Auf ´nem Berge lag einmal
just ein Keiler, voll von Qual.
Konnt nicht sitzen, konnt nicht stehn
und schon gar nicht abwärts gehn.
Grad zur Suhle wollt er hin,
ruhen dort im Wildschweinsinn.
Doch die Kräfte ließen nach.
´s war zum Jammern, Weh und Ach.
Bald schon würde aus es sein,
aus mit seinen Schweinereien,
aus, mit all den großen Sprüngen;
Frischlinge davon schon singen.
Wie gerad’ an jenem Bache.
Munter buhlt um jene Sache
ungezähmt ein ganzer Wurf,
wie im Schlamm so auch im Torf.
Ach, wie tät er gern mitwühlen.
Mocht’ ein letzten Mal erfühlen
wie ihn kühles Wasser näßt
bei dem wilden Wildschweinfest.
Da, von ferne kam gezogen
schon die Nacht mit Wolkes Wogen
schwarz und düster, regenschwer;
gar mit Blitz und Donner her.
Voll vor Angst die Blicke wandern,
von dem einen Schwein zum andern
und zum Himmel selbst hinauf.
Furcht ergreift der Bachen Lauf.
Ob am Hange, ob im Tale;
alles rennt mit einem Male
wild umher und auch kreuzweis’
und dabei nicht einmal leis.
So nun lag der alte Keiler
fest verankert wie ein Pfeiler
ganz allein am Berge oben,
während drüber Stürme toben.
Bebend wollt er nur noch sterben.
Dacht so gar nicht an die Erben,
die bereits schon lang entflohn,
ohne Lust auf Donnars Lohn.
Wallend füllte sich der Graben,
den des Regens Früchte haben
einst vor langer Zeit gezeugt,
als sie talwärts sich erfreut.
Wieder rauschten Wasser nieder,
knapp vorbei an Keilers Mieder
und mit schrecklichem Getöse,
grad als seien Götter böse.
Und das Wasser nahm sich fort
Stück für Stück vom irdnen Ort.
Wandelt Erde um zu Schlamm.
Zerrt am Berge wie ein Kamm.
Bald schon wird der Hang erfahren,
daß in vielen trocknen Jahren,
sich vom Staub zuviel gelegt.
Dieser ward nun wegbewegt.
Aber auch die größten Wolken
sind mal leer und abgemolken,
wie nun auch die Dunkelheit
weichen muß dem Sonnenschneid.
Unser Keiler, noch am Leben
fühlt er sich und ließ erheben
seine Augen aus dem Grund
und erblickte neu das Rund.
Das was vorher hart und trocken
war nun naß. Es hocken
schon die ersten Vögel gar
vor ihm selbst, als ob nichts war.
Mit der letzten Kraft der Stunde
wälzte Keiler Rund um Runde
sich dem nahen Abhang zu,
um zu finden letzte Ruh’.
Doch mitnichten ging es böse
abwärts und frei von Getöse,
fand er sich bald unten wieder.
Labend wohl im Schlamm die Glieder.
Ja, so ist es oft im Leben.
Was als schön gilt, trifft uns eben
unerwartet hart und schwer
wie so mancher Sage Mär.
Andrenfalls sind uns die Lasten
unter denen wir nicht rasten
können, oftmals süßer Lohn
auf des Glückes höchstem Thron.
Also nimm das Leben heiter.
Denn es geht gewiß schon weiter
wenn du es auch nicht mehr glaubst
und an deinem Zweifel schraubst.
[2004]