Sarkastisches Handbuch – Wie man einen Hitler züchtet
Wie sät man das Böse?
Wie pflanzt man den Hass – und wie erntet man den Retter?
ERSTE REGEL: SÄE UNBEHAGEN
Beginne klein.
Ein Satz am Morgen, ein Blick am Abend.
„Die nehmen uns unsere Brötchen weg.“
„Die riechen anders.“
Unschuldige Bemerkungen – oder?
Das ist kein Hass, nein!
Nur… gesunde Skepsis.
Das klingt vernünftig.
So wächst der erste Keim.
ZWEITE REGEL: DÜNGT MIT SELBSTMITLEID
Segne deine Mittelmäßigkeit mit heiligen Worten.
Sprich’s laut:
„Eigentlich bin ich besser –
aber die…“
(wer auch immer „die“ sind)
„…halten mich unten!“
Ein wunderbarer Dünger für jede beleidigte Seele.
Je mehr Opfer du spielst,
desto stärker wächst dein Groll.
DRITTE REGEL: BEWÄSSERE MIT LÜGEN
Jetzt gieße täglich, regelmäßig, beharrlich.
Mit einfachen Wahrheiten,
den süßen, leicht verdaulichen:
„Früher war alles besser.“
„Die sind schuld.“
„Ich kenne die Lösung!“
Je dümmer die Lüge, desto tiefer dringt sie ein.
So lehrt es der älteste Gärtner der Geschichte.
DIE ERNTE
Und siehe – da steht er plötzlich,
aufrecht aus dem Boden unserer Bequemlichkeit:
der Mann mit dem Hakenkreuz,
die Erlösung im Maßanzug,
geboren aus unserem Ekel,
unserer Faulheit,
unserer Weigerung, erwachsen zu werden.
Sein Programm?
Unsere geheimsten Vorurteile.
Seine Sprache?
Die Melodie unseres Alltagsgeredes.
Sein Sieg?
Unser geistiger Bankrott.
Wir haben ihn nicht gewählt –
wir haben ihn erträumt.
Nicht geschaffen –
sondern verdient.
Und wenn alles brennt,
wenn das Blut im Pflaster steht,
sagen wir erleichtert:
„Wir waren’s nicht.
Er war doch verrückt!“
Wie bequem. Wie praktisch.
Doch sag mir:
Warum sind seine Opfer heute ihm so ähnlich?
Warum haben wir zugesehen,
wie der Garten wieder zum Schlachtfeld wurde?
Gott vergebe uns.
Denn wir wussten, was wir taten.
Amen.