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Feedback jeder Art verzeih

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  • Anaximandala
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der himmel ist von sternenlicht umflossen
das mondboot bricht den spiegelsee entzwei
mein wachsein wird von einem traum durchschossen
ich träume stets von dir
verzeih

der kahle wald steht frierend an den hängen
mein schritt klirrt fremd im fernen eulenschrei
und hallt als echo zu den sterngesängen
ich wünschte, du wärst hier
verzeih

ich schlag die sehnsucht tot, die müden stunden
gehn durch die nacht, gehn irgendwie vorbei
doch hab ich trost in deinem wort gefunden
ich weiß, es galt nicht mir
verzeih
 
Ein Text, der „verzeih“ heißt, beginnt nicht bei null, er beginnt mit Schuld. Mit dem Bewusstsein, dass Sprache nicht heilt, aber vielleicht lindert. Das Wort ist nicht entschuldigend, es ist resigniert.
Ein elegisches Liebesgedicht, das nicht liebt, um zu besitzen, sondern um loszulassen. Es ist ein Erinnern, das keinen Trost bringt, und trotzdem notwendig ist.

Der Text operiert auf einer melancholischen Frequenz, die man mit Eichendorff flüstern hört und mit Ingeborg Bachmann verdauen möchte. Er setzt sich in ein Traditionszimmer der deutschsprachigen Lyrik, dort, wo Naturbilder als emotionale Projektionsflächen dienen und das „Ich“ nur durch Abwesenheit des „Du“ konturiert wird. Dabei bleibt das „Du“ sehr abstrakt – zu abstrakt?

Besonders schön: „mein schritt klirrt fremd“ – ein Synästhesie-Fragment, das akustische Entfremdung als Kälte markiert.

Die Wiederholung von „verzeih“? Keine Katharsis, keine Erhebung, nur der Versuch, das Unausweichliche mit Würde zu ertragen. Vielleicht ein Akt der Selbstvergebung.

Ich lese gerne neo-romantische Nachhalllyrik im Postmodulationsmodus, auch wenn so etwas nie aus meiner Feder fließen könnte, glaube ich.

Es ist kein großes Gedicht. Aber es ist ein gutes.
So, Schluss mit meiner Bewunderung.

Gerne gelesen,
evermore
 
Grüß Dich Sofakatze, dieses Gedicht von Dir empfinde ich als wahre Poesie, die in ihrer Sanftheit wunderbar bildhaft tiefe Gefühle beschreibt. Erinnerungen werden wach an nächtliche Stunden ohne Schlaf traumversunken. Das "Verzeih", als ein um Entschuldigung bitten für sehnsuchtsvolles Forttäumen, ist nicht nur traurig, sondern zutiefst anrührend.

Liebe Grüße Juls
 
hallo ihr lieben,
ganz vielen dank für eure schönen rückmeldungen und die vielen likes. ich fange heute mal von unten an, mir ist gerade so 😉:

hallo stavanger,

wie schön, das freut mich doch sehr zu lesen, danke. 🙂

hallo delf,

da bist du ja wieder. 🙂
vielen dank für deine rückmeldung. freut mich sehr, dass du dich dem mondboot und damit der transzendenz anvertrauen konntest. ich hoffe, es hat dich heil wieder nach hause geleitet. 😉

hallo darkjuls,

ich danke dir für deine schöne und tiefgründige rückmeldung. beim dichten versuche ich immer, eine sprache zu finden, welche eigentlich unaussprechliches wie emotionen dennoch ausdrückt, hier die melancholische resignation über die unmöglichkeit, eine liebe, die nicht sein darf oder die vergangen ist, vollständig zu bewältigen. wenn mir dies gelungen ist, freue ich mich sehr. 😀

hallo evermore,

vielen dank für deine ausführliche und tiefgehende analyse, ein kleinod für sich.
mich hat es sehr gefreut, wie gut du die feinheiten herauslesen konntest. deine analyse trifft den kern des gedichtes, mehr noch, du hast meine eigene sicht auf das gedicht erweitern können. 😃

die abstraktion des LD ist bewusst gewählt, um die unerreichbare natur dieser liebe zu unterstreichen - ob zu abstrakt, nun ja, das mögen andere entscheiden.

hallo dio,

deine rückmeldung kam zeitgleich mit meiner antwort, deshalb ergänze ich einfach hier.
vielen dank, ich habe die sternentinte auch nur geschenkt bekommen und wollte sie nun endlich mal benutzen. 😉

liebe grüße
sofakatze
 
Hallo sofakatze

hallo delf,

da bist du ja wieder.
vielen dank für deine rückmeldung. freut mich sehr, dass du dich dem mondboot und damit der transzendenz anvertrauen konntest. ich hoffe, es hat dich heil wieder nach hause geleitet.

sehr gerne 🙂
Ach, schon wieder so ein schönes Bild. Großartig! 🙂

ja, auf den wellen der transzendenz trug es mich sanft und als ich vor der türe stand, erkannte ich, dass ich schon längst zu hause war.

Einen schönen Sonntag dir
Liebe Grüße
Delf
 
  • Anaximandala
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