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Totentanz

  • Ruedi
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(eine halbwegs gereimte Erzählung)
 
Die Frau ohne Kopf und der Mann mit dem Schwert
ruhen in wirbelndem Tanz.
Das Lamm ohne Augen und die Taube aus Stein
umrahmen den Ball in nebligem Glanz.
Die Taube bedroht die Wesen in Not,
gebettet in tiefdunkles Rot.
 
Es ist die Nacht der Verschiedenen,
die einsam und abgeschieden sind.
Sie wandeln durchs Haus der Verwesung,
zu Gast bei Mutter Gruft.
Endlich! Ein Fest der Leichen.
Und unter Modernden und Bleichen
steigt der Ball der stillen Herzen,
die weder schlagen noch scherzen.
 
Die Vergessenen der Metropole
finden sich in der Nekropole
zum Tanz der Untoten ein.
Und in leeren Augenhöhlen
glimmt schwefliger gelber Schein.
Reden ist Silber, Schweigen ist Tod,
man spricht hier nicht, nicht mal mit Gott.
 
Der Tanzboden zuckt rhythmisch mit.
Das sind die Knochen von Soldaten,
abgehobelt von Granaten,
die auch ein wenig mittun möchten.
Sie sind nur noch als Dielen tauglich.
Ein General ist auch dabei, glaub‘ ich.
 
Und über ihnen, noch ganz in Weiß
ein Brautgerippe schwebt.
Die hat die Hochzeitsnacht nicht mehr erlebt,
weil sie an ihrem schönsten Tag,
sich tanzte in ´nen Herzinfarkt.
 
Ein alter Spanner sieht ihre spitzen Rippen
durch’s fadenscheinige Kleidchen blitzen.
Naja, so ein Voyeur hat’s hier nicht schwer -
lange halten die Leichenhemden nie.
Jetzt hat er ´nen Hang zur Nekrophilie.
Ab und zu ging er kleine Mädchen erschrecken,
heut schaut er ihnen in die leeren Becken.
Er hat schwere Zeiten durchgemacht.
er weiß noch, er ist Jahrgang null-drei:
Dreiundvierzig, Fronturlaub,
da haben sie ihn geschnappt,
da war es mit ihm vorbei.
 
Und der wurstige Gestapomann,
der ihn damals in die Finger bekam,
der ihn gefoltert und erschossen hat,
freundet sich langsam mit ihm an.
 
Die Gäste schlürfen von den Kränzen
frischer Gräber mondbeschienenen Tau.
Die Toten sagen, wenn’s Neumond war,
macht der Tau sogar die Toten blau.
Das Fest mimt Fortschritt, Skelette feiern
und heiser zwischen Urnenfeuern
verqualmen sie Weihrauch wie Shit.
 
Neben drei Birken, unter goldgelbem Laub
steh’n drei frische Junkies.
Sie wünschen sich was zu kiffen.
Sie haben’s noch nicht begriffen.
Sie jammern nach Engelsstaub.
Die Würmer und Maden laben sich.
Peinliches Fleisch fault langsam,
fällt herbstlich, Schicht um Schicht.
Noch erscheinen sie sich menschlich
und fürchten die Totenpolizei.
Doch der Gestapomann nahm heut Nacht frei.
Frischlinge eben, gerade so jenseits der Grenze.
Sie beobachten alles genau.
Ungläubig sehen sie und lauschen
und begreifen nicht die Tänze.
 
So sachte glüh’n die fremden Augen.
So hauchzart prüft der Wind die tauben Sinne
der scheinbar nicht Verdammten.
Und außerhalb der Friedhofsmauern schleicht das Leben
um diese Zeit wie bitt’re alte Tanten.
 
Drinnen spielen jetzt die toten Kinder,
äffen einen unbegangenen Lebenspfad.
Zu ewiger Kindheit verurteilt aber
ist ihnen der Pfad bereits fad.
Vom Tod verraten wie vom Leben,
eingesargt in fruchtloses Streben
ersehnen sie vergeblich den Henker.
Kleine Augen suchen zu sehen,
viel zu kleine Köpfe, zu verstehen
und entarten daran. Kein Bub wird hier Mann.
Und kein Mörder, kein Spanner, kein Gestapomann,
reicht nach einiger Zeit
an ihre böse Artigkeit heran.
Die Hölle ist immobil.
Ihr Stillstand wandelt Kinder zu Idioten.
Und die Immobilien der Verdammnis
sind die Gräber der Toten.
 
So dreht sich die Menge im Taumel
überflutet von höllischem Glanz.
und nur für die Toten sichtbar liegt
über allen und allem wie Smog
eine dunstige Glocke aus Angst.
 
Endlich ist es soweit!
Weiß in weiß wabernd
wallt widerlich aus den Winkeln
und Schatten schleimschäumende Form,
getragen von den Dünsten der Unterwelt,
geronnen zu reiner Hässlichkeit.
„Der Fürst!“ weht Wispern
ängstlich durch die Nacht.
Der Tod hält Hof den Toten,
die Finsternis verblasst vor seiner bösen Pracht.
Er nimmt seinen Thron ein,
er zeigt seine Macht.
 
Schaudernd fährt durch alle Gäste
ein Rückblick auf erfahr’nes Sterben,
das sie zusammentrug,
das sie zusammenschlug.
 
Der Auftritt bricht die Kriegerknochen,
der Tanzboden birst. Hier und dort
platzen junge Augen kochend
aus leeren Köpfen.
 
Die sich jetzt nicht beugen vergeh’n,
weh’n auf kalten bockigen Winden
in ungeahnte Tiefen.
Niemand wagt, sie verschwinden zu seh’n.
Eine Party der Blinden, die schliefen.
 
Die Junkies haben (wie üblich)
weder Peilung noch Meinung.
Und unbetrauert werden sie
verschlungen. Unbesungen fort.
Der Gestapomann steht natürlich stramm.
Der Spanner winselt nur
und verliert einen Freund.
Der Fürst schreitet weiter, hier schreitet der Feind.
 
Die Menge wagt es nicht zu flieh’n.
Jeder lauert. Die Alten wissen,
der Fürst sucht heut ein Ruhekissen,
für sein verdorrtes Haupt.
Der Fürst wählt heute eine Braut
oder viele. Dann wird er weiterzieh’n.
 
Eine fürstliche Geste – Musik! und
ein Klappern und Heulen hebt an.
Die Panischen schreien, die Irren
plappern Stakkato im Chor
und über der Kakophonie
rufen Eulen Verzweiflung ins Ohr.
 
