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Feedback jeder Art Konturen im Mondlicht

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  • Lichtsammlerin
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Dort ist ein Mädchen im Sprint
eine leere Straße bei Nacht
karges Mondlicht durch Zweige brechend
dort ist ein Haus voller Schatten
und ein Mann zwischen ihnen verborgen
der behauptet ihr Bewahrer zu sein
aber sein Gang riecht wie Verrat
 
wie oft wird die Flucht misslingen
und sie im Keller erwachen
mit dem einzigen Gedanken
am Tod gescheitert zu sein
 
aber was nützt es
ihr die Sonne zu zeigen
und die offenen Türen
wenn die Dunkelheit in ihr
die Welt ausschließt
und sein Gesicht das einzige
das sie nicht vergessen kann -
 
dort ist ein Haus voller Schatten
und ein Mädchen das fort rennt
ohne sich zu entfernen
dort ist ein Mann und eine Silhouette
halb Schatten halb Erinnerung
 
sie, die den Mund verschließt
um die Schreie einzusperren
verblasst zu Konturen brechenden Mondlichts.
 
Das Verblassen selbst
wird ihre Gestalt
und die abgestreifte Haut blieb
im Dunkel eines Kellers aus dem
sie Nacht um Nacht in ein Leben
rennt das ihr sagt: Komm zurück.
 
 
Eine Traurigkeit erfüllt diese Zeilen, eine verlassene Einsamkeit. Viel Erinnerung an Natascha Kampusch, der mein ganzes Mitgefühl heute noch gilt, weil sie das Zeichen für folgenden Absatz in deinen Zeilen ist: 
aber was nützt es


ihr die Sonne zu zeigen


und die offenen Türen


wenn die Dunkelheit in ihr


die Welt ausschließt


und sein Gesicht das einzige


das sie nicht vergessen kann -
 
Unvorstellbar die Kraft, sich trotzdem aus diesen Fesseln zu befreien. Nach Jahren folgte sie unter unsagbarer Angst den Worten "komm zurück". 
Unglaublich geschrieben. 
Sonja
 
Liebe Sonja,
 
ehrlicherweise musste ich Natascha Kampusch und ihre Geschichte erst nachschlagen, ich kannte sie nicht. Vielleicht weil ich zu der Zeit des großen Medienechos selbst noch ein Kind war..
Eine erschütternde Geschichte. Aber wie auch du schreibst - eine unvorstellbar große Kraft, sich daraus zu befreien. Auch wenn die körperlichen Fesseln fort sind.. tja, es bleiben doch noch lange die innerlichen.
Noch erschütternder, wie viel Hass, Verleumdung und Hetze ihr seit der Flucht immer noch entgegen schlägt. Da fehlt mir echt das Verständnis.
Auch wenn ich nun bis eben nichts von ihrer Geschichte wusste, meine Worte könnten tatsächlich Teile ihres Erlebens spiegeln. Ich fürchte es sind viele Menschen, die ähnliches erlebten..
Danke für deine Reflektion dazu und dein Lob!
 
Liebe Grüße, Lichtsammlerin
 
Menschen sind oft so was von selbstgerecht
Ja, und letztlich ist das symptomatisch für unsere Gesellschaft. Was ist denn zu erwarten, in einer Welt, die einen ständig lehrt besser, größer, schneller als der Rest sein zu müssen und immer mehr zu haben?
 
Jetzt in dem Beispiel von Natascha Kompusch scheinen mir die patriachalen Strukturen ebenfalls ein Faktor. Durch den Frauen im Allgemeinen weniger "Wille" zugesprochen wird als Männern, Opfer werden zu Tätern gemacht und müssen sich rechtfertigen, ihre Unschuld beweisen, anstatt umgekehrt. Das ist ein riesiges Problem, auch juristisch.
Und diese Problematik überträgt sich auf die Gesellschaft. Im Internet ist der Ton sowieso nicht gezügelt, jeder Anstand scheint über Bord geworfen, die täuschende Maske der Anonymität verleitet zu viele darin ein Ventil für was auch immer zu finden.
Und wenn selbst die Logik nicht hilft.. und das Gefühl / Einfühlen schon bei sich selbst aufhört.. wie begegnet man dann diesen Menschen? Ich habe zwar null Verständnis für dieses Verhalten, aber ich frage mich tatsächlich, wie damit umzugehen ist.
Aber vielleicht ist es auch müßig.
 
Es ist so alltäglich leider. Und zurück bleibt oft Ratlosigkeit. Und ich mache mir über alles zu viele Gedanken..
 
Nochmals liebe Grüße dir!
Lichtsammlerin
 
  • Lichtsammlerin
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