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Fräulein Wehmut II

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Neulich, als Frau Wehmut ging
Zur Dämmerung des Abends hin,
Da wurde ihr mit Graus gewahr,
Dass sie darin ihr Leben sah.
 
Jeder Stern am Himmelszelt
War für ein Lebensjahr bestellt.
Das Myriaden Lichtermeer
Verdross das Herz der Dame sehr.
 
Ein Zwischenspiel von Mondenglanz
Und Sonnenstrahl im Himmelstanz.
Frau Wehmut starrt auf ihre Zehen,
Um diesem Anblick zu entgehen.​
 
Hallo Wolkenwolf,
 
habe neulich ein wenig im Dichter-Forum rumgestöbert und bin bei einigen Autoren hängen geblieben und du bist einer davon. Deine Gedichte gefallen mir sehr, in Form und Inhalt. Auch ich liebe diese Form, die an mittelalterliche Lieder erinnert, mit ihren kurzen Versen, ihren regelmäßigen Reimen, Hebungen, Senkungen, ihrer schlichten Schönheit und Musikalität - Dichtung zum Vortragen (und wenn auch kein Zuhörer dabei ist). Aber das ist natürlich nichts, wenn inhaltlich nichts Gescheites dabei ist... Und Letzteres trifft bei deinen Gedichten nicht zu (zumindest nicht bei denen, die ich gelesen habe).
 
Wie z.B. bei den beiden Fräulein-Wehmut-Gedichten... Wunderschöne Gedichte...
 
Da gehen mir viele Fragen durch den Kopf... Z.B. im 2. Teil, warum mag sie nicht die Sterne (jeder für ein Lebensjahr) sehen? Weil sie sie erinnern, dass sie so alt ist bzw. sich so alt fühlt? Oder - umgekehrt - weil sie noch so viele Jahre vor sich hat (im 1. Teil ist ja eine Todessehnsucht unverkennbar)? Oder weil sie in ihrer (wehmütigen) Natur nicht fähig ist, die Schönheit des Abendhimmels zu sehen? Oder weil sie weiß, dass ihre (wehmütige) Natur mit der Schönheit des Himmels unvereinbar ist...? Oder oder oder...
 
Und darf ich fragen - wer stand Pate für Fräulein Wehmut? Die Wehmut als menschliches Gefühl oder ein bestimmter Mensch...
 
Anders als effraie finde ich die 3 Strophen in sich schlüssig. Sie werfen etliche Fragen auf, aber weitere Erklärungen im Gedicht selbst würden seinen Zauber stören...
 
Ja, das war Fräulein Wehmut im Sommer. Wie geht es ihr z. Zt.?
 
Liebe Grüße,
Anna
 
 
Hallo Anna,
 
danke für deinen umfangreichen Kommentar. Ich hab es immer gern, wenn man sich derart tiefgründig mit meinen "Werken" auseinandersetzt.
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Fräulein Wehmut symbolisiert in erster Linie den Kummer, die Traurigkeit des Autors und verleiht diesen Gefühlen eine Form. Als personifizierte Wehmut ist sie wohlmöglich auch ein wenig egoistisch, kümmert sich wenig um den Lauf der Dinge, ignoriert sie gar oder will davon einfach nichts wissen. Für sie existiert nur der Schmerz, das Leid, dessen Ende in so weite Ferne gerückt zu sein scheint.
 
Meines Erachtens gab es sogar mal eine vierte Strophe. Da dieses Werk aber in schierer Hast und Zerstreutheit entstanden ist, ist es bei diesen dreien geblieben. Irgendwo existiert auch noch ein 3. Teil, in dem Frau Wehmuts Träume und die Flucht in den Schlaf thematisiert werden. Ist aber noch nicht fertig :wink:
Was macht die Gute zurzeit? Im Augenblick schläft sie wohlmöglich und träumt von einem Ende, das nie kommen wird...
 
Also, nochmals danke, dass du dich mit meinen Texten so gründlich auseinandersetzt. Ich stehe gern jederzeit Rede und Antwort.
Wünsche noch einen guten Abend und eine schöne Woche dazu.
 
Liebe Grüsse,
 
Wolfi
 
Das hast du schön gesagt:
 
Fräulein Wehmut symbolisiert in erster Linie den Kummer, die Traurigkeit des Autors und verleiht diesen Gefühlen eine Form. Als personifizierte Wehmut ist sie wohlmöglich auch ein wenig egoistisch, kümmert sich wenig um den Lauf der Dinge, ignoriert sie gar oder will davon einfach nichts wissen. Für sie existiert nur der Schmerz, das Leid, dessen Ende in so weite Ferne gerückt zu sein scheint.
 
Wir mögen v.a. Dinge, in denen wir uns wieder finden oder? Ich identifiziere mich sehr mit deinem Fräulein Wehmut... Habe selbst etliche Gedichte, da würde sie (vielleicht) verstehend mit dem Kopf nicken... Aber vielleicht auch nicht.
 
Na, wenn du mal die 4. Strophe wieder finden solltest, immer her damit. Wer weiß? Vielleicht macht sie das Gedicht doch noch runder, als es eh ist. Und ich bin gespannt auf den 3. Teil.
 
Liebe Grüße,
Anna
 
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