Entlassung der Seele
Ich will dich nicht gehen lassen und möchte es doch.
Zwiegespalten wäge ich ab. Würdest du den Weg finden?
Finster ist's da draußen. Finsterer als in mir.
Bleib!
Du Wächter meines Innersten, du Seele mein.
Ich spüre dein Zögern.
Du bemerkst meine Schwäche, wie mein Atem der dünner wird.
Zu dünn um dich zu halten, bei mir.
Ich frage mich angstlos, mit pragmatischem Realismus:
Wie oft wird sich mein Brustkorb noch heben? Zwei, drei Mal?
Ich weiß es nicht und wer wird das Fenster öffnen, damit du gehen kannst,
wenn kein Atemzug mehr die Stille durchbricht und meine Augen geschlossen bleiben
und die Muskeln durch einen Reflex ein letztes Mal zucken.
Wer?
Wer entlässt dich deiner Aufgabe und entsendet dich in die Freiheit?
Das ist die Frage, die mich am Leben hält. Noch!
© Sternwanderer