Damen werden aufgefordert und folgen.
Schweben in die neblige Gestalt, übergeben
sich der höheren Gewalt zu ihrem
letzten Stück. Doch Respekt gezollt und
Gnade erwiesen. Sie fließen
nach Geisterart in die Schatten zurück.
 
Der Fürst trifft seine Wahl. Und es gesellen sich
der Zahl seiner Wesenheiten noch zwei hinzu.
Die Frau ohne Kopf und der Mann mit dem Schwert
ruhen nicht mehr. Es ist keine Heimkehr
zu erwarten. Der Fürst ist Legion, auf vielerlei Arten.
Das Lamm ohne Augen starrt auf die Taube aus Stein.
Die Taube bedroht die Wesen in Not,
gebettet in tiefdunkles Rot.
 
 
(Begonnenca. 1994

Fertiggestellt 8.7.201

 
Hallo, Ruedi,
 
da bin ich.
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(Nein, keine Drohung, was denkst du nur von mir? ?( )
 
Mich hat dein Werk nicht an eine Kurzgeschichte erinnert, sondern an ein Gedicht von Arthur Rimbaud: Ball der Gehängten (gibt es als, wie ich finde, recht gute Übersetzung zu finden.)
 
Totentanz, Fest der Toten, (Gedenk-)Tage (für die oder) der Toten - in Kunst, Literatur, Filmen und auch in verschiedenen Gesellschaften ein Thema, das häufiger war und ist, als man zunächst denkt. Was darauf hinweist, dass - ganz klar - das Leben wohl unweigerlich dazu führt, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, auf unterschiedlichste Art und Weise.
 
(Nebenbei: Ich lese gerne und gerne etwas Langes. Hab gerade zum dritten Mal Stephen King's 'The Stand - Das letzte Gefecht' durchgelesen. Hat mal so eben nur 1.435 Seiten ... und kleine Buchstaben ...
biggrin.png.88941320b1e828a0e0dc32bfc22f758d.png
)
 
Ich denke, es ist sinnvoll, zunächst das Formale zu erwähnen. Wie du ja selbst schreibst, ist es nur teilweise gereimt. Was, wie ich finde, auch zur Thematik passt; ich fände hier ein durchgehendes, 'geordnetes' Reimschema als nicht gut passend. Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist surreal und daher hielte ich zu viel Ordnung - für zu 'real'. Allerdings fiel mir dabei auf, dass du manchmal zu Inversionen greifst, was, wie ich finde, trotzdem dem Reimzwang geschuldet ist, z. B. hier in dieser Strophe der Fall:
 
 
'Ruedi]Und über ihnen schrieb:
https://www.poeten.de/uploads/emoticons/biggrin.png.88941320b1e828a0e0dc32bfc22f758d.png[/IMG] ) und auch gerne meine 5 Cent Kommentar dazu abgegeben! ^^
 
LG und ich hoffe, ich konnte dir behilflich sein mit meinem Feedback,
 
Anonyma
 
Liebe Anonyma,
 
herzlichen Dank für dieses ausführliche Feedback. Im Moment geht's nicht, aber ich hoffe, im Laufe des Wochenendes komme ich dazu, eine gebührende Antwort zu schreiben.
 
Hat mich sehr gefreut, einen anderen Stephen King-Leser zu treffen. The Stand habe ich mindestens 2 mal durch, die gekürzte Fassung nicht gerechnet. Und bei ES bin ich auch schon 3 mal durch die gekürzte und einmal durch die Langfassung durch.
 
LG
 
Ruedi
 
Hallo, Ruedi -
 
Friedhof der Kuscheltiere. Hat für mich (persönlich), obwohl nicht sein Bestes, die dichteste und gelungenste Grusel-Atmosphäre. Mein Lieblingsbuch von ihm: In einer kleinen Stadt (Needful Things). Kennst du auch Richard Bachmann, sein Pseudonym? Todesmarsch und Der Fluch sind, wie ich finde, ebenfalls sehr lesenswert. Obwohl lediglich Der Fluch in Richtung Horror geht, Todesmarsch ist eher eine beklemmende Schilderung eines furchtbaren Zukunftsszenarios, aber hat, wie ich finde, auch sehr viel Atmosphäre zu bieten - was ja genau das ist, was ich bei Stephen King so mag. Splatter-Momente, ja, die gibt es zwar vereinzelt auch. Aber eben nur vereinzelt. Und das finde ich gut - gibt genug aktuelles Zeug, das nur auf Ekel setzt und mit 'Schaudern und Gruseln' gar nichts mehr zu tun hat.
 
Entschuldige das kurze Off-topic, aber ich freue mich auch, wenn jemand gerne Stephen King liest. In meinem Umfeld jedenfalls niemand - wobei ich erwähnen möchte, dass da auch niemand etwas mit Gedichten am Hut hat ...
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LG,
 
Anonyma
 
Hallo Anonyma,
 
ich habe hier neben mir mehr als 2 Regalmeter Stephen King. das meiste von ihm habe ich. Meine Sammlung begann, als ich ca. 16 war. Mein Lieblingsbuch ist eindeutig "Es". Mir gefällt die so gut getroffene Erinnerung an jedermanns Kindheit mit allem denkbaren Schönen und Unschönen. Mit der Freude, Vorfreude und Angst. Danach gibt es ein enges Verfolgerfeld, in dem The Stand ganz vorne dabei ist. Dazu gehören aber auch Dolores, Das Bild (Rose Madder), In einer kleinen Stadt (Needful Things), schlaflos (Insomnia) Christine, Feuerkind und Friedhof der Kuscheltiere. Nicht zu vergessen Shining. Und von den neueren Sachen fand ich die Trilogie, die mit Mr. Mercedes beginnt sehr gut (2. Teil Finderlohn, 3. Teil Mind Control).
 
Wobei bezüglich "Friedhof der Kuscheltiere" zu sagen wäre, dass "gefallen" das falsche Wort ist. Es ist so ziemlich eines der beängstigendsten und bedrückendsten Bücher, dass ich je gelesen habe, weil die Hauptpersonen sehenden Auges und dennoch aus verständlichen, nachvollziehbaren Gründen in ihr Verderben rennen. Das gilt in gewissen Grenzen auch für den Film, den ich nur einmal gesehen und als sehr blutig in Erinnerung habe. Traf nicht ganz den Geist des Buches.
 
Die übrigen Bücher von Herrn König habe ich alle mehr oder weniger gern gelesen jedenfalls hat mich keines davon gelangweilt, am ehesten noch Duddits. Aus Frühling, Sommer, Herbst und Tod sind die in meinen Augen zwei besten King-Verfilmungen hervorgegangen: Stand by me / Die Leiche und Die Verurteilten /Pin-up. Die übrigen Verfilmungen gingen ja doch öfter an der Buch-Atmosphäre vorbei. Feuerkind und Christine laufen bei mir unter "nicht schlecht".
 
