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Feedback jeder Art Wenn ich gehe – eine Elegie

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  • Driekes
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Die große Uhr hat keinen Zeiger für uns.
Der Sand fällt namenlos, geräuschlos.
Wir sind die Spur im Glas,
kurz glänzend, dann verblassend —
genug.

Und wenn ich gehe,
lasst mich los —
nicht bloß Verlust,
sondern heim.
Zurück in den Kreis,
mit offenen Händen,
weit und bereit.

Ich war hier.
Mit meiner Stimme,
meinem Schweigen,
meinem irren,
zärtlichen Herzen.

Ich war
wie ihr.
Im Fluss des Lebens
bin ich geschwommen,
mitgenommen,
getrieben, gestürzt —
und manchmal: getragen.
Jetzt zieht er weiter.
Ich löse mich,
wie Licht im Wasser.

Zwischen Leben und Tod
liegt ein Schleier —
dünn wie ein Flüstern der Luft,
schwer wie ein Geheimnis.
Wer ihn berührt,
streift Ewigkeit.
Wie Atem am Morgen.

Doch was war,
bleibt.
Die Wärme einer Hand.
Ein unausgesprochener Blick.
Die Spur eines Gedankens
zwischen zwei Seufzern der Zeit.

Sagt nicht:
„Er ist gestorben.“
Sagt:
„Er ist jetzt dort,
wo das Unsichtbare
beginnt zu leuchten.“

Ich bin nicht mehr Teil
eurer Tage,
doch ich bin
nicht nichts.
Ich bin das Echo
eines letzten Wortes.
Das Schweigen
zwischen den Liedern.
Der Hauch,
der das Blatt bewegt,
ohne sich zu zeigen.

Und wenn ihr mich vermisst —
geht hinaus.
In die Wälder.
An den Fluss.
Dorthin,
wo die Welt nicht spricht,
aber alles sagt.

Und wenn ihr geht —
irgendwann —
werdet ihr mich nicht suchen müssen.
Ich werde schon dort sein,
wo Wege enden
und Nähe beginnt.

Denn nichts geht verloren.
Alles kehrt heim in den Kreis.
 
Hallo Driekes,
ich kann mich nur anschließen, wunderbarer Text! Ich bin das Echo meines letzten Wortes finde ich besonders schön und den Schlußgedanken, dass alles heimkehrt in den Kreislauf von Leben und Tod und nichts geht verloren!
Sehr berührend!

Liebe Grüße, Lizzy
 
Hallo Driekes
In so schöne Worte lässt sich das Wirken von Leben und Tod kleiden. Diese Elegie sprüht vor Intelligenz und poetischer Glanzleistung. Ich habe jedes Wort genossen.

LG Teddybär 🐻
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber Rudolf, lieber Perry, liebe Lizzy, lieber Teddybär, liebe Chilicat,

danke euch sehr fürs Lesen und die warmen Worte.

@Rudolf ,​

– dein kleines Leuchten und die Musiknote habe ich gern mitgenommen.

@Perry,​

– genau dort wollte der Text hin: dorthin, „wo die Welt nicht spricht, aber alles sagt“.

@Lizzy

– das Echo-Bild und der Kreisgedanke sind das Herz der Elegie; schön, dass sie dich erreichen.

@Teddybär

– dein Lob freut mich. Ich wollte leise sein – wenn dabei Glanz spürbar wird, umso besser.

@Chilicat

– ja, vielleicht ist es am Ende eine Liebeserklärung an das, was bleibt.

Danke für eure freundlichen Augen – sie haben den Text wärmer gemacht!

Herzlichen Dank auch für die vielen Likes – jedes ist ein leises „Ich war da“. Das tut gut. 🙏

Herzliche Grüße
Driekes
 
  • Driekes
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