Es war heute wieder schwer, aus dem Bett zu kriechen und eigentlich noch viel zu früh. Aber die Pflicht kennt keine Uhrzeiten und die Bedürfnisse eines Menschen, nach seinem Rhythmus zu leben, hat bis dato nur wenige Ausbeuter interessiert. Der Rubel muss rollen, koste es, was es wolle.
Ich schleppe mich und mein lethargisches Halb-Bewusstsein, die andere Hälfte scheint noch liegen geblieben zu sein, zur Bushaltestelle. Auf dem Weg dorthin werde ich bereits durch allerlei Geräusche bearbeitet. Aus einem Küchenfenster schallt laut „Atemlos“, wie passend! Die zwanzigstufige Treppe vorhin hat mir schon ordentlich die Luft genommen. Wie kann man sich so etwas um die Uhrzeit nur anhören? Wie kann man sich so etwas überhaupt anhören? Schießt es mir durch mein Halb-Bewusstsein, um dann im Vakuum meines Schädels schnell wieder zu verblassen.
Die Ampel steht auf Rot, wie sollte es auch anders sein. Ich überlege, trotzdem die Fahrbahn zu erobern, da um die Uhrzeit noch wenig auf der Straße los ist. Wäre mein ganzes Bewusstsein zugegen, hätte ich das Auto mit dem quarzenden Individuum wohl bemerkt, aber so ergriff mich nur ein lautes Reifenquietschen, das meine Alarmglocken läuten ließ, und die fehlende Hälfte meines Bewusstseins aus dem Bett hierher an Ort und Stelle beförderte. Das ganze Auto scheint nur aus Lautsprecher zu bestehen und es dröhnt ein Technobeat aus der Karre, die glatt den Asphalt vibrieren lässt und meinen Puls schlagartig beschleunigt.
Ein volltätowierter Halbstarker, der anscheinend glaubt, dass ihn schlecht gearbeitete martialische Bilder zu einem Mann machen, kurbelt wütend die Fensterscheibe herunter, wobei sich ein leicht süßlicher Duft verbreitet, der nur bedingt von Tabak herrührt. „Bist du noch ganz bei Trost, du Wichser!“ Werde ich angeblafft. Ich versuche herauszufinden, ob ich schon für Worte bereit bin, das Ergebnis fällt allerdings negativ aus. Ersatzweise ziehe ich ihm mit meiner vollen Thermoskanne eins über den Schädel, was ihn schlagartig verstummen und in einen unerwartete Schlafphase versetzt. Ich nutze die Zeit, um voranzukommen, der Bus wird sicher nicht auf mich warten, und die Zeit drängt.
Ich schaffe es gerade noch pünktlich zum Bus und steige als letzter hinzu. Die Episode mit dem bekifften Volltrottel hätte mich beinahe in Verzug gebracht. Eigentlich steige ich gerne als Ester ein, um mir den Platz möglichst aussuchen zu können. Heute muss ich nehmen, was ich kriege, und die Auswahl scheint sehr begrenzt. Der Platz neben der Oma mit den dunkel hochtoupierten Haaren, die wie eine Frisur aus den Siebzigern wirkt, fällt aus. Das Risiko, vollgequatscht zu werden, ist unkalkulierbar und die Geschichte ihrer Kinder und Enkel interessiert mich einen Scheißdreck und keinen Deut mehr.
Mein Blick schweift zu einer jungen und eventuell attraktiven Dame, wenn man das unter ihrem Panzer aus Schminke deuten könnte. Ich glaube, ihren übelerregenden Parfümduft schon wahrnehmen zu können, und auch wenn sich leicht etwas in meiner Hose regt, fällt der Platz definitiv aus der Auswahlmöglichkeit heraus. Die Optionen werden mit jeder Sitzreihe spärlicher, und ich befürchte schon, die nächsten Minuten stehen zu müssen, als mir ein Bengel auffällt, der im Halbschlaf zur Seite gekippt und mit Ohrstöpseln verpropft, allein in der Sitzreihe döst. Die Würfel sind gefallen.
Ich schwinge mich mit dem Elan eines Faultieres neben mein Opfer, dem mein Körpergeruch zu signalisieren scheint, dass ihm ein unangenehm duftender Morgen bevorsteht. Mir ist es gleich, es ist schließlich noch niemand erstunken. Doch der junge Mann lässt die Belästigung nicht tatenlos über sich ergehen, sondern rächt sich, indem er auf seinem übergroßen, must have Pimmelersatz Handy in Lichtgeschwindigkeit einige Funktionen ausführt und ich Sekundenbruchteile später mit einer Schallkulisse konfrontiert werde, die meine nichtvorhandene Toleranz aufs Äußerste ausreizt. Ich überlege, die Thermoskanne erneut zu gebrauchen, die Idee fällt aufgrund der hohen Zeugenanzahl aber aus.