Die Romane über den Dunklen Turm habe ich gelesen, aber nicht öfter als ein- oder z.T. zweimal. Mir ist nie klar geworden, was daran so groß ist, dass man es als sein Opus magnum bezeichnen dürfte. Aber langweilig waren sie auch nicht, bzw. nur zum Teil. Mir gefällt an den Büchern von S.K. , dass man die Menschen darin, die Protagonisten fast immer sehr gut verstehen kann. das sind Leute wie Du und ich, die auf einmal mit Situationen konfrontiert sind, die sie überfordern und die (meist) dennoch einen weg finden, klarzukommen - auch wenn es nicht immer für alle gut ausgeht.
 
Das ist erstmal genug für heute.
 
@scathach: Brauchst dich für die Schlaflosigkeit nicht entschuldigen. Du hast ja gleich das in meinen Augen schlimmste von ihm erwischt. Mit Dolores (als Buch) wäre es dir sicher besser ergangen. Fast nichts übernatürliches.
 
Du erlaubst, Ruedi, ganz kurz auch von mir an @Scathach: Da hat Ruedi absolut recht, es ist ein wirklich unheimliches, beängstigendes Buch - also lies bloß nicht Friedhof der Kuscheltiere als Buch ...
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Ich grusele mich nicht leicht und, wie bereits geschrieben - Ekel ist was anderes; ekeln kann ich mich schneller und ich mag das nicht besonders. Aber ich las Friedhof der Kuscheltiere im Bett. Spätabends. Und ertappte mich damals dabei, dass ich nicht anders konnte, als in jedem Zimmer das Licht anzuschalten, als ich mal aufs Örtchen gehen musste ... Bei mir will das was heißen - gibt wenig Bücher oder Filme, die das bei mir geschafft haben.
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@Ruedi: Tatsächlich kann ich mich deinen Schilderungen größtenteils anschließen. Auch, was Duddits angeht - ich finde, da blieb er wirklich unter seinen Möglichkeiten. Aber gut - niemand ist perfekt und auch die großen Dichter früherer Zeiten schrieben nicht ausnahmslos nur Meisterwerke. Was gut ist, sonst würden wir 'Normalos' ja Komplexe kriegen ...
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Und ja, die Saga vom dunklen Turm habe ich auch gelesen. Fand ich schon gut, aber irgendwie auch nicht wirklich ganz 'Stephen King'. Mir fehlte da etwas, anders kann ich es nicht ausdrücken. Das, was im Gegenzug dazu The Stand - hat.
 
Ich stimme dir auch bei Es zu - Es ist und bleibt etwas Besonderes. Ein Buch, von dem ich denke, das 'schreibt man nur einmal' - du verstehst sicher, was ich damit meine.
 
Nebenbei - was hältst du eigentlich von Stark - The Dark Half? Bzw. insgesamt vom Castle-Rock-Zyklus? Oder auch vom 'Beiwerk' zur Turm-Saga, von 'Die Augen des Drachen'?
 
Stephen King, wie du schreibst, kann es einfach - Atmosphäre aufbauen. Charakteren in seinen Büchern 'Leben einhauchen', ihnen - fiktiv echte - Persönlichkeiten zu geben. Das ist - Schreib-Kunst. Kann nicht jeder. Bei ihm nehmen im Verlauf der Geschichte👎 Menschen mehr und mehr Kontur an, werden immer 'vertrauter', die Phantasie wird mit Vorstellungen 'aktiv', man ist irgendwann 'unterwegs beim Lesen' mit im Geschehen drin, vergisst die Uhrzeit, will unbedingt wissen, wie es weitergeht, befürchtet dies und das - der König des Grusels kann's eben. ^^
 
Die Filme sind nicht schlecht - aber, es ist wie immer: Wirklich gut kann man sie nur finden, wenn man die Bücher nicht vorher gelesen hat, denn Filme können - liegt in der 'Natur' der Sache - nicht mithalten. Sonst bräuchte es 48-Std.-Filme und selbst dann ...
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LG,
 
Anonyma
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Fuck,
 
ich hatte eine ewig lange Antwort verfasst, aber mein PC ist runtergefahren, weil eine andere Aufgabe beendet war.
 
Alles nochmal von vorn. Aber nicht mehr heute.
 
Sorry.
 
Ruedi.
 
Ruedi, dann habe ich vielleicht einen guten Tipp für dich. Es gibt ein kleines tool namens Textarea cache. Leider nur für Firefox, ich weiß nicht, ob es da auch ein Äquivalent für Chrome gibt ...
 
Hier im Forum bin ich meistens mit Firefox, auf YouTube z. B. wiederum meistens mit Chrome. Aber wenn ich hier mit Chrome reingehe - was ab und zu vorkommt - dann schreibe ich nie direkt ins Forum, außer, es ist etwas Kurzes. Bei längerem Text schreibe ich immer zuerst in WordPad und kopiere dann hier herein (und hab mir auch fest angewöhnt, immer zwischenzuspeichern, damit ggf. nicht alles verschütt geht).
 
Ist mir früher auch mal passiert, hat mich ebenfalls mächtig geärgert - daher habe ich mich in dieser Hinsicht 'konsequent erzogen'.
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Lass dir Zeit, ja?
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LG,
 
Anonyma
 
Hallo, zweiter Anlauf.
 
@scathach: Haven kenne ich nicht, aber Colorado Kid habe ich gelesen. ich weiß nur noch, dass es sich um das Rätsel der unbekannten Leiche am Strand handelt, weiß aber nicht mehr wie es ausging. Habe ich dennoch als ziemlich gut in Erinnerung. Wenn Du das mochtest könnte dir Dolores wirklich gefallen.
 
@Anonyma: "Stark" fand ich ganz o.k., aber es steht bewusst nicht bei meinen oben aufgezählten Favoriten. Hingegen habe ich "Das Attentat" vergessen aufzuzählen, weil das auf meinem ebook liegt und nicht im Regal steht. Unverzeihlich, habe ich schon dreimal gelesen, immer im Urlaub (daher ebook). Wie viele andere Menschen auch liebe ich gute Zeitreisegeschichten. "Joyland" war auch gut, auch schon zweimal gelesen (ebook).
 
Die Bachmann Sachen mag ich weniger. Am ehesten konnte ich mich mit Thinner und Todesmarsch anfreunden. Die Doppelnummer "Desperation" und "Regulator" halte ich eher für eine Doppel-Nullnummer. Da musste ich mich echt durchquälen und habe beide Bücher seither nicht mehr in die Hand genommen.
 
