Die Nacht der tausend Sonnen
Einst, da ragte im Herzen der östlichen Gebirge unser Durak-Tharam, der Unerschütterliche, ein Berg von solcher Würde, dass sein Antlitz selbst den Himmel zu stützen schien. In seinen Hallen lag Eisenheim, das stolze Reich der Zwerge, geschmiedet aus Eisen, Stein und Gold. Aus den Tiefen des Gesteins holten unsere Ahnen Erze, wie sie kein anderes Volk je sah. Unsere Schmiede sangen mit dem Hammer auf dem Amboss, und unsere Hallen erleuchteten die Finsternis der Erde mit goldnem Glanz.
Eisenheim wuchs zu einer Macht, deren Name weit getragen ward. Handel zog Fremde aus allen Himmelsrichtungen, und selbst die Menschen aus Glanzhall blickten mit einer Mischung aus Respekt und Neid auf unsere Stadt. Doch wir, stolz und unbeugsam, achteten unser eigenes Recht und verweigerten den Schwur auf den Propheten. So hatten wir unbedacht den Zorn eines Feindes geweckt, der mit kalter Geduld sein Urteil sprach.
Es war eine sternenklare Nacht, da ward unser Ende beschlossen. Der Himmel hing still, die Tore Eisenheims leuchteten hell aus dem Bauch des Berges. Ich, der diese Worte schreibt, stand Wache in einem Turm, meilenweit entfernt, und schaute ehrfürchtig auf unser erhabenes Heim. Da begann die Erde zu vibrieren, als kündete sie Unheil an, und ehe ich Worte fand, begann der Himmel zu zittern.
Dutzende schwarzer Schiffe – Seraphim, die Todesvögel Glanzhalls – schoben sich lautlos über das Firmament. Zuerst hielt ich sie für eine Handelsflotte, doch da ließen sie ihre Last fallen: dunkle Körper, die im freien Fall in die Tiefe stürzten. Ein Herzschlag lang Stille, dann brannten sie auf in gleißendem Feuer, und die Nacht wurde zum Tag.
Jede Bombe war wie eine Sonne.
Nicht eine, nicht zwei – Hunderte, die in rasender Folge den Berg umschlangen. Explosion auf Explosion zerriss die Stille, ließ die Erde selbst erbeben. Mein Turm, stark aus Granit, schwankte, als wäre er ein dürrer Halm im Sturm. Das Gestein erzitterte, und aus der Ferne sah ich, wie Durak-Tharam selbst erwachte.
Da schrie der Berg. Ein Laut, wie er nur im Herzen der Erde geboren werden kann – ein grollender, markerschütternder Aufschrei, als würde das Gestein selbst seinen Schmerz hinausbrüllen. Spalten rissen, Flammen schlugen aus den Tiefen, und Eisenheim, unsere Hallen, unsere Schmieden, unsere Familien – sie lagen gefangen in dem steinernen Leib, der nun zu brechen begann.
Vor meinen Augen stürzte der Unerschütterliche in sich zusammen. Ganze Flanken gaben nach, Türme versanken, Hallen brachen ein. Und dann, als letzte Geste des Untergangs, sackte der Gipfel von Durak-Tharam in sich, stürzte in den Leib des Berges und versiegelte alles darunter mit Millionen Tonnen Stein.
Wo einst Eisenheim in goldenem Glanz erstrahlte, klaffte nun ein brennender Krater, aus dem Rauch und Asche gen Himmel stiegen. Ich kniete nieder, die Augen blind vor Tränen, und wusste: Unter diesem Grab lagen Vater und Mutter, Bruder und Schwester, Freunde und Kinder – Hunderttausende, verschluckt vom eigenen Berg.
Als die Flammen erloschen, als der Staub sich legte, da blieben nur die, die fern waren – wenige, verstreute Überlebende, denen das Herz gebrochen ward. Wir, die wir entkommen waren, trugen die Kunde des Untergangs in die Welt hinaus.
Glanzhall aber, voll kalter Gnade, nahm uns auf. Sie gaben uns Häuser, gaben uns Arbeit, gaben uns Brot – und nahmen uns unsere Geschichte. Sie erzählten uns, wir seien nun Teil ihres Reiches, Kinder des Lichts, und wir sollten danken für ihr Erbarmen. Doch in uns lebt der Schatten jener Nacht.
Denn wir vergessen nicht.
Wir vergeben nicht.
Durak-Tharam liegt begraben, doch seine Stimme hallt in uns nach. Und so erzählen wir, in Flüstern und in Liedern, von der Nacht der Tausend Sonnen, auf dass die Wahrheit nicht verlösche, solange ein Zwerg noch atmet.
