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Feedback jeder Art Die Offenbarung der Tiefe - der Marsch in die UnterweltEpilog: Das Licht über der Tiefe

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  • Isi vom Randeberg
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Die Offenbarung der Tiefe - der Marsch in die Unterwelt

Epilog: Das Licht über der Tiefe

In den Jahrzehnten nach dem großen Sieg, als die Feuer der Schlacht erloschen und die Wunden der Erde langsam vernarbten, erhob sich über den schwarzen Ebenen der Unterwelt eine neue Stadt – Höllenhall, Kronjuwel der Tiefe, Zeugnis des Willens Glanzhalls und des unvergänglichen Sieges des Lichts über die Finsternis.

Was einst Malphas war, eine Bastion des Chaos, wurde nun zum Sinnbild göttlicher Ordnung. Auf den Ruinen der alten Dämonenstadt erhoben die Baumeister Glanzhalls glänzende Türme aus weißem Marmor und poliertem Eisen, durchdrungen von leuchtenden Runen, die das Dunkel selbst zu bannen schienen. Wo früher Flüsse aus Schwefel flossen, wanden sich nun Kanäle aus klarem Wasser, und über den geschliffenen Straßen hallten Glocken, die das Gebet zum Weltenbrand verkündeten.

Inmitten der neuen Stadt stand der Große Tempel des Weltenlichts, eine Kathedrale aus reinem Stein, deren Turm bis in die glühenden Schwaden der Unterwelt ragte. Hier sammelte sich die neue Priesterschaft der Tiefe – Mönche, Inquisitoren und Kleriker, die die Aufgabe hatten, die Seelen der Verdammten zu richten und die Ordnung der Tiefe zu wahren.

Höllenhall wurde zum geistigen Zentrum der Priesterschaft, ja, fast zu einem zweiten Glanzhall. Viele Pilger, Gelehrte und Gläubige stiegen freiwillig hinab in die Unterwelt, um dort in der Nähe des Wunders zu leben, das der Prophet selbst erschaffen hatte. Sie sahen es als Prüfung des Glaubens, als heilige Läuterung – ein Leben im Schatten, um dem Licht zu dienen.

Doch die Unterwelt war kein Ort des natürlichen Tages. Über ihr spannte sich ein endloser Himmel aus Rauch und Dunkelheit, in dem niemals eine Sonne leuchtete – bis die Magier und Priester Höllenhalls beschlossen, auch diesen Mangel zu heilen.

Sie vereinten ihre Kräfte in einem Ritual, das sieben Wochen und vier Tage andauerte, und am letzten Tag erhob sich ein Ball aus reinem Licht über Höllenhall: eine künstliche Sonne, geboren aus den Gebeten und Opfergaben der Priesterschaft.
Diese kleine Sonne schwebt seither über der Stadt, ihr Strahlen durchdringt selbst die tiefsten Schatten der Unterwelt. Sie brachte Wärme, Leben und Hoffnung – und ließ die Aschefelder zu fruchtbaren Gärten erblühen.

So wurde die einst verdammte Tiefe zu einem Ort, an dem Menschen und bekehrte Dämonen Seite an Seite arbeiteten, bauten und beteten.

Die Dämonen, einst gefürchtete Feinde, lebten nun unter Aufsicht der Priesterschaft. In den ersten Jahren nach der Eroberung wurden sie als Sklaven gehalten, gezwungen, die Trümmer ihrer eigenen Reiche zu beseitigen, die Straßen zu pflastern, die Hallen zu errichten.

Doch als sie sich ihrer Loyalität und Nützlichkeit erwiesen – als sie lernten, das Licht des Weltenbrands zu ehren und die Ordnung Glanzhalls zu achten – da ließ man sie teilhaben am Aufbau der neuen Welt. Einige wurden Handwerker und Bergarbeiter, andere dienten als Verwalter, Gelehrte oder gar als Wächter im Dienst der Priester. Ihre Gestalt blieb fremd, doch ihr Geist war gebändigt, und in vielen von ihnen erwachte etwas, das man in Glanzhall als Gnade der Läuterung bezeichnete.

Und so lebten Menschen und Dämonen Seite an Seite, getrennt nur durch ihre Herkunft, nicht durch ihren Glauben.

Doch trotz aller Harmonie blieb eine Grenze unüberwindbar: das Portal zur Oberwelt.

Seit der Schlacht stand es für Glanzhaller offen, doch wurde Tag und Nacht bewacht. Denn die Heilige Kanzlei von Glanzhall hatte entschieden, dass kein Dämon – ob bekehrt oder nicht – je den Boden der Oberwelt betreten dürfe. Zu groß sei die Versuchung, zu tief der Schatten, der in ihrem Blut schlummert.

Oft wurde darüber diskutiert – im Hohen Rat, in den Hallen der Priester, in den Werkstätten der Gelehrten. Manche sahen in den neuen Dämonen ein Geschenk: Krieger, stark und unsterblich, die Glanzhalls Armeen unbesiegbar machen könnten. Doch der Wille des Propheten und der Priesterschaft war unumstößlich:

„Das Licht darf nicht durch Schatten triumphieren.
Denn was sich im Dunkel erhebt, wird das Licht nicht mehren, sondern trüben.“

Und so blieb das Bündnis begrenzt auf die Tiefe. Die Dämonen dienten in Höllenhall, doch nie darüber hinaus.

Mit den Jahrhunderten wurde Höllenhall zu einem Symbol: der Sieg des Propheten über die Finsternis, der Beweis, dass selbst die tiefste Hölle sich dem Willen Glanzhalls beugen musste. Händler aus der Oberwelt steigen hinab, um die kostbaren Erze und seltenen Kristalle der Tiefe zu kaufen; Pilger kommen, um die Sonne der Unterwelt zu sehen, und die Priesterschaft lehrt uns, dass hier das wahre Gleichgewicht zwischen Schmerz und Reinheit gefunden worden sei.

„Wie das Licht den Himmel ziert, so erhellt Glanzhall die Welt.
Wie das Feuer die Tiefe läutert, so heiligt der Weltenbrand den Schmerz.
Und wie der Prophet einst hinabstieg, so wird eines Tages das Licht überall sein –
selbst dort, wo einst nur Dunkel wohnte.“
 
  • Isi vom Randeberg
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