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Nemesis

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Manchmal möchte ich
ein Gedicht schreiben gegen
Kriege, Obdachlosigkeit, Mietspekulanten,
Kinderarmut, die Leichtfertigkeit,
mit der unsere Erde zerstört wird.
 
Das sind, ich ahne es,
keine lyrischen Themen, für die sich
nach Ansicht von Großschreibern,
die es ernstlich zu wissen glauben,
kein gültiger Vers eignet.
 
Schreib, sagen sie,
über die Seele, die Liebe, den Himmel,
den kleinen Waldbach, die Narzissen
des Frühlings mit schönen Worten,
auch der Herbst eigne sich sehr.
 
Du kannst die Welt nicht ändern!
Sagen sie. Ich höre zu, ich schweige,
ich Unwissende. Doch frage ich mich dann,
welchen Anteil ich selbst an dem Absturz
des Menschen in die Barbarei habe.
 
Danke, René, fürs Hineinsehen. Es geht um die Verantwortung des Autors. Natürlich kann man mit Gedichten die Welt nicht ändern, aber es soll vorkommen, dass es Menschen gibt, bei denen etwas durch ein Gedicht ausgelöst wird - so wie du schreibst. Geschriebenes oder Vorgetragenes hat Langzeitwirkung, wenn auch nur eine kleine und bei wenigen Menschen. Diese Hoffnung hat eigentlich jeder, der schreibt. Man müsste wie Kästner politische Gedichte schreiben können. Aber wer kann das außer Kästner?
 
Angelika
 
Hallo Angelika,
nicht Jammern, einfach tun! Ich weiß ja nicht wen Du mit "Großschreibern" genau meinst, aber gesellschaftskritische Lyriker gibt es viele. Bei mir selbst sind ca. ein Drittel der Texte überwiegend umwelt- bzw. gesellschaftskritisch angelegt.
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Die große Zeit der Natur- und Herz-Schmerz-Schreiber ist längst vorbei, aber gerade Anfänger glauben das wäre Lyrik.
In diesem Sinn hat deine Textaussage natürlich seine Berechtigung.
LG
Perry
 
Danke, Perry, fürs Lesen. Nein, ich sehe es so, dass Natur- und Liebesgedichte durchaus immer noch ihre Berechtigung haben. Aber es geht darum, dass der Autor auch eine Verantwortung für seine Zeit trägt. Und da gehören eben auch Gedichte mit politischem und kritischem Inhalt dazu. Was aber die Großschreiber angeht, so brauchst du bloß bei den prominenten Lyrikern nachzusehen, und du wirst Verschwommenes und vieles finden, das sich an die gesellschaftlichen Gegebenheiten anpasst. Und das ist natürlich auch Ausdruck ihrer Haltung als lyrischer Autor. Es gab in den Siebzigern in der westdeutschen Lyrik ja vereinzelt Bestrebungen, die gesellschaftliche Verfasstheit des Landes sehr kritisch zu bedichten, aber auch oftmals unklar, sich dem lyrischen Mainstream anpassend, nicht auf den Grund der Dinge gehend, so als wollte man niemandem wehtun. Heute aber ist diese Zeit vorbei, die Literaturwissenschaft befasst sich damit nicht mehr. Wobei natürlich auch zu beachten ist, dass die Lyrik der DDR heute sich auf wenige Autoren stützt, Sarah Kirsch, Huchel, Bobrowski und einige andere, aber das große Spektrum der DDR-Lyrik wird bewusst von der gesamten Literaturlandschaft übersehen. Nicht wegen fehlender Qualität, sondern wegen ihrer gesellschaftspolitischen Aussage.
 
Angelika
 
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