Wow! Vielen Dank für die vielen positiven Reaktionen zu meinem Gedicht, ihr Lieben!
Da brauchte ich erstmal ein wenig mehr Zeit, um zu antworten. Tut mir dennoch leid, dass es sich jetzt doch etwas hingezogen hat.
'Carlos Larrea]Quartetten und Terzetten fließen so ungezwungen schrieb:
Tiefgründig, wehmütig und dem Schicksal ergeben. Fein gedichtet, Schmuddelkind.
Vielen Dank für dein Lob, lieber Nöck!
Ja, Schicksal scheint hier ein Thema zu sein - Schicksal im Sinne unveränderlicher Ereignisse, denen man sich unterwerfen muss. Zeit selbst ist so eine konstante Unveränderlichkeit, was das Vermissen einer geliebten Person zu einer qualvollen Erfahrung machen kann.
'Letreo71]Sehr innig schrieb:
ich wollte eigentlich fair verteilen und mir ein unkommentiertes (oder zumindest im Verhältnis wenig kommentiertes) Thema suchen - aber hier hing ich doch gleich mal fest.
Oh, das tut mir leid für den Poeten, dessen Gedicht nun nicht kommentiert wurde, aber da ich deinen ausführlichen Gedanken zu meinem Text so gerne gefolgt bin, hält sich mein Mitleid auch wiederum in Grenzen. So egoistisch darf man ruhig sein.
Jedenfalls ein besonderes Dankeschön an dich, dass du dir so viel Zeit genommen hast und so viele interessante Gedanken zum Gedicht aufgeworfen hast!
'Anonyma]Hast du dich hier für den Kreuzreim des englischen Sonetts in Kombination mit umarmenden Reimen in den Terzetten des deutschen sowie für eine Verkürzung von 11 auf 9 Silben entschieden?
[/QUOTE]Naja schrieb:
Das ist meine persönliche Ansicht: Jede Gedicht-, Strophen- und Versform, jede Art von 'Bestandteil', mit dem ich mich auseinandersetze, was ich auch lerne und verinnerliche, alles ist für mich 'Material, mit dem sich arbeiten lässt'.
Das sehe ich ganz genauso. Ich habe Hochachtung vor Poeten, die die Formen haargenau einhalten und sich darum bemühen, ein Sonett nach klar vorgegebenem Muster zu einem schönen Klang zu verhelfen, aber es muss auch Raum geben, damit zu spielen, zu experimintieren... Habe ja auch schon dein "Spiegelsonett" gelesen und hoffe, demnächst noch was dazu sagen zu können. Ich habe sogar mal ein "Sonett" aus einhebigen Versen geschrieben. Aber ich bin auch verrückt - das muss man also nicht ernst nehmen.
'Anonyma]Inhaltlich möchte ich das abschließende Terzett gerne hervorheben. Denn es ist (zumindest nach meiner persönlichen Lesart) sowohl Teil der Synthese als auch eine Conclusio.
[/QUOTE]Gut beobachtet!
Zum einen bilden die beiden Terzette zusammen die Synthese - die Einsicht in die Unmöglichkeit schrieb:
Was mir wirklich zusagt, ist die Offenheit der Interpretation, den 'Bewegungsspielraum', der mir hier gelassen wird.
Das freut mich sehr, denn diese Offenheit strebe ich gerne in meinen Gedichten an. Oft beschreibe ich nur so viel einer Situation, dass plausibel wird, wie Personen sich fühlen und was sie denken, aber nicht, wie es dazu kam, denn dies sind Gedanken, die der Leser aus seinem eigenen Erinnern in das Gedicht bringen kann und damit das Gedicht als etwas Persönliches erfahren kann, das mit ihm zu tun hat. So zumindest meine Hoffnung.
Von daher fand ich auch deine Lesart interessant und sehr plausibel, dass es sich um das Betrauern einer verstorbenen (oder sonstwie verlustig gegangenen) geliebten Person handelt. Die Stellen, die du erwähnt hast, passen hervorragend dazu. Ich persönlich habe es eher als das Vermissen einer geliebten Person verstanden, die zur Zeit nicht da sein kann. Da sich ein solches Fehlen des Anderen aber wie eine Ewigkeit anfühlen kann, sind Anklänge von Tod darin enthalten.
Die Stelle mit der Sehnsucht, dass die Zeit als Lebensstrom vergehen soll, habe ich für mich so verstanden: Wenn man jemanden vermisst, sehnt man sich ja gerne danach, dass die Zeit vergeht, bis man diesen Menschen wieder sehen kann. An sich eigentlich ein widersinniger Wunsch, denn Zeit ist ja Lebenszeit, quasi die Währung des Lebens. Normalerweise sollte man doch annehmen, dass ein Mensch nicht den Wunsch haben kann, dass die Zeit vergeht, denn es ist wie ein kleines Stückchen Tod - man nähert sich dem Tod an. Doch in der sehnsüchtigen Hinneigung zu einem Menschen wird dieser Wunsch völlig verständlich.
Aber ich mag deine Interpretation sehr und wenn ich mein Gedicht von diesem Blickwinkel aus lese, entdecke ich so viel daran, das ich vorher nicht sehen konnte. Auch wirkt es gleich emotional viel intensiver. Daher danke für deine interpretatorische Ergänzung!
[QUOTE='AlexInBlack]die Tiefe der Gefühle ist in jeder Zeile zu erkennen und erlaubt den Lesern, darin einzutauchen.
Ich konnte es nicht nur einmal lesen, ich musste es auch ein zweites und drittes mal tun! Danke für den tollen Beitrag!
[/QUOTE]Wow! Mehrmaliges Lesen ist überhaupt das größte Lob, das ein Autor erhalten kann. Danke!
LG