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Modul: SELBST
Fehlercode: SPCH/NF
Meldung: Schnittstelle nicht gefunden

Ich
bin
nicht
mehr
gesendet.


Ich sah einmal ein Wort auf dem Boden
liegen –
es war warm.
Ich wollte es hochnehmen.
Aber ich hatte keine Hände mehr.

Stattdessen:
Ein Summen,
wie zwischen Zahnarzt und
Geständnis.
Ein ganz kleiner Stromschlag
unter der Zunge,
wo früher mal „ich“ war.

Diagnose läuft…
Reaktionszeit: 7.4 Sekunden
Affektantwort: none
Reboot empfohlen

Die Welt
fragt mich dauernd,
ob ich „noch da“ bin.

Ja.
Ich bin nur nicht mehr
in Sprache gespeichert.

Ich bin der Text,
den du nicht abschickst.
Ich bin die Lücke
zwischen deinem „Hallo?“
und meinem stillen
Kollaps.

Achtung: kein Signal mehr von der Zentrale
Ersatzsprache aktivieren? [Y/N]

Ich habe alle Wörter
nach Alphabet gestapelt,
doch sie ergeben kein
Türschloss.

Ich bin hier.
Ich bin hier.
Ich bin—

_—

Fehler.
System überhitzt.

Sprache:
abgebrannt.
Hals:
nur noch Echo.

Löschung erfolgt
nach letzter Zeile.
 
Hallo @evermore,

das Gedicht ist bedrückend, experimentell und wirkt. Das LI kann/will nicht mehr mit anderen verbal kommunizieren. Verbindungen kommen nicht zu Stande. Wobei ein Interesse der Außenwelt offenbar vorhanden ist. Die Hintergründe für diesen Zustand bleiben im Vagen (evtl. eine Kritik an verkürzter Rumpfkommunikation mittels „Hallo?“ und „noch da?“ und den darunter liegenden Beziehungen; bzw. die Sehnsucht nach echtem Austausch anstelle einer „Affektantwort“), der Text legt den Fokus stattdessen auf das Innere. Es ist das Protokoll eines Zusammenbruchs (bzw. Ausfalls, wie der Titel es treffend nennt). Der Leser wir in diese existenzielle Krise hineingezogen und folgt ihr gespannt bis zum (unhappy) end. Funktioniert in dieser Form sehr gut für mich. Danke fürs Teilen!

Beste Grüße

Friedrich
 
Hey @Friedrich

Danke für deine Worte!
Du hast völlig recht: Das Gedicht ist kein Code-Manual, sondern eher eine Wartungsklappe im Innersten. Was kaputt ist, weiß selbst das LI nicht genau, nur dass die Standardschnittstelle für „Ich bin noch da“ nicht mehr zuverlässig sendet. Die Reboots laufen ins Leere, und irgendwann fängt man eben an, seine Semantik mit Systemmeldungen zu verwechseln.

Deine Beobachtung zur „Affektantwort“ trifft ins Schwarze (bzw. ins sanft-blinkende Cursorgrau): Die Außenwelt will Ping, kriegt aber Stille. Und interpretiert das dann als Fehler, statt als Format, das einfach nicht mehr in diese Zeit passt.

Ein letzter Versuch, genau das mitzuteilen: Dass etwas lebt, auch wenn es nicht mehr klingt. Dass Signale existieren, selbst wenn das Protokoll sie nicht mehr entschlüsselt. Und dass sich Sprache manchmal löscht, nicht, weil da nichts war, sondern weil zu viel war, um es in Worte zu pressen.

VG
evermore
 
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