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Feedback jeder Art Treppenhaus

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  • Driekes
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Neon flackert.
Schuhhall.
Kalter Stein riecht nach gestern.

Der Zettel: Bitte leise!
hängt schief.
Ein Klebestreifen hält, einer nicht.

Briefkästen mit Dellen.
Namensschilder halb gelöst.
Ein Klingelknopf ohne Licht.

Ich zähle Stufen.
Hand am klebrigen Geländer.
Der Schlüssel schlägt
gegen Schlüssel.

Wasser in den Rohren,
irgendwo ein Fernseher,
Stimmen hinter Türen:
abgeriegelt.

Zwischen zwei Stockwerken
kippt die Stille.
Es ruft – niemand.
Nur Echo,
das schiebt.

Zeitschalter klickt.
Das Licht geht aus.
Plötzlich nur Atem.
Mein Puls als Treppenhausuhr.

Die Wand atmet Kälte.
Der Putz bröckelt,
weißes Mehl auf den Stufen.

Ich bleibe stehen.
Höre nach:
Rohr,
Herz,
Schlüssel.
Alles spricht.
Nichts sagt etwas.

Ich taste weiter.
Schuhspitzen suchen Kante.
Noch eine Stufe.
Noch eine.

Im Dunkeln leuchtet
der Bildschirm kurz auf –
falscher Trost.
Wieder aus.

Unten irgendwo
ein Windzug,
oben irgendwo
ein Summen.

Ich stecke den Schlüssel ein.
Ohne Schloss?
Vielleicht.
Metall mit Zähnen
für später.

Die Hand vom Geländer.
Stille wieder an.
Das Neon zögert,
springt an.

Ich gehe.
Keine Richtung genannt.
Nur:
Stufe
für Stufe


Bitte Leise -Treppenhaus-2.png



Illustration:
KI-generiert (eigene Vorgabe)
 
Hallo Driekes
Eine schöne Momentaufnahme in einem eher desolaten Treppenhaus. Die Zustände kenne ich von Wiener Häusern recht gut. Die Szene könnte aus deinem Tatort-Krimi entnommen sein, düster und entrisch. Die Schilderung wirkt durch die knappe Wortwahl eindringlich bildhaft.
Gern gelesen!
LG Teddybär 🐻
 
Moin ,Teddybär

Danke dir!
Genau dieser „entrische“ Hausflur war im Kopf: schiefes Bitte leise, flackerndes Licht, Echo.

Das Stück ist als Notatlyrik / Inventur-Notat gedacht –
knappe Bestandsaufnahme, Szene statt Deutung.

Dass es wie ein Tatort-Ausschnitt wirkt, freut mich sehr.

LG, Driekes
 
Lieber @Driekes,
Ich spüre, wie LI sanft an meiner Hand zog, damit ich mitkam, Schritt für Schritt die knarrende Holztreppe hinauf, umgeben von unheimlicher Stille und der tiefen, feuchten, müffigen Kälte des Trepenhauses. Ich bin sehr
beeindruckt von deiner Vignette Driekes❣️

Ich stehe immer noch dort, auf dem Treppenabsatz, und warte darauf, meinen Weg nach Hause zu finden.
Liebe Grüße,
Donna
 
Liebe Donna,

danke für dein Bild –
die Hand, die zieht; das Knarren; die feuchte Kälte.
Genau dorthin wollte ich dich führen: auf den Absatz zwischen
zwei Stockwerken, wo der nächste Schritt offen bleibt.

Das liebe ich an Notatlyrik (Inventur-/Echo-Notat):
kurze Schnitte, knappe Zeilen, abgehackt – und doch bleibt etwas im Raum.

Herzlich,
Driekes
 
  • Driekes
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