Nun zurück zum Anlass unseres kleinen Kaffekränzchens. Vielen Dank nochmal für dein sehr ausführliches Feedback und die Anregungen. Dazu habe ich ein paar Gedanken gehabt (erstaunlich ^^ ) .
Der "Totentanz" begann als gereimte Erzählung, inspiriert durch eine Kurzgeschichte, die ich offenbar fälschlicherweise E.A. Poe zuschrieb. Bin immernoch frustriert, dass ich die Geschichte nicht da habe. Ich merkte ziemlich schnell, dass ich keine einheitliches Reimschema durchhalten würde. Also gab ich das auf und reimte fröhlich und frei ohne Schema weiter. Irgendwann langte es dann auch nicht mehr für reguläre Endreime, da kamen dann Binnenreime ins Spiel.
Und die zumindest habe ich bs zum Schluss immer wieder eingebaut, wenn auch z.T. versteckt.:
 
Eine fürstliche Geste – Musik! und
ein Klappern und Heulen hebt an.
Die Panischen schreien, die Irren
plappern Stakkato im Chor
und über der Kakophonie
rufen Eulen Verzweiflung ins Ohr.
 
Damen werden aufgefordert und folgen.
Schweben in die neblige Gestalt, übergeben
sich der höheren Gewalt zu ihrem
letzten Stück. Doch Respekt gezollt und
Gnade erwiesen. Sie fließen
nach Geisterart in die Schatten zurück.


Es sollte immer ein wenig Klang haben. Daher habe ich bei unglücklichen Braut auch Herzinfarkt unsauber auf Tag gereimt. Dafür nehme ich dann auch den verdrehten Satzbau in Kauf, falls mir nicht noch etwas besseres einfällt. da denke ich später nochmal darüber nach.
 

Pause, nicht dass er mir wieder abstürzt. Fortsetzung folgt.

 
Ja, die Braut. Die kürzeste, möglicherweise eine überflüssige Geschichte. Allerdings: Sie tanzt sich zu Tode - hier haben wir also einen Totentanz im Totentanz, das finde ich irgendwie witzig, daher würde ich mich ungern von ihr trennen.
 
Die Braut und alle anderen geschilderten kleinen Geschichtchen haben mit der Rahmenhandlung nichts zu tun. Sie sollen nur für Atmosphäre sorgen, für Stimmung und sie sollen unterhalten und der mageren Geschichte ein wenig Fleisch auf die Rippen packen. Denn seien wir ehrlich, was bliebe, beschränkte ich mich auf die Gestalt des Fürsten, der erscheint, die Frau ohne Kopf und den Mann mit dem Schwert mitnimmt und wieder zieht? Mager, sehr mager.
 
Aber soweit habe ich ja gar nicht gedacht, als ich anfing, zu schreiben. Ich wollte herausfinden, was mir nach diesem Eröffnungsbild alles einfällt. Gut, es fiel mir einiges ein, aber bevor der Fürst kam, war erstmal Schluss. Ich hatte den Eindruck, es macht keinen Sinn mehr, Geschichte auf Geschichte zu häufen, wenn nicht irgendwann auch was passiert. Monate später kamen dann die ersten Strophen über den Fürsten hinzu (und wurden einige Male überarbeitet). und dann war über 20 Jahre Pause. Mir fiel nichts Gutes mehr ein und irgendwann habe ich auch nicht mehr darüber nachgedacht.
 
Erst seit ich hier wieder aktiv wurde, kam die Lust zurück und jetzt habe ich mir ein Ende zurechtgebogen, das mir gut genug gefiel, um es für veröffentlichungsreif zu halten. Und da kommen wir zu
[QUOTE='Ruedi]Die Taube heißt Tod und tiefdunkles Rot
umfängt die Wesen in Not
[/QUOTE]Das war mein kleiner genialer Trick, um den Abschluss rund zu machen, indem ich ihn mit der ersten Strophe verknüpfe. Und jetzt kommst Du und sagst, ich solle den Vers ganz an den Anfang schieben. Werde ich mir anschauen, wie der Anfang dann aussieht. Das Anfangsbild, der jetzige erste Satz war nämlich tatsächlich der Anfang des Textes, die ursprüngliche Idee. Muss ich mich noch umgewöhnen, bzw. nachschauen, ob das für mich funktioniert. 
Dann hast Du natürlich Recht, dass sich die Bilder von Tod und Teufel hier mischen. Das ist aber kein Versehen, hier wollte ich unklar bleiben. Dazu möchte ich später noch etwas schreiben. Jetzt ist erstmal Fußball.
 
Vielen Dank jedenfalls und bis demnächst.
 
Danke für euer Interesse.
 
Ruedi.
 
Hallo, Ruedi,
 
tatsächlich hast du vielleicht die Binnenreime sogar zu unauffällig eingebaut - jedenfalls waren bei mir andere Aspekte, vor allem der Inhalt als solcher und die Konzentration auf die Interpretation desselben doch so 'dominant', dass ich sie schlicht nicht wirklich 'bemerkte'. Das ist jetzt keine Ausrede, denn normalerweise bemerke ich (allermeistens) so etwas schon.
 
Aber auf jeden Fall dann nachträglich meine Anerkennung, denn somit hast du Klang erzeugt, dessen 'Ursache' nicht offensichtlich war - was auch eine Leistung ist.
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Was deine Anmerkungen über die Atmosphäre betrifft: Ja, dem stimme ich zu - dein Gedicht besitzt viel Atmosphäre, ist sehr dicht in dieser Hinsicht.
 
 
'Ruedi]Das war mein kleiner genialer Trick schrieb:
Dann hast Du natürlich Recht, dass sich die Bilder von Tod und Teufel hier mischen. Das ist aber kein Versehen, hier wollte ich unklar bleiben. Dazu möchte ich später noch etwas schreiben.
Das klingt für mich sehr interessant, dann bin ich mal gespannt, was du damit bezwecken wolltest. Gewollte Irritation seitens der Leser? Dann hat's bei mir jedenfalls so funktioniert.
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LG und bis dann,
 
Anonyma
 
Hallo Anonyma,
 
was Du für die erste Strophe vorschlägst würde dann so aussehen:
 
Die Taube heißt Tod und tiefdunkles Rot
umfängt die Wesen in Not.
Die Frau ohne Kopf und der Mann mit dem Schwert
ruhen in wirbelndem Tanz.
Das Lamm ohne Augen und die Taube aus Stein
umrahmen den Ball in nebligem Glanz.
 
