Aktuelles
Gedichte lesen und kostenlos veröffentlichen auf Poeten.de

Poeten.de ist ein kreatives Forum und ein Treffpunkt für alle, die gerne schreiben – ob Gedichte, Geschichten oder andere literarische Werke. Hier kannst du deine Texte mit anderen teilen, Feedback erhalten und dich inspirieren lassen. Um eigene Beiträge zu veröffentlichen und aktiv mitzudiskutieren, ist eine Registrierung erforderlich. Doch auch als Gast kannst du bereits viele Werke entdecken. Tauche ein in die Welt der Poesie und des Schreibens – wir freuen uns auf dich! 🚀

Nur Kommentar Die unbekannte Liebe einer verstoßenen Wiege – Teil II

Der/die Autor/in wünscht sich Rückmeldungen zum Inhalt des Textes und möchte keine Textkritik.
  • J.W.Waldeck
    letzte Antwort
  • 4
    Antworten
  • 728
    Aufrufe
  • Teilnehmer
Teil II. Verwandelte Geschöpfe

 
orangene Weiden & pitoreske Pappeln
in ziegelgrauer Offiziersmontur

auf geschmolzenen Himmelsflächen
bibbert Eiswaser noch Puderkristall


 
azurne Irisgrenzen vor moosbraunem Grünspan
das Krächzen der Wasservögel schreckt die Lüfte
Scharen von Paprikafüßchen
betreten neue Brutplätze


 
verboste Höckerschwäne der Masuren
patrouillieren ihre Touren
elegische Eisberge
vor butterfarbigem Sonnenschilf


 
feuchte Luftmassen drohen:
schieben stählerne Kriegsschiffe
blaue Schatten
ins scharfe Stahlmesser der Flussspitzen


 
wie gesprenkelter Bernstein
treiben Vogelinseln auf Obsidianwellen
Gänse und Wasservögel
punkten auf regungslosem Gemälde


 
die Waldküsten sind rehbraun
geflecktes Hexenhaar, heben Barbarenhorden ab
Geschrei aus einem kühlen Gegenhimmel
bis in die Tundra Sibiriens


 
manch Baumriese ist ein bärzottiger Python
zu den skaldischen Wolkenburgen
Arme, die den Himmel durchädern

die Kronen spannen

 
zickig gezackte Wackelohren
betupfen durchsichtige Goldtaler
mit grünen Wertscheinen
dann laufen die Farben zittrig zusammen


 
als Pirat, am hohen Mauschenbaum
durchpflügt der Schwarzspecht dunkle Nischen

Meere aus Buschwindrauschen
besternen den Boden mit weißen Schmetterlingen


 
störrische Stümpfe sind Morgenmuffel
zusammengerollte kratzbürstige Knorrbären
die auf zottigen Hintern rutschen

alles verzauberte und verkannte Kindergärten
 
.

© j.w.waldeck 2006
 
Hallo j.w.waldeeck,
 
das ist ein durchaus beeindruckendes Gemälde aus Worten, was Du hier eingestellt hast. Es geht mir ähnlich wie bei einigen Texten von Heinz Rudolf Kunze: Sie hinterlassen einen Eindruck oder eine Stimmung, ohne dass man die Worte und Neologismen wirklich verstanden hätte. Vielleicht sind sie auch gar nicht zu verstehen, weil Du damit deine ganz persönlichen Eindrücke in ganz eigenen Metaphern zum Ausdruck bringst. Mal ein paar Beispiele für Bilder, die mich ansprechen:
auf geschmolzenen Himmelsflächen
bibbert Eiswaser noch Puderkristall



 
 
das Krächzen der Wasservögel schreckt die Lüfte
Scharen von Paprikafüßchen
betreten neue Brutplätze
 
Eisberge
vor butterfarbigem Sonnenschilf
 
Meere aus Buschwindrauschen
besternen den Boden mit weißen Schmetterlingen
Bei zwei Stellen allerdings laufen mir ein wenig Schauder über die Haut, weil ich hier fast schon Satire heraushöre:
zu den skaldischen Wolkenburgen
 
zickig gezackte Wackelohren
Das ist mir persönlich too much, zu verstiegen.
 
Soweit meine Sicht auf deinen Text.
 
Viel Spaß weiterhin!
 
Ruedi
 
Hallo Rüdiger!
aufrichtigen Dank für die Mühe und die Zeit,für ein solches Feedback.
Um visuell nachvollziehen zu können, wie die Masuren aussehen, muss man zumindest einen Film darüber
gesehen haben. Dann erscheint vieles nicht mehr so surreal.
Da ich fast nur düstere Gedichte schreibe oder einen Stil pflege, der vielen sauer aufstößt,
prognostiziere ich für die Zukunft mehr Schauder. 😉
 
Ich selbst halte mich mit Kritik an anderen Werken zurück, da ich die Überzeugung hege,
das fast niemand sich komplett in die Haut eines anderen gerecht versetzen vermag.
Dies mag man mir als Arroganz auslegen, aber es entspricht meiner Erkenntnis über
gewisse Dinge.
Es hat mich gefreut, dass dir dieses alte Prosagedicht so viel Aufmerksam wert war.
 
Großen Dank dafür!
 
Es ist ein Stil den ich ab und zu nur auf meiner Nebenseite, dem Mispelwispelreich pflege.
 
Mein Steckenpferd ist Science-Fiction Lyrik oder Cyberlyrik, wie ich es nenne.
Andererseits liebte ich mal die Natur, welche gnadenlos ist.
 
Liebe Grüße und Gesundheit weiterhin!
 
  • J.W.Waldeck
    letzte Antwort
  • 4
    Antworten
  • 728
    Aufrufe
  • Teilnehmer
Zurück
Oben