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Feedback jeder Art Unerträglich

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  • Darkjuls
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Wenn laut ein Schwein quiekt,
lauschen die Tiere.
Wenn der Mensch hinsieht,
geht es ihm an die Niere.

Dass jenes Schwein quiekt,
ist schnell vergessen.
Weil der Appetit siegt,
wird sein Fleisch gegessen.

Wie der Mensch Tier hält,
daraus lässt sich schließen,
ihn kümmert kein Umfeld
vor dem Blutvergießen.

Weil sie lautlos tanzen,
Fische gar nicht leiden,
will man ihnen wie Pflanzen
Gefühle abschreiben.

Selbst wenn ein Mensch weint,
wird weggesehen.
Unerträglich es uns scheint,
dass wir uns vergehen.

Damit sich das ändert,
ist das Sehn unerlässlich.
Denn wer sich abwendet,
der handelt verwerflich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hey Juls,

dein Gedicht ist wie eine Nadel in einem Wattebausch: weich im Ton, spitz in der Wirkung. Und genau so muss es sein, wenn man über etwas schreibt, das so viele lieber gar nicht hören wollen.

Du beschreibst den Menschen wie ein Tier, das sich einreden muss, kein Tier zu sein. Der sich selbst zur Krone der Schöpfung kürt, nur um nicht zu merken, dass seine Krone aus Hautresten geflochten ist.

Du fängst mit einem Quieken an, einem Laut, der wie ein Ausrufezeichen in eine taube Welt fällt. Und dann rollt der ganze Text los wie ein Mahngedicht auf Schleifpapier. Kein Pathos, kein Zeigefinger, sondern eine bittere, saubere Wahrheit: Der Mensch schaut weg. Nicht aus Bosheit. Sondern weil Hinschauen sein Selbstbild zerstören würde.

Besonders das mit den Fischen trifft mich. Diese stille Elegie an die Unsichtbaren. An die, denen kein Schmerz zugestanden wird, weil er nicht in decibelgemessene Schmerzensschreie gegossen wird.

Und das letzte Drittel, wenn du vom Menschen schreibst, der weint, da hält das Gedicht plötzlich dem Leser den Spiegel hin. Kein glatter Spiegel. Eher ein Zersprungener. Und man erkennt sich trotzdem.

Was ich besonders stark finde: Der Rhythmus bleibt konsequent, fast wie ein Trauermarsch mit Taktstock.
Und doch: Kein Pathos. Kein Gejammer. Nur diese leise, kluge Wut.

Ein paar Zeilen trage ich mit mir herum wie einen Splitter unter der Haut:
„Weil sie lautlos tanzen,
Fische gar nicht leiden,
will man ihnen wie Pflanzen
Gefühle abschreiben.“

Das ist kein Reim. Das ist ein Befund. Danke dafür. Nicht fürs Wachrütteln – ich war nie eingeschlafen.
Aber fürs Erinnern. Dass selbst Lyrik, wenn sie nicht schreit, immer noch beißen kann.

LG
evermore
 
Danke evermore, ich sehe meine Zeilen hier nicht als dichterische Glanzleistung, aber sie kommen von Herzen und ich fühle mich meinen Mitgeschöpfen verbunden.

Das Wort "quieken" klingt nach einem Stich ins Herz und genauso hört es und fühlt es sich an, wenn ein Schwein panisch um sein Leben kämpft. Was die Fische betrifft, dazu hat mir einmal ein Angler gesagt, dass die ja keine Gefühle haben und deshalb den Haken im Maul gar nicht spüren und schon gar keinen Schmerz, wenn sie tonlos an Land nach Luft schnappend verenden. Hier kann ich nur appellieren hinzusehen. Auch Pflanzen kommunizieren untereinander, nur weil wir das nicht wahrnehmen, heißt es nicht, dass es nicht stattfindet.

Danke für Dein Hinsehen und Einfühlen. Ebenso danke ich Sabine, Ponorist, Lyzea und Klime für das Feedback. Gerade auch weil das Gedicht nicht wohlklingt, aber inhaltlich schwer wiegt. Das bedeutet mir viel. Danke

Juls
 
  • Darkjuls
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