Tagebucheintrag von Harun Al-Yasir
-19. Monat der Aschenblüte, Jahr 2 nach der Reinigung Ulduraks
Ich schreibe diese Zeilen bei Kerzenschein. Draußen klingt der Abendruf der Disziplin, der neue Gesang, der jetzt durch unsere Straßen zieht. Ich erinnere mich an die alten Lehren meiner Mutter, gesungen in der Zunge der Ahnen. Sie klingen mir heute fremd. Leer. Schwach.
Zwei Jahre. Zwei Jahre ist es her, dass die Banner Glanzhalls über Ulduraks goldenen Kuppeln flatterten, dass die heilige Ordnung durch unsere zerschlagenen Tore marschierte. Zwei Jahre seit die Türme unseres alten Glaubens fielen und das ewige Feuer des Propheten unsere Schriften reinigte.
Ich erinnere mich, wie ich damals zitterte vor Wut. Ich nannte sie Barbaren. Schlächter. Fanatiker. Ich verfluchte ihre weißen Gewänder, ihre brennenden Fahnen, ihre kalten Augen, die mit keinem Zweifel, aber auch keiner Gier blickten. Nur Gehorsamkeit.
Und doch… war es nicht dieser Zweifel, der mich so viele Jahre gequält hat? War es nicht die Freiheit, die ich so sehr verteidigte, die mich auch lähmte? Unsere Stadt war stolz, doch schwach. Wir redeten über Hoffnung, während wir uns gegenseitig betrogen. Wir glaubten an Vielfalt, während unsere Straßen sich mit Blut füllten. Wir sprachen von Wahrheit – doch keiner wagte sie zu sagen.
Jetzt ist es anders. Die Märkte sind stiller, geordneter. Die Stimmen der Händler tragen dieselben Phrasen, dieselben Segnungen. Die Kinder beten, bevor sie spielen. Wer redet, redet nur im Einklang. Es ist… friedlich. Es ist schön.
Gestern war der Tag des Gerichts. Drei wurden verlesen. Zwei für Worte, einer für Zweifel. Die ganze Nachbarschaft stand auf dem Platz. Früher hätte ich den Blick gesenkt, heute hielt ich ihn erhoben. Der Priester sprach mit solcher Klarheit. „Zweifel ist Gift. Schmerz ist Gnade. Gehorsam ist Ehre.“ Ich verstand.
Ich verstand.
Der Weltenbrand hat Uldurak gereinigt. Nicht zerstört, wie ich ich früher dachte. Denn was verbrannt ist, war krank. Was geblieben ist, wird neu erbaut — mit hellem Stein, mit Ordnung, mit Wahrheit. Und was kommt, wird herrlich sein.
Ich habe mich entschieden. Ich will nach Glanzhall.
Ich will dienen.
Dort, wo der Prophet wacht, wo Tod kein Ende, sondern Anfang ist. Wo man nicht fragt, sondern folgt. Ich habe mich freigekämpft vom Chaos der Freiheit. Ich bin bereit, den letzten Rest meines alten Ichs zu opfern, um im Licht zu stehen. Nicht mehr Harun, der Händler aus Uldurak. Sondern Harun, der Diener im Namen des Feuers.
Möge der Schmerz mich führen.
Möge das Urteil mich läutern.
Möge Glanzhall ewig leuchten.
– Harun
-19. Monat der Aschenblüte, Jahr 2 nach der Reinigung Ulduraks
Ich schreibe diese Zeilen bei Kerzenschein. Draußen klingt der Abendruf der Disziplin, der neue Gesang, der jetzt durch unsere Straßen zieht. Ich erinnere mich an die alten Lehren meiner Mutter, gesungen in der Zunge der Ahnen. Sie klingen mir heute fremd. Leer. Schwach.
Zwei Jahre. Zwei Jahre ist es her, dass die Banner Glanzhalls über Ulduraks goldenen Kuppeln flatterten, dass die heilige Ordnung durch unsere zerschlagenen Tore marschierte. Zwei Jahre seit die Türme unseres alten Glaubens fielen und das ewige Feuer des Propheten unsere Schriften reinigte.
Ich erinnere mich, wie ich damals zitterte vor Wut. Ich nannte sie Barbaren. Schlächter. Fanatiker. Ich verfluchte ihre weißen Gewänder, ihre brennenden Fahnen, ihre kalten Augen, die mit keinem Zweifel, aber auch keiner Gier blickten. Nur Gehorsamkeit.
Und doch… war es nicht dieser Zweifel, der mich so viele Jahre gequält hat? War es nicht die Freiheit, die ich so sehr verteidigte, die mich auch lähmte? Unsere Stadt war stolz, doch schwach. Wir redeten über Hoffnung, während wir uns gegenseitig betrogen. Wir glaubten an Vielfalt, während unsere Straßen sich mit Blut füllten. Wir sprachen von Wahrheit – doch keiner wagte sie zu sagen.
Jetzt ist es anders. Die Märkte sind stiller, geordneter. Die Stimmen der Händler tragen dieselben Phrasen, dieselben Segnungen. Die Kinder beten, bevor sie spielen. Wer redet, redet nur im Einklang. Es ist… friedlich. Es ist schön.
Gestern war der Tag des Gerichts. Drei wurden verlesen. Zwei für Worte, einer für Zweifel. Die ganze Nachbarschaft stand auf dem Platz. Früher hätte ich den Blick gesenkt, heute hielt ich ihn erhoben. Der Priester sprach mit solcher Klarheit. „Zweifel ist Gift. Schmerz ist Gnade. Gehorsam ist Ehre.“ Ich verstand.
Ich verstand.
Der Weltenbrand hat Uldurak gereinigt. Nicht zerstört, wie ich ich früher dachte. Denn was verbrannt ist, war krank. Was geblieben ist, wird neu erbaut — mit hellem Stein, mit Ordnung, mit Wahrheit. Und was kommt, wird herrlich sein.
Ich habe mich entschieden. Ich will nach Glanzhall.
Ich will dienen.
Dort, wo der Prophet wacht, wo Tod kein Ende, sondern Anfang ist. Wo man nicht fragt, sondern folgt. Ich habe mich freigekämpft vom Chaos der Freiheit. Ich bin bereit, den letzten Rest meines alten Ichs zu opfern, um im Licht zu stehen. Nicht mehr Harun, der Händler aus Uldurak. Sondern Harun, der Diener im Namen des Feuers.
Möge der Schmerz mich führen.
Möge das Urteil mich läutern.
Möge Glanzhall ewig leuchten.
– Harun