Ein feuilletonistischer Kurzessay.
Glück wärmt selten im Warenkorb;
es wächst zwischen Haben und Halten—
im Gespräch mit uns selbst.
Samstag, vor dem Einkaufszentrum. Tüten, Displays, Eile.
Ich bleibe stehen, weil der Wind eine Werbebroschüre wie
ein Laubblatt über den Platz treibt: „Glück jetzt!“
In der Schaufensterscheibe spiegeln sich Gesichter,
als hätten sie die Nacht durchgearbeitet.
Einkaufswagen klappern, Zimtschnecken duften,
ein Kind drückt die Stirn ans Glas und zählt die Telefone.
Für einen Moment wird es still in mir, als hätte jemand
die Hintergrundmusik ausgeschaltet.
Und doch: Konsum hat auch Gutes —
er wärmt, wenn das Leben zieht.
Ein Mantel, der wirklich dicht hält.
Ein Kaffee, der eine schwere Woche milder macht.
Die reparierte Waschmaschine, die Zeit zurückgibt.
Ein Geschenk, das sagt: Ich habe dich gesehen.
Nichts daran ist verwerflich; vieles ist tröstlich.
Wir sind Körper — wir brauchen Dinge.
Ich ertappe mich dabei, wie ich Tüten mustere,
Quadratmeter vergleiche, Logos wie Orden lese.
Ich ertappe mich dabei, wie ich den Klick
auf „Bestellen“ mit Ankommen verwechsle.
Ich ertappe mich dabei, wie ich Genuss zum Ziel erkläre —
und ihm die Leere ankreide, wenn sie bleibt.
Besitz beruhigt, ja; aber er beruhigt auch Fragen, die wach bleiben sollten.
Vielleicht beginnt Würde dort, wo wir einander nicht als Mittel zum Zweck betrachten.
Wo eine Begegnung länger dauert als ein Bezahlvorgang.
Wo ein Abend mit Freunden nicht zu „Content“ wird.
Wo ich ein gutes Essen schmecke, statt es mit dem Handy zu dokumentieren.
Tiefe wächst in der Lücke zwischen Haben und Halten:
im Nein, das Wünsche sortiert;
im Ja, das Beziehungen bindet;
im Schweigen, das nicht peinlich ist.
Ich trete vom Schaufenster zurück.
Das Kind bekommt einen Luftballon,
eine Frau hebt einem alten Mann den Schal auf,
jemand hält die Tür länger offen als nötig.
Keine Heldentaten, nur kleine Reparaturen am Tag.
Auf dem Heimweg trage ich meine Tüte leichter —
nicht, weil sie leer wäre, sondern weil sie keine Antwort schuldet.
Vielleicht ist Glück weniger Besitzfrage als Gespräch — mit uns selbst.
Glück wärmt selten im Warenkorb;
es wächst zwischen Haben und Halten—
im Gespräch mit uns selbst.
Samstag, vor dem Einkaufszentrum. Tüten, Displays, Eile.
Ich bleibe stehen, weil der Wind eine Werbebroschüre wie
ein Laubblatt über den Platz treibt: „Glück jetzt!“
In der Schaufensterscheibe spiegeln sich Gesichter,
als hätten sie die Nacht durchgearbeitet.
Einkaufswagen klappern, Zimtschnecken duften,
ein Kind drückt die Stirn ans Glas und zählt die Telefone.
Für einen Moment wird es still in mir, als hätte jemand
die Hintergrundmusik ausgeschaltet.
Und doch: Konsum hat auch Gutes —
er wärmt, wenn das Leben zieht.
Ein Mantel, der wirklich dicht hält.
Ein Kaffee, der eine schwere Woche milder macht.
Die reparierte Waschmaschine, die Zeit zurückgibt.
Ein Geschenk, das sagt: Ich habe dich gesehen.
Nichts daran ist verwerflich; vieles ist tröstlich.
Wir sind Körper — wir brauchen Dinge.
Ich ertappe mich dabei, wie ich Tüten mustere,
Quadratmeter vergleiche, Logos wie Orden lese.
Ich ertappe mich dabei, wie ich den Klick
auf „Bestellen“ mit Ankommen verwechsle.
Ich ertappe mich dabei, wie ich Genuss zum Ziel erkläre —
und ihm die Leere ankreide, wenn sie bleibt.
Besitz beruhigt, ja; aber er beruhigt auch Fragen, die wach bleiben sollten.
Vielleicht beginnt Würde dort, wo wir einander nicht als Mittel zum Zweck betrachten.
Wo eine Begegnung länger dauert als ein Bezahlvorgang.
Wo ein Abend mit Freunden nicht zu „Content“ wird.
Wo ich ein gutes Essen schmecke, statt es mit dem Handy zu dokumentieren.
Tiefe wächst in der Lücke zwischen Haben und Halten:
im Nein, das Wünsche sortiert;
im Ja, das Beziehungen bindet;
im Schweigen, das nicht peinlich ist.
Ich trete vom Schaufenster zurück.
Das Kind bekommt einen Luftballon,
eine Frau hebt einem alten Mann den Schal auf,
jemand hält die Tür länger offen als nötig.
Keine Heldentaten, nur kleine Reparaturen am Tag.
Auf dem Heimweg trage ich meine Tüte leichter —
nicht, weil sie leer wäre, sondern weil sie keine Antwort schuldet.
Vielleicht ist Glück weniger Besitzfrage als Gespräch — mit uns selbst.