Ich versuche, die Schallquelle einfach zu ignorieren, aber nachdem mein Unterbewusstsein das gefühlt hundertste Bitch, Pussy, Schlampe und ähnliches Frauenverachtendes in nur wenigen Minuten vernimmt, wird es mir doch zu viel und mir drängt sich die Thermoskanne wieder ins Gedächtnis, als der Bus planmäßig hält und eine Sitzreihe, hinter uns, komplett frei wird. Bevor ich meinen Platz aufgebe, ziehe ich dem Schnösel einen Ohrpropfen heraus und brülle ihm mit mindestens hundertzwanzig Dezibel ein freundliches „Arschloch“ in den Gehörgang, worauf er sich in die Hose macht und zu hyperventilieren beginnt, was mich allerdings nicht die Bohne interessiert.
Aufgrund meiner Ansprache verstummen alle Geräusche im Bus und ich genieße die Ruhe in vollen Zügen, während ich von hasserfüllten Blicken durchbohrt werde. Ein „Who cares!“ Huscht durch gerade durch mein Zerebrum, als mein Magen mir zu verstehen gibt, dass es Zeit für ein kleines Happa Happa ist, da ich direkt nach dem Aufstehen nichts zu mir nehmen kann. Der Blick in meine Tasche eröffnet mir aber nur die blutige Thermoskanne, aber nicht meine Stullentüte!
„Fuck“ entfleucht es mir, die habe ich in meiner Morgendröseligkeit wohl auf dem Tisch liegen gelassen. „OK“ denke ich, nur noch zwei Haltestellen bis zum Bahnhof, da hat der Supermarkt vierundzwanzig Stunden auf und wird für Abhilfe sorgen.
Mit einem unguten Gefühl entere ich den Fresschenbeschaffertempel und noch bevor ich das Gefühl lokalisieren kann, erreichen mich schon die ersten Noten von „Your my heart , your my soul….“ Und mein Gehörgang fühlt sich auf das Übelste vergewaltigt. Mein Recht auf Ruhe wird wieder auf das Schädlichste missachtet und mir kommt wieder in den Sinn, dass ich endlich mal den Brief an das Justizministerium abschicken muss, indem ich alle Anzeige, die sich ungefragt erlauben, mich mit ihrer beschissenen Musik zu belästigen und mich damit in den Wahnsinn treiben. Wenn die mal nicht alle eingesperrt gehören.
Ich schleppe mich und mein lethargisches Halb-Bewusstsein, die andere Hälfte scheint noch liegen geblieben zu sein, zur Bushaltestelle. Auf dem Weg dorthin werde ich bereits durch allerlei Geräusche bearbeitet. Aus einem Küchenfenster schallt laut „Atemlos“, wie passend! Die zwanzigstufige Treppe vorhin hat mir schon ordentlich die Luft genommen. Wie kann man sich so etwas um die Uhrzeit nur anhören? Wie kann man sich so etwas überhaupt anhören? Schießt es mir durch mein Halb-Bewusstsein, um dann im Vakuum meines Schädels schnell wieder zu verblassen.
Die Ampel steht auf Rot, wie sollte es auch anders sein. Ich überlege, trotzdem die Fahrbahn zu erobern, da um die Uhrzeit noch wenig auf der Straße los ist. Wäre mein ganzes Bewusstsein zugegen, hätte ich das Auto mit dem quarzenden Individuum wohl bemerkt, aber so ergriff mich nur ein lautes Reifenquietschen, das meine Alarmglocken läuten ließ, und die fehlende Hälfte meines Bewusstseins aus dem Bett hierher an Ort und Stelle beförderte. Das ganze Auto scheint nur aus Lautsprecher zu bestehen und es dröhnt ein Technobeat aus der Karre, die glatt den Asphalt vibrieren lässt und meinen Puls schlagartig beschleunigt.
Ein volltätowierter Halbstarker, der anscheinend glaubt, dass ihn schlecht gearbeitete martialische Bilder zu einem Mann machen, kurbelt wütend die Fensterscheibe herunter, wobei sich ein leicht süßlicher Duft verbreitet, der nur bedingt von Tabak herrührt. „Bist du noch ganz bei Trost, du Wichser!“ Werde ich angeblafft. Ich versuche herauszufinden, ob ich schon für Worte bereit bin, das Ergebnis fällt allerdings negativ aus. Ersatzweise ziehe ich ihm mit meiner vollen Thermoskanne eins über den Schädel, was ihn schlagartig verstummen und in einen unerwartete Schlafphase versetzt. Ich nutze die Zeit, um voranzukommen, der Bus wird sicher nicht auf mich warten, und die Zeit drängt.
