Ja, das Trauern ist schon eine komische Sache, lieber
@Carloseine höchstpersönliche, aber auch anscheinend eine unbedingt notwendige, wenn wir unmittelbar betroffen sind. Die Beileidsbekundungen am Grabe scheinen die Stille des persönlichen Trauerns oftmals zu stören. Was soll man auch sagen, wenn der Austausch von Floskeln und Hohlphrasen bei der Tiefe der Trauer unangebracht erscheint.
Zumindest ist das in unserem Kulturkreis so, und es wird auch so ritualisiert.
Bei genauerer Betrachtung und aus Gesprächen heraus lassen sich aber auch manchmal völlig andere Wirklichkeiten erschließen, die dahinter stehen. Im persönlichen Umfeld habe ich festgestellt, dass bei einem Trauerfall nicht unerhebliche Nebenschauplätze eine viel größere Rolle spielen können, die eine ganz eigene Dynamik besitzen. Allzu gerne werden dann unverarbeitete Leichen aus dem Keller geholt. Der eigene Schmerz über ganz andere Zusammenhänge ( z.B. Elternkonflikt, Geschwisterrivalität etc) bekommt bei einer solchen Gedächtnisfeier nicht selten eine offizielle Plattform und nimmt im Trauerprozess schmerzlich an Fahrt auf. Plötzlich erscheint die Angst vor der eigenen Vergänglichkeit auf der Bühne. Es bleibt also unter dem Strich oftmals nicht so sehr bei der Betrauerung durch den Verlust eines großen, geliebten Menschen. Die Größe eines Menschen, und sein Fußabdruck bleiben ja trotzdem bestehen. Ein angemessenes Denkmal und Gedenken kann auch ein solches Gedicht darstellen.
Von Beileidsbekundungen am Grabe bitten wir abzusehen. Die Abschiedszeremonie erhält den Charakter eines kollektiven Heilungsrituals, was ja durchaus o.K. ist und nicht gestört werden sollte, das ist zu respektieren. Dabei gäbe es durchaus Beispiele anderer Trauerzeremonien, die fröhlicher und entspannter sind. Und auch der Blick in die Verangenheit zurück mit ihren Kriegen, Naturkatastrophen, dem Kindstod und nicht adäquater medizinischer Behandlung haben den Abschied früher zu einer Alltäglichkeit werden lassen, mit einer regelmäßigen "Normalität". Der Mensch hat schneller zu seiner Normalität zurückgefunden, während sie sich heute in einer komplexeren Gesellschaft nicht selten zur persönlichen Krise mit therapeutischer Behandlungsbedürftigkeit auszuwachsen scheint.
Mir ist die Sicht auf den Gewinn, die Dankbarkeit und der Auftrag zum Gedenken naheliegender, als mich im endlosen Trauern zu ergehen, aber wie gesagt, das ist eine höchstpersönliche Angelegenheit. Mir dürfte am Grabe kondoliert werden, denn ich freue mich über die Anteilnahme wie über einen freundlichen Gruß.
Mit welcher Haltung hätte wohl der fröhliche Klaus Zieschank getrauert?
LG Amadea