Jetzt zerreißt es mir den Zusammenhang zwischen der Taube aus Stein und der Taube, die Tod heisst. Die war nämlich identisch. Also könnte man stellen:
 
Die Taube heißt Tod und tiefdunkles Rot
umfängt die Wesen in Not.
Das Lamm ohne Augen und die Taube aus Stein
umrahmen den Ball in nebligem Glanz.
Die Frau ohne Kopf und der Mann mit dem Schwert
ruhen in wirbelndem Tanz.
 
Ich hab's jetzt mehrfach so gelesen, habe versucht, das als eine Art Hinführung zu dem tanzenden Paar zu sehen, aber es funktioniert nicht. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich den Text schon so lange kenne und zu eingefahren bin. Aber für mich müssen "Das Lamm ohne Augen..." vor "Die Taube heißt Tod..." stehen. Das ist für mich wie ein kleiner Film und den verstehe ich andersherum nicht. Zur Not könnte man das tanzende Paar ans Ende der Strophe setzen, aber wenn ich "Die Taube heißt Tod" sowieso nicht ganz an den Anfang bringen kann, braucht's das auch nicht, oder?
 
Deine Idee des "Rahmens" finde ich ja gut, hatte ich ja auch. Ich dachte halt es, reicht, wenn ich am Schluss des Gedichts, die prägnante Formulierung am ende der ersten Strophe wiederhole. und es sind ja nicht nur diese zwei Zeilen. Vorher steht ja noch:
[QUOTE='Ruedi]Das Lamm ohne Augen starrt auf die Taube aus Stein.
[/QUOTE]Das zielt ja auch wieder auf den Anfang. 
ich bin beim nachdenken über den Fürsten, die Melange aus Tod und Teufel und noch 'nem Dämon oben drauf aber dahin gekommen, dass mir nicht mehr gefällt, wenn die Taube Tod heißt. ich glaube auf diesem Friedhof darf es nur einen personifizierten Tod geben, den Fürsten. Momentaner Zwischenstand der Überarbeitung:
 
Die Frau ohne Kopf und der Mann mit dem Schwert
ruhen in wirbelndem Tanz.
Das Lamm ohne Augen und die Taube aus Stein
umrahmen den Ball in nebligem Glanz.
Die Taube bedroht die Wesen in Not,
gebettet in tiefdunkles Rot.
 
Die Taube bewacht...? Aber irgendwie hänge ich an dem Dreierreim. Und entsprechend würde ich auch die letzte Zeile dann so ändern.
 
Wird schon. Das nächste Mal komme ich hoffentlich endlich zum Thema Fürst.
 
LG
 
Ruedi
 
Hallo, Ruedi,
 
jetzt bin leider ich diejenige, die gerade keine Zeit mehr hat. Ich wollte nur rasch noch Bescheid sagen, dass ich dann morgen weiter antworte. (Weiß noch nicht genau, wann, aber auf jeden Fall morgen.)
 
Bis dann!
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LG,
 
Anonyma
 
[QUOTE='Ruedi]Hat mich sehr gefreut, einen anderen Stephen King-Leser zu treffen. The Stand habe ich mindestens 2 mal durch, die gekürzte Fassung nicht gerechnet. Und bei ES bin ich auch schon 3 mal durch die gekürzte und einmal durch die Langfassung durch.
[/QUOTE]Und hier ist gleich noch eine.
Wir sind beide ziemliche Fans und haben letztens erst den Dark Tower Zyklus nochmal gelesen.
Mir gefallen nicht alle King Romane, aber diese Turm Saga insbesonders. Solltest Du sie kennen, dann ist Glas mein absoluter Favorit, was diese Reihe betrifft.
Die ersten 2.5 Bände sind etwas holperig noch, aber spätestens ab dem 4. Band ist es einfach grandios. Obwohl Fantasy nicht unbedingt mein Metier ist.
The Stand fand ich auch ziemlich gut und auch ein oder zwei der Sachen, die er unter Bachmann veröffentlicht hat.
 
Eigentlich wollte ich mir jetzt mal Sleeping Beauties anschauen, aber weil sich gerade viel um die Partnerin dreht und sie mir immer von James Clavells "Shogun" vorschwärmt, welches sie jedes Jahr mindestens 1x liest, bin ich das mal angegangen.
Was mir an King immer besonders gefällt: Er kann Charaktere. Vor allem auch Kinder, was nicht vielen Autoren gelingt.
Nur ein kurzer Exkurs, weil mir das ins Auge stach.
 
So liebe Anonyma und alle interessierten eventuellen Mitleser,
 
aus welchen Einzelteilen setzt sich der Fürst zusammen? Und warum ist er so uneindeutig? Die erste Frage werde ich beantworten, bei der zweiten möchte ich selbst ein wenig spekulieren.
 
Drei (zum Teil biblische) Erinnerungen spukten mir bei der Beschreibung durch den Kopf:
 
1. "Tod, wo ist dein Stachel. Hölle, wo ist dein Sieg?"1. Korintherbrief, Kapitel 15, Vers 55. in der Lutherübersetzung, die ich im Ohr hatte: Hier erfolgt eine Gleichsetzung von Tod und Hölle, zumindest eine Darstellung von Verbündeten. Der Tod ist kein natürliches Ende, das zum Leben gehört, der Tod ist keine Erlösung. Der Tod ist der Feind des Menschen, genauso wie die Hölle und ihre Teufel. Nicht umsonst ist die christliche Verheißung das Gegenteil: ewiges Leben. Hier wurzelt auch die Verwischung von Tod und Teufel, die ich in den Text einfließen ließ. Leider sprechen alle anderen Übersetzungen zweimal den Tod an und nicht die Hölle. Da hat der Herr Luther wohl mal wieder dem Sprachgefühl den Vorzug vor der exakten Übersetzung gegeben, der Schlingel.
 
2. "Und er fragte ihn: wie heißt du? und er sagt zu ihm: Legion heiße ich, denn wir sind viele." Markus-Evangelium, Kapitel 5 Vers 9. Jesus treibt einen Dämonen aus, der aus vielen Wesenheiten besteht. Der Dämon fängt an zu handeln (!) und bittet darum, nicht ganz aus der Gegend vertrieben zu werden. Da ließ Jesus ihn in eine Schweineherde fahren, die sich daraufhin über ein Steilufer in den See Genezareth stürzte. Da war der Besitzer sicher glücklich. Und wenn ich so darüber nachdenke, wahrscheinlich auch kein Jude, denn ein Jude als Schweinehirte - kaum vorstellbar. Von hier stammt die Idee des einen Wesens, das aus vielen besteht.
 
