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Feedback jeder Art Der Geist des Gartens

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Die sagenumwobene Geschichte über einen längst vergessenen Garten ließ einen einsamen Mann hellhörig werden.
Im Garten – zwischen Dornen und Wildblumen – versteckte sich ein Geist: der Geist des Gartens.

Er hatte von seinen magischen Kräften gehört, von seiner Hingabe und seiner Liebe in der Blütezeit. Kein Garten war so prächtig und schön, so wild und heilend, wie jener, den der Geist hatte wachsen lassen.

Einst voller Farben, Wärme und Sonnenschein – dann blau und lila, verlassen.
Vom warmen Sommermorgen zur tödlichen Winternacht.

Besessen vom Garten stürzte sich der Mann auf jedes Bruchstück, das er finden konnte.
In überfüllten Wirtshäusern, auf zwielichtigen Straßen, im Bett einer Frau –
er sammelte, suchte, verzweifelte, jagte nach jedem Hinweis auf einen Weg zum Garten.

Ein Puzzle mit unzähligen Teilen.
Ein Geheimnis, das er lüften wollte.
Ein Ziel. Ein Sinn.

Doch der Garten wollte nicht gefunden werden.
Er hielt sich versteckt – hinter brüchigen Ruinen und meterhohen Bäumen.
Zwischen Überwucherung und Dunkelheit wollte er in Vergessenheit geraten.

Eines Abends, hoch am Himmel, schien der Mond sein Glitzern auf etwas Altes, Verlassenes.
Der Mann bahnte sich seinen Weg durch Gestrüpp und Dornen.
Er kämpfte sich durch Büsche und Äste.
Mit Schnitten am ganzen Körper sah er endlich den Garten.

Eine Schönheit, geformt aus Dunkelheit.
Die Wildheit gezähmt und doch spürbar.
Blutrot und weiß – auf den ersten Blick unschuldig, doch täuschend:
In ihrer Schönheit verborgen liegt Messerschärfe.


Doch das interessierte den Mann nicht.
Sein Blick richtete sich allein auf das Mädchen am Altar:
Lange braune Haare, rote Lippen, weißes Kleid,
Augen, die zum Mond gerichtet waren –
als würde der Mond in ihrem Licht baden,
der Wind ihrer Berührung folgen.

Der Mann lief zu ihr hin, als wäre es sein gottgegebenes Recht.
Er riss Blumen aus dem Boden, achtete nicht auf ihre Blüte,
war im Bann des Mädchens verloren.

Der Wind begann zu peitschen,
als sein Fuß den Altar berührte,
als er das Mädchen streichelte,
als er seine Finger auf ihr Gesicht legte.

Ihre Augen öffneten sich.
Tränen füllten ihre rehbraunen Augen.
Erinnerungen durchzuckten sie.

Der Mann lächelte arrogant –
erfreut, endlich den Geist des Gartens in seinen Händen zu halten.
Er hätte nie gedacht, dass es so einfach wird.

Noch hielt er sie am Gesicht,
schaute ihr tief in die Augen
und lechzte nach ihrer Berührung.
Seine Augen glimmerten vor Hunger,
verrieten ihr, welche schmutzigen Gedanken er hatte.

Sie hielt ihn am Arm fest.
Schloss ihre Augen.
Angewidert von ihm.
Enttäuscht von einem weiteren Mann, der sie ausnutzen wollte.

Er näherte sich ihr, wollte sich auf sie werfen –
doch plötzlich hielten ihn Wurzeln fest.
Er bemerkte nicht, wie die Erde bebte, wackelte, aufbrach.
Wie Blumen wuchsen
und ihr Gift über den Boden sickerte.

Aus Traurigkeit wurde Hass.
Der Mond strahlte heller.
Ein Brand breitete sich langsam über seiner Haut aus.

Das Mädchen,
der Geist des Gartens,
stand auf, blickte auf ihn herab
und überließ ihn seinem erbärmlichen Schicksal.
 
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