I
Drüben da, die Alte, seht,
die dort an dem Flusse steht,
kurz davor zu überlegen,
sich der Strömung hinzugeben,
in den Fluss hineinzuschreiten,
von den Wassern sich zu leiten,
damit sie doch nur vergisst,
wie sehr sie ihr Kind vermisst,
das durch Europäerhand
schon mit sechs ein Ende fand.
IIa
Oder seht dort im Gewimmel,
den da, der da schaut zum Himmel,
diesen kleinen Jungen dort,
felsenfest an einem Ort,
der Kleine mit so düstrem Blick,
den holt der Herr wohl bald zurück!
Schon der Vater fiel im Kampf
und die Mutter war so krank,
doch immer hat er sich bemüht,
hat sein Leben doch geliebt;
nun, als fünfzehnjähr´ger Bub´,
denkt er sich: jetzt ist´s genug!
All die Mühen, all die Plagen,
Krieg hindurch an allen Tagen,
Terrorwarnung, Explosionen,
wozu soll dies Leben lohnen?
Auch der selbstgeschnitzte Stock,
auf dem er als Beine hockt,
der wird wohl sehr bald zerbrechen,
Holzwürmer ham ihn zerfressen.
Und so guckt er vor sich hin,
langsam schwindet ihm der Sinn,
und so kann er nicht erkennen,
wie plötzlich die Leut´ wegrennen,
wie mit einem Riesenwums
der Junge dann zu Boden plumpst.
Seine Knochen sind zersplittert,
die Gedärme rausgeschlittert,
Mann, was hat wohl der gedacht,
der dies Kind so umgebracht?
IIb
Doch was soll der sich schon denken,
muss er nur ein Flugzeug lenken,
kann nicht mal genau erkennen,
ob die Menschen auch wegrennen,
ob die Bürger sich verstecken,
hinter Büschen, hibter Hecken,
muss dann nur das Knöpfchen drücken,
und die Leute sich nur bücken,
damit keinem was passiert,
damit niemand dort krepiert.
Davon kann er nicht ausgeh´n,
dass dann da noch Menschen steh´n,
dass er, gar zu vorsichtig,
dann vielleicht noch jemand trifft.
Menschenleben sind nicht wichtig,
jeder Auftrag, der ist richtig.
III
Und der alte graue Mann,
wie er da am Bette stand,
grade hat man ihn gerufen,
er beschreitet nun die Stufen,
bettet sich dann auf die Bare,
auf der er sich jetzt verharre;
denkt noch kurz an seine Frau,
schließlich weiß er ganz genau,
wird er sie doch sehr bald treffen,
hofft, sie hat ihn nicht vergessen.
Endlich legt er sich dann nieder,
Fesseln komm´ um seine Glieder,
und man holt nun schnell das Gift,
das man ihm am Ende spritzt.
Sterbend in dem kahlen Zimmer,
blickt zur Decke, kommt Geflimmer,
hat er nochmal überlegt,
wieso es ihm hier so geht,
schließlich war doch weiter nichts,
als dass er ein Kommunist,
eben in den Staaten drüben,
die sich so etwas verbieten.
IIIb
Und auch sein geliebtes Weib,
das schon ging vor langer Zeit,
wurde auch nur hingerichtet,
weil sie Dinge anders sichtet;
dabei tat der Staat noch cool,
setzte diese auf den Stuhl,
ließ den Strom in sie reinlaufen,
nach zehn Mal - ein toter Haufen.
Nur noch eine Lebenswolke,
die aus ihrem Körper wollte,
diese kam, nach langem Kampf,
aus dem Kopf, und zwar als Dampf.
IIIc
Und nun endlich wird er müde,
werden seine Augen trübe,
um ihn rum ist alles schwarz,
nun beginnt die ew´ge Nacht.
IV
Ist es also in der Tat
vaterländischer Verrat,
den die Führer da begeh´n,
wenn sie Führung überneh´m,
wenn sie Wahrheit so verdreh´n,
dass sie über Leichen geh´n -
doch wir müssen es gesteh´n,
überall kann man es seh´n.
