Aktuelles
Gedichte lesen und kostenlos veröffentlichen auf Poeten.de

Poeten.de ist ein kreatives Forum und ein Treffpunkt für alle, die gerne schreiben – ob Gedichte, Geschichten oder andere literarische Werke. Hier kannst du deine Texte mit anderen teilen, Feedback erhalten und dich inspirieren lassen. Um eigene Beiträge zu veröffentlichen und aktiv mitzudiskutieren, ist eine Registrierung erforderlich. Doch auch als Gast kannst du bereits viele Werke entdecken. Tauche ein in die Welt der Poesie und des Schreibens – wir freuen uns auf dich! 🚀

Feedback jeder Art Parkgeschichten (eine Ballade)

Hier gelten keine Vorgaben mit Ausnahme der allgemeinen Forenregeln.
  • C
    letzte Antwort
  • 5
    Antworten
  • 63
    Aufrufe
  • Teilnehmer
*****

Es ging einst ein Schwadroneur,
zart gegliedert wie ein Falter,
in den Park als Unterhalter,
denn er fühlt' sich als Charmeur.

Lässig, farbenfroh gekleidet,
folgte manch verträumter Blick,
was ihn innerlich entzückt',
dacht' er doch, man ihn beneidet.

Und es trieb ihn auf die Meile;
federnd waren seine Schritte,
bis er stand dort in der Mitte,
wo er eine lange Weile

klingend schön artikulierte,
jede Phrase unterstrich,
wie ein wilder Flederwisch
mit dem Arm gestikulierte.

Immer mehr er sich ereifert';
wohlgestaltet seine Reden
über sein bewegtes Leben,
voller Lob man ihn umgeifert'.

Seine Worte schwangen sich
in berührend' Höhenlagen,
um in Tiefe umzuschlagen,
alles lauschte inniglich.

Heftig traf es die Passante
schüchtern unterm Schleierhut,
was er sagte tat so gut,
wie sie es vormals nie kannte.

Hinter ihrem Netzgeflecht,
festgezurrt in der Tournüre,
um den Hals eine Bordüre,
wurde es der Dame schlecht.

Und es schwanden ihr die Sinne;
selig lächelnd sank sie nieder,
neben duftgetränktem Flieder,
alles nur ob dieser Stimme.

So geschah's. Mit viel Douceur
lag in wallenden Gewändern,
niemand wagte dies zu ändern,
sie zu Füssen dem Flaneur.

Dieser nun, etwas perplex,
sah die Dame schmachtend liegen,
die schon hoffte, ihn zu kriegen;
doch aus innerem Reflex

hatte er es plötzlich eilig.
Und mit wehend' Mantelsäumen
floh er zwischen dichten Bäumen.
Im Alleingang ist's ihm heilig

allerlei zu rezitieren;
groß und intellektuell
nährt er den narzisstisch' Quell
sich nur selbst zu präsentieren.

Ja, man tat ihm gerne lauschen;
er verstand die eine Sorte
Unterhaltung, seine Worte
wie die Wolken aufzubauschen.

Die erzählbetörend' Weile
hat nun jäh ein End' gefunden,
der Flaneur vor Schreck verschwunden,
es war still auf jener Meile.

Leicht fing es zu regnen an,
was vertrieb ein Liebestäubchen,
und zurück als Jammerhäufchen,
blieb die Dame, en passant.




15.01.2007 R.W.
(bin gerade damit beschäftigt,, meine früheren Gedichte
in Hefte zu binden. Dabei habe ich dieses hier
wieder gefunden ;-)

 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Chilicat,

wirklich schöne Ballade, die du hier geschrieben hast! Der Schluss kam etwas überraschend, aber das ist auch die Lehre aus dem Gedicht. Manchen geht es nur um sich selbst und sie können es nicht brauchen, wenn andere Ihnen die Show stehlen.

Toll und sehr amüsant umgesetzt 😊

LG Denios
 
Hallo Denios,

vielen Dank für Dein Lob.
Wenn sich einer als zu hoch einschätzt, kann es schon mal vorkommen, dass er verregnet wird.
Nur um die Dame en passant tat es mir leid -lach-

Liebe Grüße
Chilicat
 
Hallo Chilicat,

deine Ballade vom schwadronierenden Flaneur und der empfindsamen Dame habe ich mit Vergnügen gelesen. Die gedrechselte Sprache mit ihren durch Inversionen verdrehten Sätzen und den abgezwackten apostrophierten Endungen passt perfekt dazu. Man hat direkt die Stimme des "Erzählbetörers" im Ohr, der bei seinen Rezitationen vermutlich aus einem Jahrhunderte alten Fundus an Gedichten und Geschichten schöpft. Der verregnete Schluss lässt die Szene überraschend still ausklingen, auch das sehr schön.

Danke für diesen Lesegenuss!

Gruß
Cornelius
 
Hallo Cornelius und Darkjuls,

herzlichen Dank! Wenn man so begeistert ist von Burgen, alten, verträumten Schlössern und Mittelalter, wie ich, dann kommt schon mal so etwas dabei heraus. Aber im MA leben würde ich dann doch lieber nicht wollen, mir genügt das Heute -lach-

Liebe Grüße
Chilicat




Ein Dankeschön für die Likes @ Lyzea, Darkjuls, Arwen, Teddybär, Stavanger, Cornelius, EndiansLied,
Denios, Josina 🙂
 
Zuletzt bearbeitet:
  • C
    letzte Antwort
  • 5
    Antworten
  • 63
    Aufrufe
  • Teilnehmer
Zurück
Oben