Einst, da ragte im Herzen der östlichen Gebirge unser Durak-Tharam, der Unerschütterliche, ein Berg von solcher Würde, dass sein Antlitz selbst den Himmel zu stützen schien. In seinen Hallen lag Eisenheim, das stolze Reich der Zwerge, geschmiedet aus Eisen, Stein und Gold. Aus den Tiefen des Gesteins holten unsere Ahnen Erze, wie sie kein anderes Volk je sah. Unsere Schmiede sangen mit dem Hammer auf dem Amboss, und unsere Hallen erleuchteten die Finsternis der Erde mit goldnem Glanz.
Eisenheim wuchs zu einer Macht, deren Name weit getragen ward. Handel zog Fremde aus allen Himmelsrichtungen, und selbst die Menschen aus Glanzhall blickten mit einer Mischung aus Respekt und Neid auf unsere Stadt. Doch wir, stolz und unbeugsam, achteten unser eigenes Recht und verweigerten den Schwur auf den Propheten. So hatten wir unbedacht den Zorn eines Feindes geweckt, der mit kalter Geduld sein Urteil sprach.
Es war eine sternenklare Nacht, da ward unser Ende beschlossen. Der Himmel hing still, die Tore Eisenheims leuchteten hell aus dem Bauch des Berges. Ich, der diese Worte schreibt, stand Wache in einem Turm, meilenweit entfernt, und schaute ehrfürchtig auf unser erhabenes Heim. Da begann die Erde zu vibrieren, als kündete sie Unheil an, und ehe ich Worte fand, begann der Himmel zu zittern.
Dutzende schwarzer Schiffe – Seraphim, die Todesvögel Glanzhalls – schoben sich lautlos über das Firmament. Zuerst hielt ich sie für eine Handelsflotte, doch da ließen sie ihre Last fallen: dunkle Körper, die im freien Fall in die Tiefe stürzten. Ein Herzschlag lang Stille, dann brannten sie auf in gleißendem Feuer, und die Nacht wurde zum Tag.
Jede Bombe war wie eine Sonne.
Nicht eine, nicht zwei – Hunderte, die in rasender Folge den Berg umschlangen. Explosion auf Explosion zerriss die Stille, ließ die Erde selbst erbeben. Mein Turm, stark aus Granit, schwankte, als wäre er ein dürrer Halm im Sturm. Das Gestein erzitterte, und aus der Ferne sah ich, wie Durak-Tharam selbst erwachte.
Da schrie der Berg. Ein Laut, wie er nur im Herzen der Erde geboren werden kann – ein grollender, markerschütternder Aufschrei, als würde das Gestein selbst seinen Schmerz hinausbrüllen. Spalten rissen, Flammen schlugen aus den Tiefen, und Eisenheim, unsere Hallen, unsere Schmieden, unsere Familien – sie lagen gefangen in dem steinernen Leib, der nun zu brechen begann.
Vor meinen Augen stürzte der Unerschütterliche in sich zusammen. Ganze Flanken gaben nach, Türme versanken, Hallen brachen ein. Und dann, als letzte Geste des Untergangs, sackte der Gipfel von Durak-Tharam in sich, stürzte in den Leib des Berges und versiegelte alles darunter mit Millionen Tonnen Stein.
Wo einst Eisenheim in goldenem Glanz erstrahlte, klaffte nun ein brennender Krater, aus dem Rauch und Asche gen Himmel stiegen. Ich kniete nieder, die Augen blind vor Tränen, und wusste: Unter diesem Grab lagen Vater und Mutter, Bruder und Schwester, Freunde und Kinder – Hunderttausende, verschluckt vom eigenen Berg.
Als die Flammen erloschen, als der Staub sich legte, da blieben nur die, die fern waren – wenige, verstreute Überlebende, denen das Herz gebrochen ward. Wir, die wir entkommen waren, trugen die Kunde des Untergangs in die Welt hinaus.
Glanzhall aber, voll kalter Gnade, nahm uns auf. Sie gaben uns Häuser, gaben uns Arbeit, gaben uns Brot – und nahmen uns unsere Geschichte. Sie erzählten uns, wir seien nun Teil ihres Reiches, Kinder des Lichts, und wir sollten danken für ihr Erbarmen. Doch in uns lebt der Schatten jener Nacht.
Denn wir vergessen nicht.
Wir vergeben nicht.
Durak-Tharam liegt begraben, doch seine Stimme hallt in uns nach. Und so erzählen wir, in Flüstern und in Liedern, von der Nacht der Tausend Sonnen, auf dass die Wahrheit nicht verlösche, solange ein Zwerg noch atmet.