Ich schaffe es gerade noch pünktlich zum Bus und steige als letzter hinzu. Die Episode mit dem bekifften Volltrottel hätte mich beinahe in Verzug gebracht. Eigentlich steige ich gerne als Ester ein, um mir den Platz möglichst aussuchen zu können. Heute muss ich nehmen, was ich kriege, und die Auswahl scheint sehr begrenzt. Der Platz neben der Oma mit den dunkel hochtoupierten Haaren, die wie eine Frisur aus den Siebzigern wirkt, fällt aus. Das Risiko, vollgequatscht zu werden, ist unkalkulierbar und die Geschichte ihrer Kinder und Enkel interessiert mich einen Scheißdreck und keinen Deut mehr.
Mein Blick schweift zu einer jungen und eventuell attraktiven Dame, wenn man das unter ihrem Panzer aus Schminke deuten könnte. Ich glaube, ihren übelerregenden Parfümduft schon wahrnehmen zu können, und auch wenn sich leicht etwas in meiner Hose regt, fällt der Platz definitiv aus der Auswahlmöglichkeit heraus. Die Optionen werden mit jeder Sitzreihe spärlicher, und ich befürchte schon, die nächsten Minuten stehen zu müssen, als mir ein Bengel auffällt, der im Halbschlaf zur Seite gekippt und mit Ohrstöpseln verpropft, allein in der Sitzreihe döst. Die Würfel sind gefallen.
Ich schwinge mich mit dem Elan eines Faultieres neben mein Opfer, dem mein Körpergeruch zu signalisieren scheint, dass ihm ein unangenehm duftender Morgen bevorsteht. Mir ist es gleich, es ist schließlich noch niemand erstunken. Doch der junge Mann lässt die Belästigung nicht tatenlos über sich ergehen, sondern rächt sich, indem er auf seinem übergroßen, must have Pimmelersatz Handy in Lichtgeschwindigkeit einige Funktionen ausführt und ich Sekundenbruchteile später mit einer Schallkulisse konfrontiert werde, die meine nichtvorhandene Toleranz aufs Äußerste ausreizt. Ich überlege, die Thermoskanne erneut zu gebrauchen, die Idee fällt aufgrund der hohen Zeugenanzahl aber aus.
Ich versuche, die Schallquelle einfach zu ignorieren, aber nachdem mein Unterbewusstsein das gefühlt hundertste Bitch, Pussy, Schlampe und ähnliches Frauenverachtendes in nur wenigen Minuten vernimmt, wird es mir doch zu viel und mir drängt sich die Thermoskanne wieder ins Gedächtnis, als der Bus planmäßig hält und eine Sitzreihe, hinter uns, komplett frei wird. Bevor ich meinen Platz aufgebe, ziehe ich dem Schnösel einen Ohrpropfen heraus und brülle ihm mit mindestens hundertzwanzig Dezibel ein freundliches „Arschloch“ in den Gehörgang, worauf er sich in die Hose macht und zu hyperventilieren beginnt, was mich allerdings nicht die Bohne interessiert.
Aufgrund meiner Ansprache verstummen alle Geräusche im Bus und ich genieße die Ruhe in vollen Zügen, während ich von hasserfüllten Blicken durchbohrt werde. Ein „Who cares!“ Huscht durch gerade durch mein Zerebrum, als mein Magen mir zu verstehen gibt, dass es Zeit für ein kleines Happa Happa ist, da ich direkt nach dem Aufstehen nichts zu mir nehmen kann. Der Blick in meine Tasche eröffnet mir aber nur die blutige Thermoskanne, aber nicht meine Stullentüte!
„Fuck“ entfleucht es mir, die habe ich in meiner Morgendröseligkeit wohl auf dem Tisch liegen gelassen. „OK“ denke ich, nur noch zwei Haltestellen bis zum Bahnhof, da hat der Supermarkt vierundzwanzig Stunden auf und wird für Abhilfe sorgen.
Mit einem unguten Gefühl entere ich den Fresschenbeschaffertempel und noch bevor ich das Gefühl lokalisieren kann, erreichen mich schon die ersten Noten von „Your my heart , your my soul….“ Und mein Gehörgang fühlt sich auf das Übelste vergewaltigt. Mein Recht auf Ruhe wird wieder auf das Schädlichste missachtet und mir kommt wieder in den Sinn, dass ich endlich mal den Brief an das Justizministerium abschicken muss, indem ich alle Anzeige, die sich ungefragt erlauben, mich mit ihrer beschissenen Musik zu belästigen und mich damit in den Wahnsinn treiben. Wenn die mal nicht alle eingesperrt gehören.