VÖLLIG ALLEIN
Nur schwer sieht er das ein:
Meist bleibt ein Dichter
mit seinem Gedicht allein
Denn die Wirkung seines Werkes
ist überschaubar klein
Was er fühlt, was er denkt, was ihn lenkt,
was ihm glückt, was ihn bedrückt,
interessiert nicht allgemein
Kaum ein Hörer, kaum ein Leser hat
eine lyrische Sicht und
schätzt eine poetische Geschicht'
Selbst die wenigen Freunde der Poesie
beachten viele Dichter in der Regel nie
Für sie hat nämlich nur ein Gedicht Gewicht
Es zu achten und zu fördern,
erachten sie für ihre vornehmste Pflicht
Dagegen hilft kein moralisches Gericht
Solche Dichterfreunde lieben
ausschließlich ihr Gedicht und
verlieren damit ihr freundliches Gesicht
Stephan Wannovius, Dalian, China, 10/06/24