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Nur Kommentar Violinspiel

Der/die Autor/in wünscht sich Rückmeldungen zum Inhalt des Textes und möchte keine Textkritik.
  • Carolus
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Violinspiel

gerne hätte ich gelacht
über all die schrägen Töne
schlecht getroffen, dass ich stöhne
Fehler, die nur ich gemacht

gerne hätte ich geweint
über Qualen, Schmerz und Frust
dem Verschwinden aller Lust
nur mit etwas Trost geleimt

gerne hätte ich gestaunt
über Mozarts helle Tiefe
in der ich mich gern verliefe
hörte ich nur deinen Laut

lachen, weinen, staunen, Spiel
dazu reichte nicht die Kraft
die die Stolzlüge bestraft’
bis die Abscheu uns befiel

heute will ich selber tun
was in jungen Jahren fehlte
damals niemand mir erzählte
schließt ein kleiner Kreis sich nun

lang schon gibt es kein Zurück
doch liegt Frieden in den Klängen
ob sie auch nicht gut gelängen
sind sie noch mein kleines Glück.


(aus der Reihe „inneres Kind“)
 
Hallo Peter,

das ist ein schöner Gedanke, den du hier äußerst.
Besonders, weil (für mich) keine Wehmut und kein Bedauern mitschwingt.

Du schreibst zwar davon, was du gerne getan hättest und nicht hast, aber es bleiben keine Bitternis, kein "verpasst haben".
Stattdessen geht, schwebt, es leicht mit der Erkenntnes "ok, aber heute ... " voran, die einfach das Beste daraus machen möchte.

Mich beschäftigt, wie wohl die meisten Menschen, hin und wieder irgendwas aus der Vergangenheit – und zwar nicht immer mit diesem Maß an Eigenverantwortlichkeit, mit Vergangenem ungeregt abschließen zu können und stattdessen ganz pragmatisch das Beste daraus zu machen.

Etwas, das mir gerade durch den Kopf geht ist,
Ich habe natürlich schon auf Dinge geschaut mit Bedauern um den/ihren (späten) Zeitpunkt (der Verwirklichung).

Aber vielleicht ist es ja doch so einfach:
Manches, wenn es nicht geschehen ist,
(wenn es gekonnt hätte, hätte es nur – was es aber nicht hat)
war schlicht und ergreifend nicht an der Zeit.
Denn wenn es an der Zeit gewesen wäre, wäre es ja geschehen.

Das soll jetzt auch gar nicht "schicksalshaft" oder so klingen.

Es meint einfach:

Wenn ich nicht die Reife besitze, etwas Mögliches zu verwirklichen, dann ist es noch nicht an der Zeit dafür.
Denn offensichtlich(/bar) besitze ich die nötige Reife nicht.


Bei den "schrägen Tönen" musste ich unwillkürlich an "Unsuk Chin" denken, eine zeitgenössische Komponistin, die ich gestern entdeckt habe.

Kurz gefasst:
Ihre Musik wurde als einzigaetig/ungewöhnlich beschrieben.
Nichts, das man mal so nebenbei hört.

Das stimmt. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen 😄
Ich verlinke gleich am besten etwas von ihr im "Was hörst du?" Faden!


So ...
Ich habe mich von deinem "Antwortgedichte" Label etwas inspirieren lassen.
Gerade da dein Gedicht ernst und schön ist, setze ich den Schluss, der ins Absurde geht, einfach mal in den entsprechenden Faden im Spielzimmer.

Aber der Rest ist hier: 😁



Ob du sie zu Westerntänzen
spielst in rhytmischem Stakkato,
kreuz und quer durch die Frequenzen
springend fidelst im Vibrato,
oder sie in manch Sequenzen
zupfst beim Spiel in Pizzicato,

ob du Teppiche beim Geigen
knüpfst, gespannt im Tremolo,
du sie nur besitzt zum Zeigen
(so wie ich, der ohne Nöte
spielt zu Hause nicht die Flöte),
ists schlussendlich doch schlicht so:

Tu es, wie es dir beliebt–
wie es dir Erfüllung gibt.

Hauptsache es macht dich froh!


Weniges vermag dem Leben
auch nur ähnlich viel zu geben –
mag die Seele zu erfüllen,
und den Geist in Glanz zu hüllen,

wie dem Zweck sich zu entheben –
voller Liebe hingegeben
tun, ganz ohne zu erstreben.

Sich vom Anspruch loszusagen,
Schritt für Schritt die tausend Meilen
eines Tages zu vollenden.
Sich von Zielen abzuwenden,
um beflügelt, wie getragen
bloß im Augenblick zu weilen,


[I]Heilen,[/I]
statt durchs Leben eilen.

von der Harmonie der Klänge,
mag sie auch daneben liegen,
ohne Anspruch, ohne Zwänge,
niemals mehr genug zu kriegen

und gelöst von Ziel und Zwängen
seinen Geist, statt ihn zu leiten,
voller Freude auszubreiten,
statt sich weiter zu bedrängen.



