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Feedback jeder Art tage voller scheinheiligkeit

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  • Nesselröschen
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tage voller scheinheiligkeit
 
wir standen an der bahn von irgendwoher blies der wind
die kühle luft herüber sie ließ sich greifen  aus dem wald
flüsterte düster eine  ahnung  das böse blut stieg mit ein
ins abteil setzte sich neben mich war ganz auge und ohr
 
der wind wehte dir um die nase  gut gelaunt riefst du mich
zu dir und der frau doch ich blieb sitzen dein zug rauschte
an mir vorbei in der zeit  das kind gesellte sich zu euch nur
mit dem blick folgte der mann  schmutzig war mein fenster
 
unser zug blieb stehen meine glieder waren steif gegen den
wind kämpfend stapften wir in den speisesaal leer und groß
und kalt ich saß allein neben dir  dein geist war vorausgeeilt
erklomm den berg  auf den wellen einer melodie  wir folgten
 
dein blick irrte umher  erhaschte helle  schulterlange haare
und ein jugendliches gesicht schnell verschwand es wieder
du stelltest mich  mit dem rücken zum  denkmal  maßt mich
durch die linse und ich wartete und wartete  auf das blitzen
 
dann kurvte ein kind  um die ecke  gefolgt von einem kranz
heller haare  freudiges erkennen in ihren  augen  sie kamen
auf uns zu mein eingefrorenes gesicht und  dein unsicherer
seitenblick ließen sie innehalten endlich hörte ich es klicken

die ausbeute an fotos dieses tages war beträchtlich ich fand
mich am stein stehend auf der bergspitze  gratuliere du hast
es grad noch geschafft sie sind drauf am rande des fotos im
laufschritt auf den ausflug folgten tage voller scheinheiligkeit
 
Guten Morgen liebe Nesselrose.
 
ich empfinde diesen text als die erste kurzgeschichte oder kurzprosa von dir, als prosatext, satzzeichenlos, konsequent klein geschrieben, sehr fließend und flüssig, hohes tempo. So laufen Erinnerungen ab, bewegen sich beißende kleine Gedankenplagegeister.
 
Geschildert wird, wenn ich es richtig verstehe, ein Familien- oder Paarausflug, aber Ausflug im doppelten Sinne. Denn das LI fühlt sich bald ausgeschlossen aus dem Ausflug, den die Augen und Gedanken seines Begleiter machen. 
Sehr interessant ist das Spiel mit den Foto-Schnappschüssen, bei denen am Rande immer das Objekt der Begierde mit abgebildet ist. Aber in der Wahrnehmung des LI wird es selbst an den Rand gedrängt, und die fremde Frau in den Mittelpunkt.
 
Es folgen Tage der Scheinheiligkeit , schließt  das LI, und schließt  damit das kleine des Kapitel des Ausflugstages nicht ab, sondern schlägt es als neue Seite einem altbekannten großen Kapitel zu.
 
Ein sehr interessantes Prosawerk hast du hier geschrieben.
 
Gruß Lé.
 
Hallo Nesselröschen,
das Leben als Rückblick auf einen Ausflug, in dem viele Facetten der "Scheinheiligkeit" aufblitzen. Ich vermute mal, da steckt einiges Autobiographisches drin, weshalb ich gut verstehe, dass der Text hermetisch in der Detailaussage bleibt. Manche Gedankensprünge könntest Du vielleicht noch etwas "glätten" aber bei einem Bild/Dia-Vortrag gibt es ja auch Übergänge.
Gern Hineingespürt und LG
Perry





 
 
Hallo, ihr Lieben!
 
Danke für eure positiven Rückmeldungen! Ich übe noch und bin darin (v.a. bei den Prosagedichten) sehr unsicher, ob sie nicht zu sehr "Prosa" sind. Daher sind eure Kommentare mir eine großem Hilfe und Aufmunterung.
 
Fietje, ich weiß, dass ich meine Texte sehr verfremde - vielleicht zu sehr; andererseits trösten mich Aussagen, die ich gelegentlich lese, dass man dem Leser nicht alles auf dem Tablett servieren soll. Dass du trotzdem "wie ein Angler am Fluss" bei den Zeilen verweilst, erfüllt mich mit Freude! Deine Fragen sind durch die Kommentare der anderen beiden Leser sicherlich beantwortet.
 
Lé, deinen Kommentar verstehe ich als durchweg positive Rückmeldung und danke dir von Herzen! Du hast sogar etwas in dem Gedicht gesehen, das mir nicht bewusst war, das aber stimmt: Am Rand war nicht nur die fremde Frau mit ihrem Kind sondern auch gefühlt das LI.
 
Perry, du bist mein Vorbild, wenn ich mich in solchen Gedichten versuche, und du weißt auch, wie schwierig es ist, die Form aufrecht zu erhalten und gleichzeitig darauf zu achten, dass der Inhalt gefällt.
 
Du hast recht, es hat autobiografische Züge: Ich pickte eine eigentlich harmlose Begebenheit heraus und baute sie aus. In dieser Erzählform schreibe ich gerne, wobei die Schwierigkeit darin besteht, die Zeilen zu schmücken und sie attraktiv zu gestalten (vielleicht mehr als bei anderen Gedichtformen, weil man wirklich immer wieder ins einfache "Erzählen" verfällt); mit meiner ersten Strophe war ich in diesem Sinn  etwas zufriedener als mit den folgenden.
 
Ja, die Gedankensprünge verständlich voneinander abzugrenzen gelingt mir - ohne Satzzeichen - noch nicht so gut, und ich bin ziemlich ungeduldig und mag es nicht, allzu lange an einem Gedicht zu arbeiten.
 
Ich danke auch Guenk für das Gefallen-Smiley!
Danke für euren Besuch hier!  
 
LG Nesselröschen
 
 
  • Nesselröschen
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