3. Der Teufel selbst, wie wir ihn uns vorstellen oder vorgestellt bekommen. Als Luzifer (der Lichtbringer), der höchstgestellte Engel Gottes, der sich gegen ihn erhob und mit seinen Mitrevoluzzern aus dem Himmel verstoßen wurde. Er hatte sich erhoben, weil er eifersüchtig auf die Schöpfung Gottes wurde, in Sonderheit auf die Menschen. Daraus ergibt sich seine Rolle als Ankläger (Satan), der die Menschen ob ihres Versagens vor Gott verklagt. Um Gott zu zeigen, was er für einen Mist gebaut hat. Um dem ganzen noch etwas Drive zu verleihen, verführt er sie (uns Menschen) auch gleich noch zum Bösen, damit er Grund zum Petzen hat.
 
Wir haben hier also eine unheilige Dreieinigkeit aus der Personifizierung des Todes, einem Dämon und dem Satan selbst. Und alle drei Facetten habe ich an den Fürsten gehängt. Habe ich das sorgfältig geplant? Nein. Begründe ich jetzt etwas im Nachhinein pseudowissenschaftlich, was mir aus Schlamperei passiert ist? Auch nicht. Diese drei aus Erinnerungen geborenen Ideen kamen zu mir während des Schreibens und ich fand es faszinierend, sie alle drei zuzulassen und so im Fürsten eine changierende Gestalt zu kreieren, die mehr als eine Wurzel und mehr als eine Seite hat. Man kann den Jungen aus der evangelischen Jugendgruppe nehmen, aber nicht die Jugendgruppe aus dem Jungen.
 
Und außerdem: was müsste ich nicht alles umschreiben, wenn ich mich jetzt für eine der Gestalten entscheiden müsste? Womöglich für die langweiligste, den Tod selbst, Freund Hein, der grimme Schnitter usw. Nein. nein, dann doch lieber ein vielgestaltiges nebulöses Wesen mit vielen Seiten, dass die einen verdammt und in die Hölle fahren lässt, aber die Frau ohne Kopf und ihren Tanzpartner in sich selbst aufnimmt, wie die Borg die assimilierten Völker (Star Trek Basiswissen).
 
Noch ein Randpunkt: Oben steht irgendwo, dass das "verdorrte Haupt" des Fürsten dich an ein Skelett erinnert. Mir schwebte das Bild einer Mumie vor, vertrocknetes (aber noch vorhandenes) Fleisch. Der Schädel zu erahnen, aber nicht wirklich entblößt. Finde ich viel grusliger.
 
So, jetzt ist das beantwortet, aber hoffentlich noch viele Fragen offen, z.B.
 
Warum nimmt der Fürst sich gerade diese beiden?
Warum hat die Frau keinen Kopf mehr? Und hat der Mann mit dem Schwert etwas damit zu tun?
Sind das Lamm ohne Augen und die Taube aus Stein wirklich nur Figuren und Reliefs auf einem Grabstein, oder sind sie mehr als das, z.B. Wächter im Reich des Fürsten?
Wer ist der Freund, den der Spanner verliert? Der Gestapomann oder jemand anders?
Welche Art Henker könnte die verstorbenen, verdorbenen Kinder von ihrem Nachleben erlösen?
Sind wir hier eigentlich auf einem irdischen oder eventuell auf einem höllischen Friedhof?
 
Fragen über Fragen und kein Ende.
 
Über eine Überarbeitung der o.a. Strophen mache ich mir frühestens morgen Gedanken.
 
Vielen Dank für diesen superben Austausch.
 
Ruedi.
 
Hallo, Ruedi,
 
zwei Tabs im Browser offen, zwecks zwei Beiträgen von dir.
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Ich hab's jetzt mehrfach so gelesen, habe versucht, das als eine Art Hinführung zu dem tanzenden Paar zu sehen, aber es funktioniert nicht. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich den Text schon so lange kenne und zu eingefahren bin. Aber für mich müssen "Das Lamm ohne Augen..." vor "Die Taube heißt Tod..." stehen. Das ist für mich wie ein kleiner Film und den verstehe ich andersherum nicht. Zur Not könnte man das tanzende Paar ans Ende der Strophe setzen, aber wenn ich "Die Taube heißt Tod" sowieso nicht ganz an den Anfang bringen kann, braucht's das auch nicht, oder? 
 
Deine Idee des "Rahmens" finde ich ja gut, hatte ich ja auch. Ich dachte halt es, reicht, wenn ich am Schluss des Gedichts, die prägnante Formulierung am ende der ersten Strophe wiederhole. und es sind ja nicht nur diese zwei Zeilen.
Ich kann deine Ansicht verstehen und ebenso auch deine Argumentation. Bitte lege auf Vorschläge oder Anmerkungen von mir nicht zu viel Gewicht - in erster Linie sollen sie als Anregungen und eventuelle Ideengeber dienen - sie sind nie eine Aufforderung zu etwas, das liegt mir fern. 
Und ich verstehe auch, dass ein Text, der vor langer Zeit von dir geschrieben wurde, einen 'festen' Platz bei dir 'im Geiste' einnimmt. Ich habe da auch etwas, das zwar (nicht ganz so alt wie bei dir, aber doch 8 Jahre) alt ist - aber an dem ich trotzdem auch heute nicht wüsste, was ich ändern sollte oder könnte, weil es mir dabei so vorkommt, als ob damit etwas verlorengeht, das mir wichtig ist. Auf der anderen Seite ist mir aber klar, dass meine heutige Schreibe - zwangsläufig, ich wüsste nicht, wie man durch viel Üben über Jahre hinweg in etwas schlechter werden sollte
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- besser ist als meine damalige. Also würde ich das Gedicht gerne überarbeiten und ggf. verbessern, wäre da nicht das Problem - siehe ein paar Zeilen darüber. Ich kenne das 'Problem' ebenfalls.
 
Mir gefiel der Gedanke an einen 'Rahmen', aber es soll natürlich dadurch nichts für dich aus dem gewünschten Zusammenhang gerissen werden. Dann belassen wir's dabei - und nehmen einfach beide eine Prise mehr an Erfahrung durch Text- und Denkarbeit mit, das ist immer etwas Positives. ^^
 
ich bin beim nachdenken über den Fürsten, die Melange aus Tod und Teufel und noch 'nem Dämon oben drauf aber dahin gekommen, dass mir nicht mehr gefällt, wenn die Taube Tod heißt. ich glaube auf diesem Friedhof darf es nur einen personifizierten Tod geben, den Fürsten. Momentaner Zwischenstand der Überarbeitung: 
Die Frau ohne Kopf und der Mann mit dem Schwert
ruhen in wirbelndem Tanz.
Das Lamm ohne Augen und die Taube aus Stein
umrahmen den Ball in nebligem Glanz.
Die Taube bedroht die Wesen in Not,
gebettet in tiefdunkles Rot.
 