Liebe Grüße 🙂
Delf
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Peter
Nach einem ersten schweren Startjahr
mit dem Klavier
Das ich aber stets mit Humor und Freude gesehen habe
geht es jetzt zügig voran
Wenn ich jetzt eine schöne Kangstelle spiele
verweile ich bewusst länger auf diesen Tönen
Hin und wieder schreibe ich mir auch die Notenblätter um
um mir das Spielen zu erleichtern oder füge bei Harmonien Tönen dazu
Für mich eine absolute Bereicherung
 
Hi Peter,
da lebt er
auf, wie ich
dazu meine...
Violinspiel

gerne hätte ich gelacht
über all die schrägen Töne
schlecht getroffen, dass ich stöhne
Fehler, die nur ich gemacht

gerne hätte ich geweint
über Qualen, Schmerz und Frust
dem Verschwinden aller Lust
nur mit etwas Trost geleimt

gerne hätte ich gestaunt
über Mozarts helle Tiefe
in der ich mich gern verliefe
hörte ich nur deinen Laut

lachen, weinen, staunen, Spiel
dazu reichte nicht die Kraft
die die Stolzlüge bestraft’
bis die Abscheu uns befiel

heute will ich selber tun
was in jungen Jahren fehlte
damals niemand mir erzählte
schließt ein kleiner Kreis sich nun

lang schon gibt es kein Zurück
doch liegt Frieden in den Klängen
ob sie auch nicht gut gelängen
sind sie noch mein kleines Glück.
...der Junge,
das Kind im Mann,
spielt die Geige,
gekonnt an sich
was voll zutrifft
und er übernimmt
sich dabei nicht,
genießt sein Spiel,
ich denke das ist
wichtig an sich
und somit das Ziel,
so würde ich das sehen,
aber egal ob's stimmt,...
...es is'n schönes Ding,
gerne sinniert nach'm lesen.

LG Ralf
 
Lieber Peter,

du kannst dir nicht vorstellen, welche "Sturzflut" an Erinnerungen der Inhalt deines "Violinspiels" und dessen Würdigung durch Anaximandala ausgelöst haben. Durch deine Zeilen wurden Kämpfe, Leiden, Freuden und Höhepunkte einer noch kindlich-jugendlichen Suche nach eigenem Wollen und Gestalten greifbar lebendig - bis in Details.

Ohne Vater aufgewachsen zwischen Trümmern, schickte mich meine Mutter zum Klavierunterricht in die damals sehr konservative Musikschule in Mannheim. Hier wurde "noch richtig gelernt", angefangen mit Sonatinen von Clementi, Kuhlau u.a. Dazu Geläufigkeitsübungen. Harmonielehre u.a. m., später dann Mozartsonaten, weiter mit bekannten "Klassikerstücken" von Bach, Beethoven, Schubert... Dazu zweimal pro Jahr öffentliches Vorspiel, jedesmal ein kleines Drama!

Heimlich hörte ich abends nach 20 Uhr AFN (American Forces Network), wo die ersten Jazzklänge des Dixielands und Swings zu hören waren, notierte mühselig die passenden Harmonien der einzelnen Stücke, denn Anfang der 50.er Jahre gab es hierzulande noch keine Jazznoten, bis ich im Keller einer Musikalienhandlung ein Heft fand "Count Basie, Blues and Boogies".

Mit diesem Heft marschierte ich im Sommer 1955 zur Übungsstunde, erklärte der erstaunten Professorin, dass ich genug von der Klassik hätte. Mein Gastspiel bei der Musikschule sei damit beendet. Erstaunt fragte sie, welche Art von Musik ich gerne hätte. Ich zeigt ihr das Heft. Sie nahm es, stellte es auf das Pult des Flügels und spielte Stück für Stück im Originaltempo vom Blatt. Ich wäre beinahe vom Hocker gefallen.

Ihre Erklärung: Sie und ihr Mann seien Jazzfans seit Jahren, dürften ihre Liebe zum Jazz nicht an der Musikschule öffentlich zeigen. Sie schlug mir vor, in der Musikschule zu bleiben und eine Lanze für modernere Stücke wie. z. B. Gerhswins "Rapsody in Blue" oder Adinsells "Warschauer Konzert" u.a. zu brechen. In ihrer Wohnung spielten und improvisierten wir damals bekannte Jazzthemen. Dieser Frau verdanke ich "Musik und Musizieren für mein Leben".

Im gleichen Jahr gründete ich mit begabten Schülern des Gymnasiums meine erste Jazzband mit Trompete, Alt-Saxophon, Posaune, Contrabass und Schlagzeug - und nun ging es aufwärts mit der "Blue Note Jazz Compagnie". Das wurde ein besonderer Teil meiner Lebensgeschichte. Heute spiele und höre ich immer noch mit großen Entzücken
Stücke klassischer Musik und des Jazz, bereichert mit kreativem Tanz.

Ich breche hier ab und möchte dankbar mit den wunderbaren Zeilen Anaximandalas enden:

von der Harmonie der Klänge,
mag sie auch daneben liegen,
ohne Anspruch, ohne Zwänge,
niemals mehr genug zu kriegen

und gelöst von Ziel und Zwängen
seinen Geist, statt ihn zu leiten,
voller Freude auszubreiten,
statt sich weiter zu bedrängen.


Herzliche Grüße an alle, die Musik hören, spielen und
lieben!
Carolus
 
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