Wegen meines fortgeschrittenen Alters, verschuldet durch ein wegen meiner Kopfschmerzen verlorenes Jahr, avanciere ich bald automatisch zum Sprecher in unserem Privatgymnasium. Ich animiere meine Kollegen, manche meiner Einfälle zu verwirklichen. Beispielsweise rege ich dazu an, auf unserem Sportplatz nicht nur Fußball zu spielen, sondern auch Leichtathletik zu betreiben. Wir üben Hochsprung, Weitsprung und Sprint. Warum ich das mache? Ich weiß eben, dass ich im Fußball nicht zu den Besten zähle, bei Leichtathletik sehr wohl, so dass ich mit meinen körperlichen Leistungen wieder einmal glänzen kann. Da wir den Sportplatz mit sogenannten Schwererziehbaren, auffällig gewordenen Jugendlichen im nahegelegenen Heim, teilen müssen, sind wir darauf angewiesen, das Gelände nicht zu spät zu verlassen, um irgendwelche Zusammenstöße mit denen zu vermeiden. Dabei hoffen wir selbstverständlich auch darauf, dass die Burschen aus dem Erziehungsheim nicht zu früh dran sind, um uns in die Quere zu kommen. Der Leiter des Erziehungsheims und unser Pater Prior haben sich auf die Regelung mit einer halben Stunde Zwischenraum geeinigt, damit keine Schwierigkeiten entstehen. Sie befürchten zu Recht, dass alle diese Jugendlichen, zwangseingewiesen aus einem vernachlässigten Milieu, nicht optimal zu den behüteten Klosterschülern aus dörflich religiöser Umgebung passen.
Heute jedoch gibt es trotz allem eine solche Begegnung. Ich weiß nicht, wer sich in der Zeit geirrt hat. Jedenfalls sehen wir die Halbwüchsigen, bedeutend älter als wir, aufgestachelt durch unseren Anblick, heranstürmen. Ich schreie meinen Kollegen zu, sofort wegzulaufen. Einer von ihnen schafft es nicht rechtzeitig. Um ihn vor Gröberem zu bewahren, stelle ich mich – pflichtbewusst als Ältester – zwischen ihn und die Horde von Angreifern. Zwei von ihnen stürzen sich auf mich, werfen mich zu Boden, treten auf mich ein. Panik erfasst mich. Ich fühle mich erlöst, als ein Erzieher schreiend und im Laufschritt heraneilt und die beiden zurückpfeift. Stolz bin ich darauf, als Beschützer der Unsrigen zu gelten. Meine Aktion dauert zwar nur wenige Minuten, bewundert werde ich trotzdem. Und so etwas brauche ich für mein Ego. Nicht, dass ich es notwendig gehabt hätte, aber es schmeichelt mir und hält mich ohne Unterlass bei guter Laune.
Bild: Internet-Fund

Heute jedoch gibt es trotz allem eine solche Begegnung. Ich weiß nicht, wer sich in der Zeit geirrt hat. Jedenfalls sehen wir die Halbwüchsigen, bedeutend älter als wir, aufgestachelt durch unseren Anblick, heranstürmen. Ich schreie meinen Kollegen zu, sofort wegzulaufen. Einer von ihnen schafft es nicht rechtzeitig. Um ihn vor Gröberem zu bewahren, stelle ich mich – pflichtbewusst als Ältester – zwischen ihn und die Horde von Angreifern. Zwei von ihnen stürzen sich auf mich, werfen mich zu Boden, treten auf mich ein. Panik erfasst mich. Ich fühle mich erlöst, als ein Erzieher schreiend und im Laufschritt heraneilt und die beiden zurückpfeift. Stolz bin ich darauf, als Beschützer der Unsrigen zu gelten. Meine Aktion dauert zwar nur wenige Minuten, bewundert werde ich trotzdem. Und so etwas brauche ich für mein Ego. Nicht, dass ich es notwendig gehabt hätte, aber es schmeichelt mir und hält mich ohne Unterlass bei guter Laune.
Bild: Internet-Fund