Die Taube bewacht...? Aber irgendwie hänge ich an dem Dreierreim. Und entsprechend würde ich auch die letzte Zeile dann so ändern.
Also mich spricht das an - aber ich kann dir die letztendliche Entscheidung natürlich nicht abnehmen bzw. ich möchte dir da auch gar nicht hineinreden. Du schriebst ja bereits in einer deiner vorhergehenden Kommentarantworten, dass dir der klangliche Aspekt sehr wichtig ist und dem stimme ich zu, der würde schon fehlen, wenn du daran reduzierst. Bewacht - das fände ich jetzt auch nicht so gut, da pflichte ich bei, bedroht ist das bessere Wort. Und, meiner Meinung nach, nicht nur aufgrund des zusätzlichen Binnenreims, sondern auch durch den harten Klang des Konsonanten 't'. Das hat auch klanglichen Effekt - Taube, bedroht, Not, gebettet, tiefdunkles, Rot - aber auf keinen Fall mehr, sonst wird's zu viel, wäre mein Rat dazu. 
-------------------------------------------------------------------
 
 
So, auf geht's zu deinem zweiten Beitrag.
[QUOTE='Ruedi]1. "Tod, wo ist dein Stachel. Hölle, wo ist dein Sieg?"1. Korintherbrief, Kapitel 15, Vers 55. in der Lutherübersetzung, die ich im Ohr hatte: Hier erfolgt eine Gleichsetzung von Tod und Hölle, zumindest eine Darstellung von Verbündeten. Der Tod ist kein natürliches Ende, das zum Leben gehört, der Tod ist keine Erlösung. Der Tod ist der Feind des Menschen, genauso wie die Hölle und ihre Teufel. Nicht umsonst ist die christliche Verheißung das Gegenteil: ewiges Leben. Hier wurzelt auch die Verwischung von Tod und Teufel, die ich in den Text einfließen ließ. Leider sprechen alle anderen Übersetzungen zweimal den Tod an und nicht die Hölle. Da hat der Herr Luther wohl mal wieder dem Sprachgefühl den Vorzug vor der exakten Übersetzung gegeben, der Schlingel.
[/QUOTE]Da sagst du was.
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Schließlich hat der von dir erwähnte Schlingel auch dafür gesorgt, dass absurderweise ein Kamel durch ein Nadelöhr gehen soll, statt dem (dicken) Ankertau eines Schiffes ... obwohl es auch Meinungen gibt, die der Ansicht sind, dass er Schwierigkeiten mit dem Aramäischen hatte und daher einen wirklichen Übersetzungsfehler machte; tatsächliche Ursache soll ein Buchstabe gewesen sein. Der dafür sorgte, dass hebräisch ein Kamel aus einem aramäischen Schiffstau wurde.
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(Da muss ich mich auf das verlassen, was ich lese - ich kann weder die eine noch die andere Sprache und daher nicht überprüfen. Aber logisch erscheint es mir. Ein dickes Seil, das ergibt eine sinnvolle Aussage, das passt zum Nadelöhr-Gleichnis - ein Kamel dagegen mal so gar nicht. Und unabhängig davon: Ich stelle mir schon die Frage - wie kann es sein, dass er offenbar beim Übersetzen gar nicht bemerkte, dass ein Kamel dabei überhaupt keinen Sinn macht ... so was muss einem doch auffallen? ?( ) 
Gleichsetzung von Tod und Hölle; der Tod als Feind, der Teufel als Feind, die Hölle als Feind. Gut, danke für die Erläuterung, dann kann ich besser verstehen, was deine Intention dabei war.
 
 
[QUOTE='Ruedi]2. "Und er fragte ihn: wie heißt du? und er sagt zu ihm: Legion heiße ich, denn wir sind viele." Markus-Evangelium, Kapitel 5 Vers 9. Jesus treibt einen Dämonen aus, der aus vielen Wesenheiten besteht. Der Dämon fängt an zu handeln (!) und bittet darum, nicht ganz aus der Gegend vertrieben zu werden. Da ließ Jesus ihn in eine Schweineherde fahren, die sich daraufhin über ein Steilufer in den See Genezareth stürzte. Da war der Besitzer sicher glücklich. Und wenn ich so darüber nachdenke, wahrscheinlich auch kein Jude, denn ein Jude als Schweinehirte - kaum vorstellbar. Von hier stammt die Idee des einen Wesens, das aus vielen besteht.
[/QUOTE]Das erwähnte ich ja bereits, kenne ich ebenfalls. Ich las die Bibel und auch den Koran auf deutsch. Nicht, dass ich da intensiv am Auswendiglernen gewesen wäre - aber um Bescheid zu wissen. Ich weiß ganz gerne zumindest einigermaßen, worüber ich rede, wenn ich über etwas rede.
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Na ja - das weiß ich zufällig, warum im mosaischen Glauben (und, darauf basierend, im Islam) Schweine so 'verteufelt' werden. Das lag an Trichinen - und Menschen, die daran starben. Unreines Tier war das Resultat. Heute der Grund, warum Fleischbeschau gerade bei Schweinefleisch seitens Tierärzten im Schlachthof so wichtig ist und hier bei uns in Deutschland die Eigenschlachtung verboten. Wenn Trichinen im menschlichen Körper wandern und sich im Gehirn verkapseln, dort platzen - na, dann kannst du dir vorstellen, dass das Resultat entweder 'Wahnsinn' oder Tod war, zu damaligen Zeiten. Die Menschen wussten ja auch nicht, warum das geschah - also besser den Genuss dieses Fleisches verbieten. Damals nicht dumm - Vorbeugen ist besser wie sterben. Aber das ist das zeitlose Problem mit allen Religionen - heute braucht's das nicht mehr, es gibt Mikroskope, tierärztliche Fleischbeschau etc. Nur - einmal Gesetz, immer Gesetz, ob es Sinn macht, nötig ist oder (in vielen Fällen) eben auch nicht.
 
