Lieber
@Carlos!
Danke für dein intensives Beschäftigen mit meinen Zeilen. Gerne erkläre ich den Hintergrund und die Wortwahl.
Gefangen in der Seelentiefe
schreit ein Fluch nach dir,
schwinde, fliehe, triefe
ich gehör nicht mir.
Ich beziehe dieses Gedicht auf eine mitgelittene Situation in der Familie, die eine für mich - die ich zum Glück sehr positiv eingestellte Person bin und heute auch mit Problemen ganz gut umgehen kann - tiefgehend empfundene Depression darstellt.
In den ersten beiden Zeilen spreche ich über diese Person, die in der Depression feststeckt und gehe dann über in die direkte Selbstreflexierung, wie sie mir gegenüber stattgefunden hat.
Angstvoll drängt der Atem
dem Leben bittend nach,
bleibe, sei im sattem
Überdrusse wach.
Diese Worte finden wieder den Zugang, der von außen herangetragen wird, weil die Verzweiflung, mit der Situation umgehen zu können, mit der Bitte, sich wieder dem Leben zuwenden zu können, einhergeht. Dies hast du mit deinem Kommentar ja auch genauso richtigerweise dargelegt.
Erlösung wünscht nach oben
im Sog der dunklen Nacht,
verbogen, stets umwoben
zerbirst sie ohne Macht.
Hier hast du ebenfalls bereits die Lösung angeführt. Der Wunsch nach Erlösung, die von dunkler Nacht umwoben ist, deren zerbersten geschehen soll, ohne weiter Macht auszuüben.
Es ist schlimm, wenn man helfen will und nicht kann, wenn diese dunkle Macht über das eigene Verständnis hinausgeht und man fast selbst gefangen ist in dem Strudel der negativen Empfindungen. Zum Glück haben wir diese Situation in der Famlie gemeinsam getragen und heute zeugt nur noch ein ganz besonders und fast außergewöhnlich liebevoller Umgang mit dieser Person davon, dass sie immer weiß, dass wir auch Gedanken verstehen, die nicht unsere eigenen sind.
Danke für deinen Kommentar, deine Fragen und deine Empathie lieber Carlos.
LG Sonja