Oh, hab's schon gefunden. Wer hätte das gedacht? cared:
"Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer." (Sokrates)
Seit fast 2500 Jahren gilt also der gleiche Satz über die Jugend, der im Grunde nichts anderes aussagt, als dass die jungen Menschen nicht so sind, wie die älteren sie gerne hätten. Das ist natürlich höchst alarmierend. Die Jugend von heute, und das Problem betrifft uns alle, ist rotzfrech. Kinder, so zwischen fünf und zehn, wenn sie gut erzogen sind - die kann man noch ertragen, weil man sie nicht ernst nehmen muss. Sind ja nur Kinder und zugegeben macht es ja auch Spaß, sie zu verarschen. Aber später, wenn sie alt genug sind, ihre Eltern zu verarschen, ist das nicht mehr lustig. Ich war neulich bei einem Ehepaar eingeladen, sie ist Lehrerin und er macht irgendwas, das ich nicht verstanden habe, verdient aber einen Haufen Geld damit - das war, glaube ich, sein Punkt. Das Gespräch kam bald auf die erste Liebe und die Frau meinte: "Unsere Marlene jedenfalls wartet mit ihrem ersten Freund, bis sie Verantwortung für eine Familie tragen kann." Und dann kam so ein harscher Blick in Richtung der Tochter: "Nicht wahr, Marlene?" Die tippte weiter in ihrem Smartphone herum und entgegnete nur trocken: "Ich bin ja nicht diejenige, die ihre Beine für meinen Mathe-Lehrer breit macht."
Rotzfrech! Und dabei bieten wir ihnen doch eine Welt der Möglichkeiten und Sicherheiten, eine Welt, in der man sich wohlfühlen kann. Und so danken sie es uns?! Da halten wir schon extra die Schulen so brüchig und marode - ich würde sagen gestaltbar, als Angebot, sich kreativ daran zu entfalten und die Jugendlichen gehen erst gar nicht dahin - die schwänzen doch regelmäßig. Und das, obwohl Lernen so viel Spaß macht, wenn genügend Druck dahinter steht. Und das Freizeitangebot an Schulen: jede dritte Stunde fällt aus, damit die jungen Menschen lernen, sich selbst sinnvoll zu beschäftigen und was machen sie? Sie lungern im Park herum und betrinken sich. Vor Kurzem sprach ich auf dem Elternabend mit einem Vater, der sich beklagte: "Stell dir vor, mein Ältester, der ist fünfzehn, und neulich hat er doch den Schlüssel zu meinem Spirituosenvorrat gefunden"; er hat mir dann auch gleich berichtet, wie reichhaltig sein Vorrat ist und was für leckere Schnäpse er hat - da kommt man schon auf die Idee, sich selbst bei ihm einzuladen. Schließlich hat er aber doch noch den Bogen gekriegt: "Und dann hat Kevin einfach eine Flasche Wodka zur Freistunde mitgenommen." Ich sagte nur: "So weit ist es schon gekommen, dass die Jugendlichen dieselben Drogen nehmen, wie ihre Eltern." Wir haben ja früher wenigstens noch mit Drogen experimentiert, die unsere Eltern gar nicht kannten. Gut, das ist heute auch kaum mehr möglich - da muss man fair bleiben.
Manchmal kommt es mir so vor, als ob die Jugendlichen sich weigern, erwachsen zu werden. Ist mir völlig schleierhaft. Dabei leben sie doch in einer Welt, in der sie den Segen vernunftgeleiteten, reifen Handelns erleben können. Der nahe Osten beispielesweise: seit über sechzig Jahren schießen sich Israelis und Palästinenser über den Haufen und beide sagen: "Der hat angefangen!" Das ist eine Lektion, die sich die jungen Menschen zu Herzen nehmen sollten: "Wenn der Andere angefangen hat, brauche ich nicht aufzuhören." Ich finde einfach, die Jugend sollte sich endlich mal vorbildlicher verhalten! Aber wir müssen auch gar nicht so weit weg blicken. Im Elternhaus: Mama und Papa streiten sich. Und wie das in einer guten, von gegenseitigem Respekt und Verständnis getragenen Familie der Fall ist, redet sie erst einmal meilenweit am Thema vorbei über seine Mutter, woraufhin er ihr Überempfindlichkeit attestiert, weswegen sie mit Tellern wirft und die Koffer packt. Aber Konflikte entstehen eben; es kommt nur darauf an, sie konstruktiv und von der Wurzel an zu lösen. Deswegen gehen Mama und Papa dann ein paar Minuten später ins Schlafzimmer und bumsen sich gegenseitig die Feindseligkeit aus dem Kopf - wie bei den Bonobos. Das ist doch für junge Menschen Anschauungsunterricht in Sachen Konfliktmanagement, aber bitte nur mit Kondom, liebe Kinder! Wer weiß, mit wem sich eure Klassenkameraden schon gestritten haben?
Doch das setzt auch voraus, dass man sich mal für andere interessiert. Wir haben es hier jedoch einfach mit einer Null-Bock-Generation zu tun. Diese strikte Verweigerungshaltung gegen jede gemeinschaftliche Unternehmung stimmt mich wirklich nachdenklich:
"Heute macht in der Innenstadt ein neuer IKEA auf; da werden bestimmt eine Menge Schaulustige sein - lasst uns das mal ansehen!"
"Kein Bock!"
"Oma hat eine neue Krankheit für sich entdeckt. Mal hören, was sie dazu so sagt!"
"Kein Bock!"
"Hey, da versuchen erwachsene Menschen mit flugunfähigen Plaste-Elefanten den Müggelsee zu überfliegen. Das wird bestimmt lustig!"
"Kein Bock!"
Die Jugend von heute ist einfach nicht mehr begeisterungsfähig. Wenn ich da an die Generation meines Großvaters denke. Damals hat das doch auch geklappt.