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Textarbeit erwünscht nichts.

Der/die Autor/in wünscht sich konkrete Rückmeldungen zur Textgestaltung.
  • Friedrich
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ich schick dir worte
die tun so
als wären sie leicht
als würden sie nicht brennen
unter der zunge

du schickst mir nichts
das alles sagt
in emojis
und ellipsen
und dieser pausen-luft
zwischen „okay?“
und „bist du noch wach?“

du
bist eine apotheke
in menschengestalt
voll tabletten
und takten
und diesem blick
der sagt:
„nichts, nichts“
während alles
laut
im hintergrund klirrt

ich will nicht wissen
wo es weh tut
nur
wo ich nicht hintreten soll

du willst nicht stören
ich will nicht verlieren
und irgendwo dazwischen
liegt eine Decke
aus ungefragten Fragen
die niemand faltet

manchmal
wünsch ich mir
du würdest einfach
nicht lächeln,
nicht abwinken,
nicht sagen:
„alles gut.“

sondern
den bruch
zeigen,
bevor du ihn
zum blühen zwingst.

die kapseln
machen nicht alles besser,
aber leiser.
und ich frag mich,
ob du nur schlafen willst –
oder verschwinden.

ich bin hier.
nicht als lösung.
nicht als richtung.
nur
als jemand,
der nicht
wegschaut.
 
Hallo evermore, wieder sehr schöne, traurig ausdrucksstarke Zeilen aus Deiner Feder.
Vorerst in aller Kürze von mir:
ich schick dir worte
die tun so
als wären sie leicht
als würden sie nicht brennen
unter der zunge
als wär´n sie leicht, würden nicht brennen unter der Zunge
(nicht 2xals und wär´n liest sich besser als wären) oder Du schreibst: als fielen sie leicht, würden nicht brennen unter der Zunge

du willst nicht stören
ich will nicht verlieren
und irgendwo dazwischen
liegt eine Decke
aus ungefragten Fragen
die niemand faltet
du willst nicht stören, ich nicht verlieren (ohne will)
.... aus ungestellten Fragen (Fragen nicht doppelt)

Man merkt dem LI an, dass es sich müht und nach einem Ausweg sucht. Da ist ein Interesse des LI am LD. Ein klärendes Gespräch kommt leider nicht zustande. Ich stelle mir zwei Menschen vor, die nicht in Kontakt kommen, zumindest nicht mehr als ein Andeuten und Abwinken. Sie überspielen ihre Gefühle mit lockeren Worten und Gesten. Doch das LI leidet unter der Situation und will diese auflösen, dass was da ist, retten bzw. den Bruch kitten.

Den Schussvers finde ich besonders eindrucksvoll.
Wegschauen ist meines Erachtens nie gut, denn letztlich beschäftigt einen das, was man erfahren hat, weiter und so tun, als hätte man nichts gesehen, hilft keinem, vor allem nicht dem inneren Gleichgewicht.

Soweit erst einmal meine Gedanken.

Gute Nacht wünscht Juls
 
Zuletzt bearbeitet:
Hey @Darkjuls


Vielen Dank für dein Feedback!


Was deine Vorschläge betrifft:

Ja, „wär’n“ flutscht natürlich weicher – hat dieses gewisse Sfumato, das mir eigentlich auch liegt. Ich hab’s in der Ursprungsfassung bewusst hart gelassen, als wäre das „wären“ selbst so ein Brennpunkt-Wort, das nicht gehen will. Aber du hast recht, vielleicht kann es atmen lernen.

Bei „will“ vs. „nicht“ – ja, stilistisch ist die Kürzung effizienter, aber für mich hatte „will“ hier etwas Trotzhaftes. Wie ein inneres Zitat. Aber das ist die spannende Grauzone zwischen dichterischer Präzision und persönlichem Tonfall. Ich ringe da oft.

Die Dopplung durch „ungefragten“ und „Fragen“ ist mir beim Schreiben gar nicht aufgefallen, das muss sofort geändert werden Xd


Was ich sehr wertschätze: dass du den Schlusssatz als zentral herausstellst. Ich wollte nie eine Antwort geben, sondern ein Fenster stehen lassen – in diese Art Beziehung, in der Kommunikation eben nicht der Schlüssel ist, sondern der Türrahmen, in dem beide hängenbleiben.

„nicht wegschauen“ ist für mich kein Heldentum, sondern eine Form von Anwesenheit, die keinem Drama dient, sondern dem Dasein.
Deshalb: Danke für dein Hinsehen.


