer Weile schaut Carl über den Rücken seines Pferdes und sagt: „Du, Tara…“ Erst jetzt bemerkt er, dass Tara mit gesenktem Kopf, sich an den Hals des Pferdes lehnend, leise vor sich hin weint. Sofort legt er das Putzzeug weg, geht zu ihr und
streicht ihr sanft über das Haar. „Es wird alles wieder gut, du wirst schon sehn.“ Tara hebt den Kopf und schaut ihm in die Augen: „Und wie soll das gehen? Wenn das alles wirklich das Werk eines Zauberers ist, haben wir doch keine Chance!“ Carl küsst ihre Stirn und ihre Wangen, bis auch die letzte Träne verschwunden ist. „Wir haben doch Anna, das Amulett und das Buch. Damit kämpft die Ewige Mawu an unserer Seite. Da kann gar nichts schief gehen!“ Tara seufzt und legt ihren Kopf an Carls Schulter: „Deinen Optimismus möchte ich haben - wegen einer Müllersfrau, einer Kette und eines alten Schinkens.“
Anna sitzt im Wohnzimmer vor dem Kamin, hat das Buch vor sich auf dem Boden aufgeschlagen und beginnt zu lesen. Sie weiß, dass sie es schaffen muss, es in dieser Nacht durchzulesen! Jeder noch so kleine Hinweis kann morgen Alles oder Nichts bedeuten! Diese Verantwortung drückt wie eine schwere Last auf ihren Schultern. Aber den Druck muss sie ausblenden, sie muss sich voll und ganz auf den Text konzentrieren! Sie schließt die Augen, atmet einmal tief durch, öffnet die Augen wieder und taucht tief hinein in die alte Geschichte ihres Reiches und in die zauberhafte Welt der Sagen und Legenden. Paul steht verloren hinter seiner Frau. Er würde ihr so gerne behilflich sein, aber wie sagte Adele – nur Anna kann es verstehen! Er sendet in Gedanken ein Stoßgebet an die Ewige Mawu: ‚Hilf bitte deiner Tochter, zeige ihr die Lösung, damit sie unter deinem Schutz uns zum Sieg führen kann!’ Da erscheint Helene an der Tür und zeigt ihm an, dass er ihr folgen soll.
Auf dem Küchentisch steht der Proviant für morgen und die Rucksäcke von Gunther und Carl. Prisca ist gerade dabei alles einzupacken, als Helene und Paul die Küche betreten. Auf dem Herd dampft ein Topf mit Gemüsesuppe vor sich hin. „Setz dich“, sagt Helene zu Paul, greift nach einem Teller und füllt ihm etwas Suppe auf, „mit leerem Magen schläft es sich schlecht, das gibt nur Albträume!“ Sie stellt den Teller vor ihn hin, reicht ihm einen Löffel und schiebt das Brot rüber. Paul starrt auf das Essen. „Ich habe gar keinen Hunger, ich bin wie zugeschnürt und zum Schlafen viel zu aufgeregt.“ Helene setzt sich zu ihm, legt ihre Hand auf die Seine und sieht ihn eindringlich an: „Du musst aber Beides tun, denn morgen brauchst du viel Kraft und einen klaren Verstand!“ „So“, sagt in diesem Moment Prisca, „alles verstaut“, und hievt die Rucksäcke auf die Fensterbank. „Nun werden wir beide auch etwas essen.“ Als sie ihre dampfenden Teller auf den Tisch stellt, kommen Tara und Carl zur Tür herein. „Ihr erscheint genau im richtigen Augenblick. Setzt euch bitte, dann können wir gemeinsam essen.“
„Paul“, sagt Carl, während er für sich und Tara die Teller füllt. „Wir haben schon Decken, ein Seil, eine Schaufel und die Spitzhacke auf dem Wagen verstaut. Was meinst du, was könnten wir noch gebrauchen?“ Paul sieht Carl nachdenklich an: „Eine Lampe wäre gut.“ Da meldet sich Helene zu Wort: „Auf dem großen Schrank am Eingang stehen zwei.“ – „Prima“, meint Carl zwischen zwei Bissen, „die nehmen wir mit.“ Dann nimmt er sich noch ein Stück Brot und löffelt weiter seine Suppe. Als sein Teller leer ist, steht er auf und füllt ihn wieder. Er dreht sich um und fragt in die Runde: „Möchte noch jemand einen Nachschlag?“ Da bemerkt er, dass die Anderen kaum etwas gegessen haben. „Wie machst du das nur?“, fragt Paul. „Nichts gegen deine Suppe, Helene, an der liegt es bestimmt nicht, aber die Ereignisse des heutigen Tages haben mir den Appetit verdorben.“ Carl nimmt wieder Platz, greift nach dem nächsten Stück Brot und antwortet: „Erstens habe ich Hunger, denn außer heute Früh habe ich nichts weiter gegessen. Zweitens, und das ist noch viel wichtiger, wird morgen ein anstrengender Tag.“
Im flackernden Schein des Kamins nehmen die Geschichten aus der alten Zeit vor Annas Augen Gestalt an. Sie beobachtet, wie die Ewige Mawu das Tal entdeckt und liebevoll gestaltet und pflegt. Sie ist dabei, als die ersten Siedler hier sesshaft werden und kämpft an der Seite ihrer Mutter gegen den alten Zauberer, als dieser das Tal unterwerfen will. Damals war nicht nur die Burg im Großen Blau gefangen, sondern das ganze Tal! Der alte Zauberer war ein mächtiger Mann – er ließ den Siedlern keine Möglichkeit, sich gegen ihn aufzulehnen, deshalb hatte ihre Mutter auch persönlich eingegriffen. Anna blätterte weiter. Auf der nächsten Seite ist ein Teil des Grenzgebirges zusehen - dort sind die Salzhöhlen, schräg darüber die Quelle …Und was ist das? Noch eine Höhle? Doch, es sieht ganz so aus! Da, von der Quelle führt ein schmaler Pfad hinauf. Von dieser Höhle hatte Anna noch nie etwas gehört! In diesem Moment fühlte sie, wie das Amulett immer wärmer wird. Sie zieht es aus ihrer Bluse und betrachtet es aufmerksam. Der Kristall ist rein und klar, aber irgendwie auch dunkel, nein, was sie sieht ist dunkel! Soll das die unbekannte Höhle sein? Hält sich der Sohn des alten Zauberers dort auf? Da vernimmt sie ein Geräusch, es klingt wie ein verhaltenes Schnarchen. Anna schaut sich im Zimmer um. Sie ist allein, hier ist niemand, nur das Feuer im Kamin knistert leise vor sich hin. Da ist es wieder! Anna schaut ungläubig auf den Bergkristall. Sollte sie etwa nicht nur hindurch sehen, sondern auch hören können? Sie hält ihn an ihr Ohr. Tatsächlich! Nun kann sie das Schnarchen laut und deutlich hören! Der Zauberer schläft! Ach ja, natürlich! Adele hatte ihnen doch erzählt, dass er nur ein halber Zauberer ist. In seinen Adern fließt menschliches Blut, deshalb muss er schlafen, essen – das ist sein Schwachpunkt! „Ja“, sagt Anna laut. „Das ist der erste Punkt für uns!“, und mit diesen Worten schlägt sie die nächste Seite auf.
 
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