Wie geht's denn so ...

[eiselfe]

Man trifft immer wieder alte Bekannte
oder auch Freunde, die man so nannte.
Die erste Frage ist dann: Wie geht's denn so?
Man wechselt das Thema, der Andere ist froh.
Es sind nur Floskeln, dahin gesagt,
man hat dann auch nicht nachgehakt.
Denn eigentlich will man es nicht wirklich wissen,
bei Tod, würde man dich auch nicht vermissen.
 
Ehe ein Satz kommt über deine Lippen,
hat man dir schon das Wort abgeschnitten.
Man spricht über sich und seinen Krankenakten,
erläutert dazu noch ausführlich die Fakten.
Man schaut auf die Uhr und muß nun gehen,
hat sich gefreut, dich wieder zu sehen.

 

[Carry]

Liebe Eiselfe,
 
wie wahr und wie treffend.
Gut geschrieben, kaum einer nimmt sich mehr die Zeit wirklich mal zuzuhören.
 
Lieben Gruß an dich
Carry

 

[Ruedi]

Hallo ihr zwei,
 
ich sehe Floskeln eher als notwendiges soziales Schmieröl, das unnötige Kränkungen vermeidet, ohne uns zu überfordern. Denn die beiden anderen Möglichkeiten, die mir für ein Ausmerzen der Floskeln in den Sinn kommen, sind jede auf ihre eigene Art noch viel schlimmer, als ein paar höfliche aber bedeutungsarme Redewendungen.
 
1. Gar keine Floskeln. Kein Schmieröl für die alltägliche Kommunikation mit Leuten, die man hauptsächlich vom sehen her kennt, für die man aber jetzt nicht oder gar keine Zeit hat. Wie aufreibend wäre das Leben, wenn man stets nur unhöflich aber ehrlich abgewimmelt würde: "Du, für dich habe ich jetzt gar keine Zeit und auch keine Lust mit dir zu reden. Ruf mich auch bitte nicht an. Mir reicht's, wenn wir uns alle zwei Jahre mal für drei Minuten begegnen."
 
2. Jedem Menschen mit voller Aufmerksamkeit und so lange er es will voller aufrichtigen Interesses und Empathie zuhören. Den möchte ich sehen, der das auch nur einen Tag durchhält, ohne um sich zu schlagen.
 
Ich halte höfliche Floskeln ganz pragmatisch für einen gesunden Mittelweg. Verachtet mir die Umgangsformen nicht! Natürlich sollte das Leben auch die Gelegenheit für ebenjene anderen Gespräche im intimen Freundeskreis haben und nicht nur die floskelhaften Begegnungen. Aber die letzteren werden halt immer mehr sein, als die anderen. Das eine darf das andere eben nicht ausschließen.
 
LG
 
Ruedi

 

[Carry]

Hallo Ruedi,
 
Floskeln hin oder her, wenn man *irgendwelche Leute trifft mag das ja noch durchgehen, mir persönlich wäre es dann aber lieber man fragte mich gar nicht erst nach meinem Befinden.
Ich denke dabei aber an Menschen, die man näher kennt, die so tun, als würden sie sich wirklich für dich interessieren, es ihnen aber im Grunde Schittegal ist.
Ist mir auch schon im Zweiergespräch vorgekommen, kaum hat man auf eine Frage antworten wollen, schon ergießt sich ein Redeschwall mit Berichten vom Fragenden mit eigenen Befindlichkeiten und kommt nicht mehr dazu auch mal etwas zu sagen.
Oder man wird kurzerhand, mitten im Satz, einfach unterbrochen.
Zum Glück sind ja nicht alle Menschen so.

 
Lie Grü
Carry

 

[eiselfe]

Liebe Carry,
 
was du schreibst, sind auch meine Gedanken dazu - genau wie du es beschreibst, erlebe ich es immer wieder mal. Es wird eine Frage gestellt und eigentlich keine Antwort von mir erwartet- mich ärgert so etwas. Und dann kommt dieser Redeschwall, es wird nur über sich geredet und ehe man sich versieht, hat der Bekannte es so eilig- und weg ist er …
Und ich denke, was war das jetzt.
Aber, wie Carry schreibt- zum Glück sind nicht alle Menschen so.
Danke Carry für deine Gedanken dazu- du hast mich gerettet.
Heute ist nicht mein Tag- ich finde wieder Mal die (richtigen) Worte nicht ..