Eine angenehme Nacht wünscht ebenfalls
evermore



~



Ich überlege grade, ob ich
„du schickst mir nichts / das alles sagt“
mit
„du schickst mir satzfragmente / mit fluchtinstinkt im komparativ“
ersetze.




Zwischenversion:

ich schick dir worte
die tun so
als wär‘n sie leicht
als würden sie nicht brennen
unter der zunge

du schickst mir nichts
das alles sagt
in emojis
und ellipsen
und dieser pausen-luft
zwischen „okay?“
und „bist du noch wach?“

du
bist eine apotheke
in menschengestalt
voll tabletten
und takten
und diesem blick
der sagt:
„nichts, nichts“
während alles
laut
im hintergrund klirrt

ich will nicht wissen
wo es weh tut
nur
wo ich nicht hintreten soll

du willst nicht stören
ich will nicht verlieren
und irgendwo dazwischen
liegt eine Decke
aus ungestellten Fragen
die niemand faltet

manchmal
wünsch ich mir
du würdest einfach
nicht lächeln,
nicht abwinken,
nicht sagen:
„alles gut.“

sondern
den bruch
zeigen,
bevor du ihn
zum blühen zwingst.

die kapseln
machen nicht alles besser,
aber leiser.
und ich frag mich,
ob du nur schlafen willst –
oder verschwinden.

ich bin hier.
nicht als lösung.
nicht als richtung.
nur
als jemand,
der nicht
wegschaut.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schön, wenn auch bitter schmeckend. Natürlich willst Du mit jedem Wort und wie es geschrieben steht, etwas bewirken. Für Deine Überlegung bzgl. der Schreibweise wirst Du eine Lösung finden. Mir gefällt die jetzige Fassung sehr.

Bis dann, Juls
 
Hallo @evermore,

ich finde dein Gedicht sehr stimmig und berührend. Da du um Textarbeit gebeten hast, hier gerne einige Anmerkungen:

ich schick dir worte
die tun so
als wär‘n sie leicht
als würden sie nicht brennen
unter der zunge
Starker Einstieg, der direkt den Zwiespalt des LI offenbart.

du
bist eine apotheke
in menschengestalt
voll tabletten
und takten
Was ist hier mit Takten gemeint? Unnatürliche Routine, Ticks o.ä.? Das Gesamtbild funktioniert, nur bei diesem Wort bin ich mir nicht sicher.

ich will nicht wissen
wo es weh tut
nur
wo ich nicht hintreten soll
Die Fürsorge des LI berührt. Schön formuliert.

du willst nicht stören
ich will nicht verlieren
und irgendwo dazwischen
liegt eine Decke
aus ungestellten Fragen
die niemand faltet
Persönlich hadere ich mit dem Bild der zu faltenden Decke. Das Bild funktioniert, dort ist ein To-do, welches jemand angehen muss, aber niemand tut, und so bleibt es offen. Aber ist die Sprache der Problematik angemessen? Daneben könnte „ich will nicht verlieren“ auch stärker zu „ich dich nicht verlieren“ formuliert werden. Ist dann sehr direkt, schaue gerne, ob das so für dich noch passt. Hier ein Alternativvorschlag, bei dem ich versuche den anklingenden Pragmatismus deines Sprachbilds zu wahren:

„du willst nicht stören
ich dich nicht verlieren
und irgendwo dazwischen
glimmt ein Brand
aus ungestellten Fragen
den niemand austritt“

sondern
den bruch
zeigen,
bevor du ihn
zum blühen zwingst.
Die Problematik wird klar umrissen. Frage mich ob blühen, hier das beste Wort ist, da eigentlich positiv konnotiert. Lieber „bevor du ihn / zum schreien zwingst“?

die kapseln
machen nicht alles besser,
aber leiser.
und ich frag mich,
ob du nur schlafen willst –
oder verschwinden.
Erneut sehr berührend und einfühlsam schön geschrieben.

ich bin hier.
nicht als lösung.
nicht als richtung.
nur
als jemand,
der nicht
wegschaut.
Und ein toller Schlussvers. Das LI möchte sich nicht aufdrängen, nur da sein, für jemanden, der dem LI sehr am Herzen liegt.

Wie gesagt, gefällt mir das Gedicht sehr gut!

Beste Grüße

Friedrich
 
  • Friedrich
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