In Gedenken an die Opfer der Intoleranz
RS
Drüben da, die Alte, seht,
die dort an dem Flusse steht,
kurz davor zu überlegen,
sich der Strömung hinzugeben,
in den Fluss hineinzuschreiten,
von den Wassern sich zu leiten,
damit sie doch nur vergisst,
wie sehr sie ihr Kind vermisst,
das durch Europäerhand
schon mit sechs ein Ende fand.
IIa
Oder seht dort im Gewimmel,
den da, der da schaut zum Himmel,
diesen kleinen Jungen dort,
felsenfest an einem Ort,
der Kleine mit so düstrem Blick,
den holt der Herr wohl bald zurück!
Schon der Vater fiel im Kampf
und die Mutter war so krank,
doch immer hat er sich bemüht,
hat sein Leben doch geliebt;
nun, als fünfzehnjähr´ger Bub´,
denkt er sich: jetzt ist´s genug!
All die Mühen, all die Plagen,
Krieg hindurch an allen Tagen,
Terrorwarnung, Explosionen,
wozu soll dies Leben lohnen?
Auch der selbstgeschnitzte Stock,
auf dem er als Beine hockt,
der wird wohl sehr bald zerbrechen,
Holzwürmer ham ihn zerfressen.
Und so guckt er vor sich hin,
langsam schwindet ihm der Sinn,
und so kann er nicht erkennen,
wie plötzlich die Leut´ wegrennen,
wie mit einem Riesenwums
der Junge dann zu Boden plumpst.
Seine Knochen sind zersplittert,
die Gedärme rausgeschlittert,
Mann, was hat wohl der gedacht,
der dies Kind so umgebracht?
IIb
Doch was soll der sich schon denken,
muss er nur ein Flugzeug lenken,
kann nicht mal genau erkennen,
ob die Menschen auch wegrennen,
ob die Bürger sich verstecken,
hinter Büschen, hibter Hecken,
muss dann nur das Knöpfchen drücken,
und die Leute sich nur bücken,
damit keinem was passiert,
damit niemand dort krepiert.
Davon kann er nicht ausgeh´n,
dass dann da noch Menschen steh´n,
dass er, gar zu vorsichtig,
dann vielleicht noch jemand trifft.
Menschenleben sind nicht wichtig,
jeder Auftrag, der ist richtig.
III
Und der alte graue Mann,
wie er da am Bette stand,
grade hat man ihn gerufen,
er beschreitet nun die Stufen,
bettet sich dann auf die Bare,
auf der er sich jetzt verharre;
denkt noch kurz an seine Frau,
schließlich weiß er ganz genau,
wird er sie doch sehr bald treffen,
hofft, sie hat ihn nicht vergessen.
Endlich legt er sich dann nieder,
Fesseln komm´ um seine Glieder,
und man holt nun schnell das Gift,
das man ihm am Ende spritzt.
Sterbend in dem kahlen Zimmer,
blickt zur Decke, kommt Geflimmer,
hat er nochmal überlegt,
wieso es ihm hier so geht,
schließlich war doch weiter nichts,
als dass er ein Kommunist,
eben in den Staaten drüben,
die sich so etwas verbieten.
IIIb
Und auch sein geliebtes Weib,
das schon ging vor langer Zeit,
wurde auch nur hingerichtet,
weil sie Dinge anders sichtet;
dabei tat der Staat noch cool,
setzte diese auf den Stuhl,
ließ den Strom in sie reinlaufen,
nach zehn Mal - ein toter Haufen.
Nur noch eine Lebenswolke,
die aus ihrem Körper wollte,
diese kam, nach langem Kampf,
aus dem Kopf, und zwar als Dampf.
IIIc
Und nun endlich wird er müde,
werden seine Augen trübe,
um ihn rum ist alles schwarz,
nun beginnt die ew´ge Nacht.
IV
Ist es also in der Tat
vaterländischer Verrat,
den die Führer da begeh´n,
wenn sie Führung überneh´m,
wenn sie Wahrheit so verdreh´n,
dass sie über Leichen geh´n -
doch wir müssen es gesteh´n,
überall kann man es seh´n.
In Gedenken an die Opfer der Intoleranz
RS