Was die Augen nicht gesehen,
was der Geist hat nicht gedacht
ist am Abend heut geschehen;
schwärzer war’s als finstre Nacht.
Wo der Hof zum Haus sich wendet,
leises Wort den Wunsch bestimmt,
Eingang matt nur Dämm’rung spendet.
Anderssein uns mit sich nimmt.
Schritt für Schritt wird man geleitet
zu ´nem Platz, ich weiß nicht wo.
Ordnung stets die Tat begleitet.
Chaos herrscht, wär es nicht so.
Nun denn sitzen wir verwundert
und gespannt, was da noch kommt.
Leises Lachen uns aufmuntert.
Trank und Speise folgen prompt.
Scharfe Sinne, sie erstreiten,
was der eine uns verwehrt.
Schwer sind Bilder, wenn sie leiten
Herz und Gaumen kreuzverkehrt.
Tastend suchen wir die Gabel.
Tastend auch den Tellerrand.
Führen langsam ´s Mahl zum Schnabel;
die Serviette in der Hand.
Auch ein Trunk wird eingenommen
und der Nachtisch mit Gefühl.
Anders geht’s, als wir gekommen,
heimwärts in das Stadtgewühl.
Auf dem Weg nach Haus das Wissen,
daß ich vieles neu geseh’n.
Möcht’ mein Augenlicht nicht missen,
unbeschwert durchs Leben geh’n.
[2005]
Erläuterung zum Inhalt:
Wir haben damals in Berlin ein sogenanntes "Dunkelrestaurant" besucht. Es wurde von Blinden und Sehbehinderten geführt.
Uns wurde in völliger Dunkelheit "vor Augen geführt", wie es sich anfühlt, nicht zu sehen.
Eine sehr wertvolle Erfahrung!
LG, Heiko