Lieber Elmar,
wirklich starke Worte, die in ihrer Bedeutung ambivalente Gefühle bei mir hinterlassen.
Darin liegt eine Kraft sich zu erheben, sich der eigenen Stärke bewusst zu werden und diese zu nutzen. Aber auch eine Abwertung des Schwachen, ja, ein tatsächlicher Unmut und eine Feindseligkeit dem gegenüber.
Das kann in bestimmten Situationen hilfreich sein. Um sich dem Negativen bewusst zu werden, sich abwenden zu können, es überwinden zu können.
Als Dauerzustand allerdings ist diese Überhebung seiner Selbst eher abstoßend. Wenn auch weit verbreitet... es scheint geradezu ein Phänomen zu sein, dass die Schwachen andere fertig machen, um sich stärker zu fühlen. Andere bezwingen, um davon abzulenken, dass man selbst tagtäglich vom Leben bezwungen wird.
Ein fast tragisch zu nennender Kreislauf!
Mit ähnlichen Gefühlen lese ich nun auch deine Verse. Halb bewundernd, halb abgestoßen.
Was auffällt ist die Wendung des Geschehens - was ewig so verhasst war, was LD beständig zertreten und abgewertet hat, das kehrt letztlich zum LD zurück. Wie ein Bumerang, holt das eigene Verhalten es letztlich ein:
wach auf in dunkler, kalter Nacht,
betrachte, was dir so verhasst.
Plötzlich befindet sich LD selbst mitten in all dem, was es so sehr gehasst hat.
Das könnte man nun ausgleichende Gerechtigkeit oder Schicksal nennen, jedenfalls muss es sich nun damit auseinander setzen und vermutlich viele Annahmen, Vorurteile etc. überdenken, verwerfen, neu ordnen..
und was zerbrochen und beweint
eracht‘ es als zertretnes Gras.
Mmh.. mir kam etwas in den Sinn, was ich gerne als Anregung loswerden möchte. Bei "zerbrochen und beweint" denke ich an Scherben und im Folgenden an zersprungenes Glas.
Wie wäre denn:
und was zerbrochen und beweint
eracht' es als zersprung'nes Glas
Das als Idee für dich.
Achso, ein Aspekt wollte ich noch aufgreifen: Das Erbe. Bzw. der Erbteil. Dies lässt sich natürlich als materielles Gut verstehen, was auch mit "verprasst" passen würde, gleichzeitig kann es auch eine Art Vermächtnis darstellen. Ein Erbe als tiefgreifende Prägung, eine Persönlichkeit, die LD mit sich trägt. Und damit eine Weltsicht, die z.B. von den Eltern vermittelt wurde.
Beide Aspekte finde ich hier spannend, beide scheinen Teile des Ganzen zu sein.
Gefällt mir wieder sehr!
Liebe Grüße Lichtsammlerin