[QUOTE='Ruedi]3. Der Teufel selbst, wie wir ihn uns vorstellen oder vorgestellt bekommen. Als Luzifer (der Lichtbringer), der höchstgestellte Engel Gottes, der sich gegen ihn erhob und mit seinen Mitrevoluzzern aus dem Himmel verstoßen wurde. Er hatte sich erhoben, weil er eifersüchtig auf die Schöpfung Gottes wurde, in Sonderheit auf die Menschen. Daraus ergibt sich seine Rolle als Ankläger (Satan), der die Menschen ob ihres Versagens vor Gott verklagt. Um Gott zu zeigen, was er für einen Mist gebaut hat. Um dem ganzen noch etwas Drive zu verleihen, verführt er sie (uns Menschen) auch gleich noch zum Bösen, damit er Grund zum Petzen hat.
[/QUOTE]Pan - dass die Vorstellung des Teufels mit Bocksfüßen und Hörnern ausgestattet ist, lag daran, dass am Anfang des Christentums die 'alten Götter' unbedingt 'verteufelt' werden mussten, damit klar ist, die sind falsch. (Und außerdem ist im Christentum Sex ja etwas 'Tierisch-primitiv-Schmutziges', Lebensfreude verdammenswert, das Leben hat hässlich zu sein und man darf keinen Spaß an nichts haben; also zum Teufel mit einem Hirtengott, der für Freude, Fröhlichkeit, Musik und Tanz zuständig ist und der sich - auch noch! - im Gefolge eines Fruchtbarkeits- und Lustbarkeitsgottes befand.
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Über Luzifer gäb's auch noch einiges zu schreiben - aber ich werde langsam müde, lassen wir's für heute gut sein.
 
Ich mache jetzt hier Schluss und morgen dann weiter, in Ordnung? Mir war es heute auch zu warm, um richtig zu essen - jetzt wird es kühler und mir knurrt allmählich der Magen, der möchte etwas arbeiten dürfen. Und ich bin natürlich gehorsam und mache mich gleich im Anschluss daran, für Beschäftigung zu sorgen.
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LG, bis morgen dann,
 
Anonyma
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P.S.: Musste kürzen, die Software protestierte - zu lang.
 
Liebe Anonyma,
 
ich bin gespannt auf morgen und ein wenig verblüfft, wieviel Zeit Du dir für mich nimmst.
 
Mir macht's jedenfalls Spaß.
 
Vielen lieben Dank dafür.
 
Ruedi
 
Hallo, Ruedi,
 
mache ich gerne, wenn ich die Zeit dafür finde.
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Gestern hat's leider nicht mehr geklappt, weil bei mir das Telefon klingelte und mir privat etwas dazwischen kam. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.
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Bei Luzifer waren wir stehengeblieben. Ich halte es kurz: Der Morgenstern - war mal die römische Venus, die Göttin der Liebe und der Morgenröte.
Persönlich finde ich es schon etwas arg weit hergeholt, die weibliche Venus vom Himmel fallen zu lassen, die dann zu einem männlichen Ziegenbock 'mutiert' ... aber derartige 'Übertragungen' und beabsichtigte 'Verdämonisierungen' der vorchristlichen Götter und Göttinnen von polytheistischen Religionen sind eben so unlogisch wie Religionen sowieso. Und da im Christentum ein männlicher Schöpfergott agiert und im Christentum sowieso Frauen die personifizierte Sünde sind, weil es eine ausgeprägt patriarchalische Religion ist, muss ja eine Frau 'vom Himmel fallen', runter mit den Weibern! - erinnert an das Märchen mit dem Apfel ... *Kopfschüttel* (Was, wie ich auch hier erwähnen möchte, von mir nicht mit dem individuell-persönlichen Glauben gleichgesetzt wird. Nur muss ich immer wieder auch erwähnen, wie sehr dieser durch Religionen negativ beeinflusst und verfremdet wird - leider.)
 
 
'Ruedi]Wir haben hier also eine unheilige Dreieinigkeit aus der Personifizierung des Todes schrieb:
geben[/I], ich hoffe, du verstehst, was ich damit sagen möchte.
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Und jetzt das auch noch: Star Trek? Ich hab alle Serien gesehen und fast alle Folgen. Und alle Filme außer dem aktuellsten, denn ich finde, Gene Roddenberrys 'Geist des Star-Trek-Universums' ist nicht mehr da. Statt dessen technische, spektakuläre Effekte und eine Menge Kämpfe, Raumschlachten noch und nöcher - und ein junger Spock, der mit Uhura knutscht?!?
Ich bin ein 'Fan der alten Stunde', habe auch einige Bücher (Taschenbücher) und kann mich damit einfach nicht anfreunden. Andere Schauspieler, ja, klar, die Zeit vergeht und daran hätte ich mich sicher gewöhnt. Aber alles ist nicht mehr Star Trek. Was fehlt mir? Gene Roddenberrys Wunschtraum. Egal, der war 300%ig unrealistisch, aber wurst - er war schön! Eine geeinte Erde, 'Feindliches' kam von außerhalb, eine Menschheit, die tatsächlich menschlich und vernünftig geworden war. Die wurde mit dem 'neuen Universum' von den neuen Autoren einfach mal 'aus dem Fenster geworfen' und alles an den 'Massengeschmack, diktiert vom Zeitgeist, damit man möglichst viel Geld damit machen kann' angepasst - ich passe mich nicht an.
Was ich aber sagen möchte - ja, so was aber auch. Nicht nur Stephen King, sondern Star Trek auch. Nebenbei - ich habe (im übertragenen Sinn) in die Tischkante gebissen - wie konnten die nur Mr. Data sterben lassen?!?
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'Ruedi]Noch ein Randpunkt: Oben steht irgendwo schrieb:
Warum nimmt der Fürst sich gerade diese beiden?
Warum hat die Frau keinen Kopf mehr? Und hat der Mann mit dem Schwert etwas damit zu tun?
Sind das Lamm ohne Augen und die Taube aus Stein wirklich nur Figuren und Reliefs auf einem Grabstein, oder sind sie mehr als das, z.B. Wächter im Reich des Fürsten?
Wer ist der Freund, den der Spanner verliert? Der Gestapomann oder jemand anders?
Welche Art Henker könnte die verstorbenen, verdorbenen Kinder von ihrem Nachleben erlösen?
Sind wir hier eigentlich auf einem irdischen oder eventuell auf einem höllischen Friedhof?
 
Fragen über Fragen und kein Ende.
Wäre ja auch schlimm. Weißt du, wenn wir uns beim Schreiben von Texten und auch beim Lesen von Texten irgendwann mal keine Fragen mehr stellen bzw. sich uns keine Fragen mehr auftun, dann - müssten wir die Feder weglegen, den Deckel aufs Tintenfaß legen und es zudrehen. 
Hoffen wir, dass für uns die Fragen nie enden. ^^
 
LG,
 
Anonyma
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Liebe Anonyma,
 
nochmals vielen Dank für deine Zeit und dein Interesse.
 
ich finde, unser Austausch hier gehört inzwischen zu meiner "Erzählung" hinzu. Das hat sich sogar für mich noch einiges geklärt bzw. ist deutlich geworden. ich denke, damit kann ein Leser jede Menge Spaß haben.
 
Bis bald.
 
Ruedi
 
  • Ruedi
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